Das Fanprojekt ist umgezogen. Wir haben einen ersten Blick rein geworfen.
Neustart mit Herz und GeschichteDas ist das neue Zuhause des Fanprojekts Leverkusen

Erinnerung zum Anfassen: Ein Spind aus der Spielerkabine ziert den Eingang des Fanprojekts.
Copyright: Dominik Scholz
Ein Frühstück vor dem Spiel, ein Graffiti an der Wand, ein neuer Treffpunkt mit Geschichte: An der Manforter Straße hat das Fanprojekt Leverkusen neue Räume, nach 28 Jahren in einem Haus in der Lichstraße. Fanprojekte sind nach eigener Auskunft unabhängige Einrichtungen der Jugendhilfe. Sie sind mit den kommunalen Jugendhilfestrukturen vernetzt. Zielgruppe der Fanprojekte sind alle Fußballfans zwischen zwölf und 27 Jahren.
Wer die neuen Räume des Fanprojekts Leverkusen an der Manforter Straße betritt, sieht helle Räume, frisch gestrichene Wände und einige noch leere Flächen, die darauf warten, mit Leben gefüllt zu werden. „Das muss halt irgendwie wachsen“, sagte Daniela Frühling, die das Projekt seit vielen Jahren leitet. Und obwohl der Umzug erst zwei Monate zurückliegt, ist zu spüren: Hier beginnt ein neues Kapitel.
Leverkusen: Ein historischer Moment – für Team und Fanszene
28 Jahre lang war das Fanprojekt an derselben Adresse an der Lichstraße zu Hause. „Wir sind noch nie umgezogen“, erinnert sich Frühling. Dass nun ein Standortwechsel anstand, sei nicht einfach irgendein Umzug gewesen – „das ist schon was Besonderes“. Die Entscheidung, das alte Gebäude zu verlassen, sei vor rund acht Jahren gefallen. Damals habe die Stadt angekündigt, das Haus altersbedingt zu verkaufen. Seitdem wurden etliche neue Räume geprüft – viele waren zu klein, zu weit weg oder nicht städtisch, was für die Finanzierung entscheidend sei. „Wir haben eine Dreierfinanzierung – Stadt, Landschaftsverband, DFL. Da ist es wichtig, dass wir in städtischen Räumen sind.“

Daniela Frühling und Michael Trojahn vom Fanprojekt Leverkusen.
Copyright: Dominik Scholz
Barrierefrei, modern – und nah am Stadion
Mit dem neuen Standort an der Manforter Straße sei das Fanprojekt nun auch, was die Infrastruktur angeht, besser aufgestellt. „Wir haben jetzt Räume auf zwei Etagen, aber fast alles ist ebenerdig und barrierefrei. Das war früher nicht so“, erklärt Frühling. Auch die Nähe zum Stadion sei ein klarer Vorteil: „Man läuft zehn Minuten zum Stadion.“ Im alten Gebäude hingegen waren Büro- und Angebotsräume getrennt, die Ausstattung bescheiden: zwei Toiletten, ein kleiner Herd, ein winziger Kühlschrank.

Der neue Aufenthaltsraum inklusive Essbereich.
Copyright: Dominik Scholz
Zwischenzeitlich sei das Projekt bereits in andere Gebäude „hineingedacht“ worden – unter anderem in ein städtisches Haus an der Weiherstraße. Doch nach sechs Jahren Vorbereitung kam die Absage: fehlende Fluchtwege, Brandschutzprobleme, Denkmalschutz. Frühling erinnert sich: „Dann standen wir erst mal wieder da.“ Parallel sei das aktuelle Gebäude ins Gespräch gekommen – und diesmal ging alles schnell: „Ein Jahr von der Idee bis zum Einzug – das war ein echter Sprint nach einem langen Marathon.“

Im Keller kann man Darts spielen.
Copyright: Dominik Scholz
Seit Februar läuft der Betrieb am neuen Standort. Noch sei nicht alles fertig, doch vieles habe sich schon gefügt. Die aktive Fanszene bringe sich ein – es gebe Pläne für Graffitis, Farben, eigene Akzente. Und auch programmatisch wolle man sich weiterentwickeln: „In der Lichtstraße haben wir viel projektbezogen gearbeitet. Jetzt möchten wir im Sommer einen offenen Treff etablieren.“ Montags bis donnerstags soll das Haus geöffnet sein, donnerstags sogar mit verlängerten Zeiten – auch für Berufstätige und Familien.

Mehr Platz, mehr Möglichkeiten: Die neue Küche im Fanprojekt Leverkusen.
Copyright: Dominik Scholz
Neu ist auch die Idee eines regelmäßigen Fanfrühstücks: „Am Samstag probieren wir das zum ersten Mal aus. Vor dem Spiel gemeinsam frühstücken und dann rüber ins Stadion.“ Mindestens einmal im Monat soll das künftig stattfinden – je nach Spielplan, im Sommer auch als Grillaktion im Innenhof. „Draußen haben wir einen kleinen Garten mit Terrasse – den wollen wir mitnutzen“, so Frühling.
Trotz aller Neuerungen blieb eines unverändert: die berühmte rote Couch. „Viele haben gefragt, ob sie mitkommt. Natürlich kommt die mit“, sagt Frühling. Die Couch steht in ihrem Büro, diene als Ort für Gespräche, Rückzug und Vertrauen. „Auf dieser Couch sind schon viele Tränen geflossen.“ Für sie sei sie ein Symbol für das, was das Fanprojekt ausmacht – Verlässlichkeit, Nähe, Zuhören.
Mit dem neuen Standort kommen auch neue Verantwortlichkeiten – etwa in der Zusammenarbeit mit der Stadt. „Da muss ich mich erst reinfinden“, gibt Frühling offen zu. Doch sie sei optimistisch, dass sich alles einspielt. Ziel sei es, auch diejenigen, die sich in der Lichtstraße zu Hause gefühlt haben, mit an den neuen Ort zu nehmen. „Dass sie weiterhin gerne kommen – auf einen Kaffee auf der roten Couch oder zum offenen Treff.“