ForumDittsche erklärt Leverkusenern, wie man in einem Wäschetrockner Bier braut

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„Dittsche“ (Olli Dittrich) war zu Gast im Forum.

„Dittsche“ (Olli Dittrich) war zu Gast im Forum.

Rund 600 Leute waren ins Leverkusener Forum gekommen.

Es ist Samstagabend, kurz nach sieben, zwei Ehepaare mittleren Alters sitzen auf einem Vierersitz in die Linie 24 nach Leverkusen-Mitte. Weitere Menschen steigen in den Bus ein. „Wo geht ihr heute Abend hin?“, fragt das Paar die Gruppe. „Wir gehen zu Dittsche“, antworten sie. „Ach, macht der das noch“. „Ja, aber alleine“ – ein kurzes Gespräch entwickelt sich. 

Knapp eine Stunde später sitzt die Gruppe gemeinsam mit vielen anderen Menschen, laut Veranstalter Fabian Stiens um die 600, im großen Saal des Forums. Auf der Bühne steht eine Puppe, sie trägt eine leuchtend rote Jogginghose, ein weißes Hemd, darüber einen gestreiften Mantel. In der linken Hand ein Bier, in der rechten Hand die Flagge der Ukraine.

Mit Bademantel, Bier und Ukraine-Flagge steht eine Dittsche-Puppe auf der Bühne im Leverkusener Forum.

Mit Bademantel, Bier und Ukraine-Flagge steht eine Dittsche-Puppe auf der Bühne im Leverkusener Forum.

Unter tosendem Applaus betritt Olli Dittrich alias „Dittsche“ die Bühne, ebenfalls im gestreiften Bademantel und mit der gleichen feuerroten Jogginghose. Dittsche macht sich seine Zuhörer schon mit dem ersten Satz gefällig, indem er Leverkusen zur Tabellenführung in der Bundesliga gratuliert. Klar, dass das gut ankommt. Anschließend gibt er mit charakteristischem, norddeutschem Dialekt Tipps, wie man Bohnenkaffee als Coffee-To-Go vorbereitet, berichtet von seinem inzwischen verstorbenen Freund Schildkröte. Er erklärt, wie man in einem Wäschetrockner Bier braut oder erzählt, vom Alltag mit seinen Nachbarn. 

Der Mann ist einfach eine Koryphäe.
Fabian Stiens, Veranstalter

Der trockene, kritische Humor sei das Besondere an Dittsche – das, was nicht viele hätten, findet Veranstalter Fabian Stiens. „Ich bin natürlich selber Fan“, so Stiens und weiter: „Der Mann ist einfach eine Koryphäe.“ Trotz der Popularität des Künstlers war der große Saal im Forum jedoch nur zu Dreiviertel gefüllt. „Das ist mit Veranstaltungen immer mal so, das hat nicht mit der Qualität zu tun oder mit dem Künstler oder mit der Stadt“, weiß Fabian Stiens.

Dieser Meinung sind offenbar auch die Besucherinnen und Besucher der Veranstaltung. „Sein Humor ist unheimlich trocken, das lieben wir“, sagt ein Ehepaar aus Köln begeistert. „Er hat so eine lockere Art, Probleme anzusprechen, so eine norddeutsche Art. Das gefällt mir gut, denn ich bin ja eigentlich auch Hamburger“, erzählt ein Besucher, der mit seiner Ehefrau aus Bonn angereist ist. Seine Partnerin hatte sich laut eigener Aussage besonders auf das Forum gefreut, „hier tritt immer jemand auf, den wir mögen“, sagt sie. 

Ganz vorne, in der ersten Reihe, konnte ein Ehepaar aus Langenfeld einen Platz ergattern. „Wir kennen Dittsche schon so lange es die Sendung gibt. Die norddeutsche Art gefällt mir gut, das Skurrile“, erzählt die Ehefrau. „Mir fehlt allerdings die Kulisse, das ist im Fernsehen natürlich etwas anders, aber sonst gefällt es mir gut, es ist ‚Original Dittsche‘“, sagt sie. 

Leverkusener Forum: Dittsche spricht homogene Zielgruppe an 

Insgesamt scheint das Event eine sehr homogene Gruppe von Besucherinnen und Besuchern anzusprechen: Ehepaare mittleren Alters, die Olli Dittrich noch aus „RTL Samstag Nacht“ kennen. Im Getümmel der vielen Paare findet sich auch eine vierköpfige Familie aus der Südeifel. Die Mutter der Familie hat an diesem Abend Geburtstag, die Comedy-Veranstaltung sei ihr Geburtstagsgeschenk gewesen.

„Mein Mann und ich haben immer Dittsche geguckt, wir sind die Fans“, lacht sie. Sein Witz, sein Humor, seine in Mundart vorgetragenen Gags begeisterten sie. „Ich fand es immer toll, wenn er auf das aktuelle Geschehen Bezug genommen hat, ich hoffe, dass das noch im zweiten Teil kommt“, sagt die zweifache Mutter in der Pause. Ihre Kinder, welche die Sendung nicht kennen, sind positiv überrascht von dem Künstler. „Es ist besser als ich es erwartet hätte. Man merkt, dass der Humor auf eine andere Altersgruppe abzielt. Mir gefällt aber die Hamburger Mundart, seine ganze Art und die Alltagserlebnisse, die er schildert, kann man nachvollziehen“, so der 17-jährige Sohn. 

Es sind so viele kleine Elemente, die zusammen genommen den Zauber von Dittsches Humor ausmachen. Es ist die Liebe zum Detail, mit der er scheinbare Nichtigkeiten in seinem Vortrag einbaut. Aufzählt, welche Abteilungen es in einem Baumarkt gibt, den Weg von Köln nach Hamburg beschreibt oder welche Größe ein Brett hat, dass man im Baumarkt zuschneiden lassen möchte. Hinzu kommt das zeitweise Abschweifen vom Thema mit treffsicheren Pointen. Als Dittsche über einen Treppenlift philosophieren möchte, schleicht sich plötzlich Steffi Graf und ein Tennisturnier, das sie gewonnen hat, in seine Show. 

Als weiteres Element nutzt er Lautmalerei, sodass sich sein Publikum oft vor Lachen kaum noch auf den Sitzen halten kann. Vor Lachen kaum auf den Sitzen halten kann sich das Publikum, als Dittsche eine kaputte Glühbirne, ein anfahrendes Auto oder einen bierbrauenden Wäschetrockner imitiert. Dabei ist seine Vorführung keinesfalls ein Vortrag, trotz des Monologs, denn mit Phrasen wie „Weißt du?“ oder „Nur, dass du mal ein Bild davon hast“  integriert er das Publikum gekonnt in seine Unterhaltungsshow. 

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