Ein Rundgang über den „Hof der Vielfalt“Hof der Bakkers in Pattscheid ausgezeichnet

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Die Familie Bakker mit der Auszeichnung als „Hof der Vielfalt“.

Die Familie Bakker mit der Auszeichnung als „Hof der Vielfalt“.

Leverkusen – Unbemerkt auf den Bauernhof Bakker zu kommen, ist fast eine Unmöglichkeit – und das nicht unbedingt wegen Hofhund Odin. Auf den Wiesen rundherum genießen Gänse und Puten ihren Freilauf – und schlagen ordentlich Alarm, wenn sich jemand dem Familienbetrieb in Pattscheid nähert.

Bereits in dritter Generation bewirtschaftet die Familie mittlerweile den Bauernhof. Was einst mit wenigen Kühen begann, entwickelte sich im Laufe der Jahre zu einem hochmodernen Milchviehbetrieb mit 120 Kühen und einer eigenen Schweine- und Geflügelzucht. Seit zehn Jahren führt Jan Bakker die Geschäfte im Ölbachtal und setzt – so wie sein Vater vor ihm – auf eine Produktionsweise, die die Qualität der Produkte ebenso im Blick hat wie das Tierwohl.

Tiere größtenteils auf der Weide

Auf dem Bauernhof Bakker bedeutet das: Große Teile des Jahres verbringen alle Tiere auf der Weide; die Ställe für die dunkle Jahreszeit bieten ausreichend Platz und viel Licht. Gefüttert wird nur gentechnikfreies Futter aus eigenem Anbau. Die Bakkers wollen ihren Tieren ein möglichst stressfreies Leben ermöglichen – und das bis zum Schluss. Tiere, die nicht auf dem eigenen Hof geschlachtet werden können, werden von Jan Bakker auf den hofeigenen Hänger verladen und in eine nahe gelegene Metzgerei transportiert.

Eine eigene Schweine- und Geflügelzucht betreiben die Bakkers, dazu haben sie 120 Milchkühe und jede Menge Gänse und Puten – die auch ordentlich Alarm schlagen, wenn sich jemand dem Bauernhof nähert.

Eine eigene Schweine- und Geflügelzucht betreiben die Bakkers, dazu haben sie 120 Milchkühe und jede Menge Gänse und Puten – die auch ordentlich Alarm schlagen, wenn sich jemand dem Bauernhof nähert.

Doch nicht nur das Wohl der Hoftiere haben die Bakkers im Blick: Auch an Bienen, Vögel und Co. wird gedacht. Dafür erhielten die Bakkers zuletzt die Auszeichnung „Hof der Vielfalt“. Der in diesem Jahr erstmals von der Biologischen Station Rhein-Berg vergebene Preis zeichnet Höfe aus, die sich besonders um den Erhalt der Artenvielfalt bemühen – also etwa Nistmöglichkeiten für Vögel bereithalten oder durch „Blühstreifen“ Insekten Nahrung bieten. Die Idee, am Wettbewerb teilzunehmen, hatte im Übrigen Jan Bakkers Frau Christina: „Ich dachte, das ist eine gute Gelegenheit zu zeigen, dass man auch als konventioneller Landwirtschaftsbetrieb auf diesem Gebiet mithalten kann.“

Kritische Betrachtung der Entwicklung

Denn der Hof Bakker ist kein Biobauernhof. Zwar stand die Überlegung, auf eine reine Bioproduktion umzusteigen, durchaus im Raum. Aber: „Wir sind hier in einem Ballungsgebiet, neues Land ist kaum noch zu kaufen. Ohne die Möglichkeit, unseren Mais zu spritzen, bekämen wir unsere Tiere nicht satt.“ Und Futter zukaufen ist für Jan Bakker keine Option.

Eine eigene Schweine- und Geflügelzucht betreiben die Bakkers, dazu haben sie 120 Milchkühe und jede Menge Gänse und Puten – die auch ordentlich Alarm schlagen, wenn sich jemand dem Bauernhof nähert.

Eine eigene Schweine- und Geflügelzucht betreiben die Bakkers, dazu haben sie 120 Milchkühe und jede Menge Gänse und Puten – die auch ordentlich Alarm schlagen, wenn sich jemand dem Bauernhof nähert.

Die Anforderungen, die er erfüllen muss, um seine Milch als Weidemilch zu vermarkten, seien ohnehin schon hoch. Und der bürokratische Aufwand werde immer mehr für Landwirte. Jan Bakker betrachtet viele Entwicklungen kritisch, fühlt sich als konventionell produzierender Bauer unter Generalverdacht gestellt. Er weiß, wie vielen Kollegen bei den derzeitigen Preisen das Wasser bis zum Halse steht.

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An den Protesten am vergangenen Dienstag hat er jedoch nicht teilgenommen – er befürchtete Auseinandersetzungen zwischen einigen Bauern und radikalen Tierschützern. Grundsätzlich aber kann er den Protest seiner Kollegen verstehen: „Wir Bauern brauchen Verlässlichkeit. Und eine Politik, die sich mit uns und der Materie auseinandersetzt.“ Er wünscht sich aber auch, dass sich die Verbraucher mehr auseinandersetzen: „Nirgendwo sind die Lebensmittelpreise so niedrig wie hier.

Man stellt sich zwar einen Webergrill für 1800 Euro auf die Terrasse, aber da landet dann ein Würstchen für 50 Cent drauf.“ Er hat jedoch den Eindruck, dass hier etwas in Bewegung kommt: Die Nachfrage in seinem Hofladen wächst stetig, ebenso die Bereitschaft, entsprechende Preise zu zahlen. „Die Leute sollen auf den Hof kommen und probieren“, so Bakker. Die meisten würden schnell merken, dass sich höhere Preise und bessere Bedingungen geschmacklich rentieren.

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