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Covestro-BetriebsratIrena Küstner ist die Frau für den Zusammenhalt

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„Die Arbeitnehmerschaft darf sich nicht spalten lassen“: Covestros Betriebsratsvorsitzende Irena Küstner

Leverkusen – Eine Einheitsliste für die Wahl zum Betriebsrat? Irena Küstner würde es tun. Ohne zu zögern. Die Vorsitzende des Betriebsrats bei Covestro hat schon einen früher als unauflöslich geltenden Widerspruch – nun ja: aufgelöst. Als Bayers Kunststoff-Sparte nach der Ausgründung vor zwei Jahren auch einen eigenen Betriebsrat zu wählen hatte, hat sich die Listenführerin der IG BCE mit den Basisbetriebsräten geeinigt: Basis und Chemie-Gewerkschaft bildeten eine gemeinsame Liste.

Eigentlich undenkbar. Denn historisch betrachtet sammelte sich bei der Basis immer die Opposition. Die IG BCE-Betriebsräte galten als Apparatschiks, für die Ansagen aus der Gewerkschaftszentrale in Hannover im Zweifel wichtiger waren als die Nöte der Kollegen im Betrieb. Dabei spielte auch eine Rolle, dass die IG BCE-Leute mit ihrem moderaten Kurs gegenüber den Arbeitgebern als perfekte Verkörperung dessen gelten, was für manchen Arbeitnehmer nur ein Schimpfwort ist: „Co-Manager“. Für Irena Küstner ist das keine Kategorie. Sie hält den fundamentalen Interessen-Gegensatz zwischen Vorstand und Betriebsrat für wichtiger als Streiterei unter den Vertretern der Belegschaft. „Die Arbeitnehmerschaft darf sich nicht spalten lassen.“

Erster Erfolg des Betriebsrats: Azubis werden übernommen

Zwei Jahre, in denen sie mit Randy Rheindorf und weiteren Basisbetriebsräten zusammenarbeitete, hätten sie da bestärkt: „Das hat sich absolut bewährt.“ Man habe natürlich „sehr auf Absprachen geachtet“, berichtet sie. Schließlich war es das erste Mal, dass IG BCE und Basis im Betriebsrat zusammensaßen. In der täglichen Arbeit habe es keine Probleme gegeben, berichtet Küstner. Deshalb sei die Frage, ob es auch bei der nächsten Betriebsratswahl eine gemeinsame Liste geben soll, sofort mit „Ja“ beantwortet worden. „Darüber gab es überhaupt keine Diskussion.“

Erleichtert worden sei das durch einige Erfolge, die sich auch im Kosmos von Bayer und seinen ehemaligen Bestandteilen sehen lassen konnten. Covestro hatte als erstes Unternehmen eine Zusage, dass seine Auszubildenden übernommen werden. „Etwas anderes ist auch gar nicht mehr zeitgemäß“, sagt die Vorsitzende des Betriebsrats.

Küster will Standortsicherung

Stolz ist Küstner auch auf die Bonus-Regelung. Die habe sich, nachdem der Kunststoff-Konzern gerade ein Rekordjahr bilanziert hat, besonders ausgezahlt. Dass es bei Covestro sogar mehr auszuschütten gab als bei der früheren Konzernmutter Bayer, nimmt Küstner als Beleg, dass sich die Kunststoff-Ausgliederung gelohnt hat. Das zeige was es ausmacht, „wenn man nicht mehr um Investitionen betteln“ sondern frei entscheiden könne, was gut ist für die Entwicklung des Unternehmens.

Wenn am 19. April gewählt ist, rückt ein anderes Thema in den Blick. Küstner will erreichen, dass der Standortsicherungsvertrag verlängert wird. Das Papier, in dem der Schutz vor betriebsbedingten Kündigungen ein zentraler Paragraf ist, läuft zwar erst Ende 2020 aus. Doch ab sofort sei das „Thema Nummer eins“. Weil das ein dickes Brett ist, hätte Küstner am liebsten nur eine Liste auf der Wahlbekanntmachung gehabt. Nun sind es drei: Neben dem Belegschaftsteam steht die Keimzelle allen Widerstands gegen die IG BCE: die „Durchschaubaren“.

Vier Listen konkurrieren bei Currenta

Eine Woche nach der Bayer-Wahl sind die Beschäftigten von Currenta aufgerufen, von Dienstag, 20., bis Donnerstag, 22. März. Beim Chempark-Betreiber konkurrieren vier Listen. Die IG BCE mit dem Betriebsratsvorsitzenden Marco Sandri an der Spitze, die Betriebsräte vor Ort mit Peter Schoennagel, das mit der Vereinigten Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) verbundene Belegschaftsteam mit Emine Erdogmus und die „Alternative“ mit Wolfgang Feige.

Der Betriebsrat von Currenta hat 23 Mitglieder, fünf von ihnen sind für die Arbeit in dem Gremium freigestellt.