BerufswahlDiese Freiwilligendienste gibt es in Leverkusen – noch 80 Stellen frei

Bundesfreiwilligendienstler Arbnor Kamberi schätzt die Abwechslung in seinem Arbeitsalltag beim Malteser Hilfsdienst.
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Leverkusen – „Und, wie geht’s nach der Schule weiter? Weißt du schon, was du machen möchtest?“ Diese Fragen, zusammen mit den erwartungsvollen Gesichtern und neugierigen Blicken, lösen seit Jahrzehnten bei vielen Schulabgängern ein flaues Gefühl im Magen aus, bei einigen wahrscheinlich sogar eine leichte Panik.
Wer sich noch nicht sofort für sein restliches Leben festlegen möchte, nutzt gerne neben Studium und Ausbildung eine dritte Möglichkeit und macht ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) oder einen Bundesfreiwilligendienst (BFD). Stefan Lapke, Jugendreferent in der Evangelischen Jugend Schlebusch (EJS), hat den Eindruck, dass ein frühes Abitur dazu führt, dass die Jugendlichen vermehrt überfordert mit der Berufswahl sind. Junge Erwachsene, die nach der Schule ein FSJ oder BFD machen, wüssten danach eher, wohin der Weg führen wird, erzählt Lapke. „Es gibt durchaus auch lohnende Umwege im Leben.“
Noch über 80 unbesetzte Stellen in Leverkusen
In Leverkusen und Umgebung gibt es zahlreiche Einsatzstellen, die ein FSJ oder BFD anbieten. Die Freiwilligen sozialen Dienste haben bekanntgegeben, dass es für den Herbst in Leverkusen noch 44 offene Stellen gibt. Auch von der Diakonie gibt es zurzeit 47 zu besetzende Einsatzplätze. Im Verlauf des Jahres werden noch etwa 30 weitere hinzukommen, da der Dienst der aktuellen BFDler und FSJler enden wird.
Die Einsatzbereiche sind vielfältig und reichen von Kitas, über Pflege, soziale Betreuung oder technischen Diensten in Altenheimen bis hin zur Jugendarbeit. Häufig läuft die Bewerbung zentral, zum Beispiel über die Diakonie oder die Freiwilligen sozialen Dienste. Bei manchen Einsatzstellen können sich Interessierte auch direkt bewerben, beispielsweise beim Deutschen Roten Kreuz, wenn sie in der Pflege arbeiten möchten. Der Bund sammelt auf einer zentralen Webseite alle Stellen für Bundesfreiwilligendienste.
Für viele der Einstieg in soziale Berufe
Auch die Evangelische Jugend Schlebusch bietet jedes Jahr einen Freiwilligendienst an, der für Menschen interessant ist, die in der Jugendarbeit aktiv werden wollen. Unter die alltäglichen Aufgaben fällt neben Servicearbeiten auch die Leitung einer Kindergruppe. Hierfür ist eine entsprechende Qualifikationen nötig, die der Freiwillige entweder schon mitbringt oder in Seminaren bei der EJS erwerben kann.
Der derzeitige FSJler helfe zudem im Hochseilklettergarten in Alkenrath mit und „das Gesellenstück ist am Ende immer die Leitung des Kindersommers, eine fünftägige offene Aktion für Kinder in den Sommerferien,“ sagt Lapke.
Ein paar Charaktereigenschaften seien bei der Jugendarbeit von Vorteil, findet er. Dazu gehören zum Beispiel Eigeninitiative, Einfühlungsvermögen und Lust auf Teamarbeit. „Unsere FSJler und BFDler sind auffallend häufig im sozialen Bereich geblieben. Einige haben Sozialpädagogik studiert, manche arbeiten jetzt in Kindertagesstätten oder sind Lehrer geworden“, so Lapke. „Gute Erfahrungen und ein positives Feedback können die jungen Leute durchaus motivieren, in einem sozialen Beruf zu bleiben.“ bundesfreiwilligendienst.de www.ejs.de
Interview mit BFDler bei den Maltestern
Der 21-jährige Leverkusener Arbnor Kamberi absolviert zurzeit seinen BFD bei den Maltesern in Leverkusen und erzählt im Interview, dass er die Entscheidung, nicht direkt nach der Schule mit einer Ausbildung oder einem Studium anzufangen, keine Sekunde bereut hat.
Herr Kamberi, warum haben Sie sich dafür entschieden Bundesfreiwilligendienst zu leisten?
Es gab viele unterschiedliche Gründe, der Hauptgrund war jedoch, dass ich mir nach dem Abitur nicht sicher war, was ich eigentlich machen will. Tatsächlich wusste ich eigentlich bis vor kurzem noch nicht genau, wie es weitergeht.
Hat Ihnen der BFD letztendlich dann bei der Berufswahl weiter geholfen?
Ja, definitiv. Schon alleine um zu merken, ob ich Lust auf einen sozialen Beruf habe und später in die Richtung weitergehen möchte. Vor allem habe ich aber auch großen Respekt gegenüber den Menschen gewonnen, die das ganze hauptberuflich machen.
Wie sieht der Arbeitsalltag aus?
Wenn ich im Büro bin, fallen natürlich Büroarbeiten und klassische Verwaltungstätigkeiten an. Da ich aber auch im Hausnotruf tätig bin, haben wir dort auch Termine, bei denen zum Beispiel Hausnotrufgeräte angeschlossen werden. Man hat viel Abwechslung. Manchmal ist im Büro die Hölle los und dann gibt es eben auch Zeiten, in denen es weniger stressig ist.
Welchen Vorteil sehen Sie darin, vor der Berufsentscheidung erst ein FSJ oder BFD zu machen?
Auf gut Deutsch gesagt, finde ich es Quatsch einen Studiengang zu belegen oder eine Ausbildung anzufangen, die einem nicht liegt oder einen eigentlich nicht interessiert, bloß weil man nicht weiß, was man machen möchte. Das läuft früher oder später darauf hinaus, dass man es abbricht. Und wenn man zwölf oder 13 Jahre lang zur Schule gegangen ist, dann ist es nicht verkehrt Erfahrungen im Arbeitsalltag zu sammeln.
Wie sieht die Vorbereitung auf den BFD oder das FSJ aus?
Das läuft natürlich immer unterschiedlich. Ich habe nach meiner Einarbeitung Pflichtseminare gemacht, in denen die unterschiedlichsten Themen besprochen werden. Es ging in einem Seminar um das Thema Tod, im kommenden Seminar wird das Thema Gefängnis besprochen. Letztendlich geht es darum, dass wir einen Einblick in nicht-alltägliche Themen bekommen.
Der Arbeitgeber ist entscheidend
Was ist der Unterschied zwischen BFD und FSJ? Prinzipiell ist erst einmal der Träger entscheidend. Während ein BFD, wie sich durch den Namen bereits erahnen lässt, vom Bund getragen wird, wird bei einem FSJ der Vertrag mit anerkannten Trägern geschlossen. Wer ein FSJ machen möchte, der sollte mindestens 16 Jahre alt sein und darf die Altersgrenze von 26 nicht überschreiten. Bei einem BFD ist die Alterspanne größer – es dürfen sich auch noch Senioren im Alter von 99 bewerben. Taschengeld erhalten sowohl FSJler als auch BFDler und die Höhe des Betrags wird individuell mit dem Träger ausgemacht.