Hilfe in der EnergiekriseLeverkusener Versorger setzt Gas- und Stromsperren aus

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LEV-Nachtaufnahem City

Auch die Straßenbeleuchtung – wie hier an der Christuskirche in Wiesdorf – bietet noch Sparpotenzial.

Leverkusen – „Wir haben Strom- und Gassperren ausgesetzt“, sagt EVL-Chef Thomas Eimermacher.  Und daran wird sich auch erst einmal nichts ändern. Obwohl absehbar ist, dass die Energieversorgung Leverkusen schon bald mit Zahlungsausfällen „in ganz anderen Größenordnungen“ rechnen muss: In diesem Jahr etwa hätte es um die 400 Sperrungen geben müssen, weil Kunden nicht zahlen. Vor zehn Jahren seien das übrigens noch 2000 gewesen.

Demnächst dürfte das anders werden. Denn zum 1. Oktober steigt der Gaspreis um 60 bis 70 Prozent, am 1. November kommt – Stand heute – die Gasumlage dazu. Und am 1. Januar werde man schon wieder an der Preisschraube drehen müssen, bei Gas und Strom. Wie hoch die Tarife dann werden, „können wir heute noch nicht sagen“, so der kaufmännische Chef des kommunalen Versorgers.

Energieberater sind gefragt wie nie

Entsprechend groß sei jetzt schon das Interesse an Energieberatung. „Wir bekommen täglich Anfragen“, so Eimermacher. Von Vereinen oder anderen Gruppen. Das zeigt: Viele Menschen machen sich Gedanken, wie sie ihren Energieverbrauch und die Kosten dafür in den Griff bekommen können. Und deshalb haben sich Stadtverwaltung, Energieversorgung und die Sparkasse zusammengetan, um so vielen Menschen wie möglich beim Gas- und Stromsparen zu helfen.

Acht Veranstaltungen in Sparkassen

Nächsten Montag ist der erste von acht Energie-Spartagen. Zwei Stunden stehen die EVL-Berater in Niederlassungen der Sparkasse und geben Tipps, wie man weniger verbraucht. „Die EVL hat die Expertise, wir haben die Räume“, kommentierte Sparkassen-Vorstand Markus Grawe am Donnerstag die Reihe. Sie beginnt am 26. September, in der Quettinger Filiale der Sparkasse, am Dienstag, 27. September, ist Rheindorf dran. Die Energie-Berater stehen dort jeweils von 10 bis 12 Uhr zur Verfügung. Natürlich nicht nur den Kunden der Sparkasse. Am Mittwoch, 28. September, ist Schlebusch dran, am Donnerstag, 29., Küppersteg, dort jeweils von 14 bis 16 Uhr. Fortgesetzt wird die Reihe am Mittwoch, 5. Oktober, von 14 bis 16 Uhr in der Opladener Filiale, den Abschluss bildet die Energie-Beratung am Freitag, 7. Oktober, von 10 bis 12 Uhr in der Zweigstelle Fettehenne.

LEV-OP-Goethestraße

Das Verwaltungsgebäude am Goetheplatz gehört zu den energetischen Sorgenkindern im städtischen Immobilienbestand.

Eimermacher findet dieses flächendeckende Beratungsangebot gut. Bisher fragen EVL-Kunden vor allem im Wiesdorfer City-Point nach. Mit den Energie-Spartagen kommt der Versorger den Bürgerinnen und Bürgern entgegen. Ergänzt wird die Reihe durch eine Doppel-Veranstaltung am Donnerstag, 20. Oktober, in der Hauptstelle der Sparkasse: Um 18 Uhr gibt es einen Vortrag mit Energie-Spartipps für Haus- und Wohnungsbesitzer, um 19 Uhr für Mieterinnen und Mieter. 

Dazu kommt die Zusammenarbeit der EVL mit dem Integrationszentrum in der Stadtverwaltung. Sozialdezernent Alexander Lünenbach hatte in der Sitzung des Integrationsrates darauf hingewiesen, dass auch Bürgerinnen und Bürger, die kein Deutsch sprechen, erreicht werden müssen. 

OB bittet die Bediensteten, daheim zu arbeiten

Spartipps knobelt die Stadtverwaltung auch für sich selbst aus. Mit den soeben beschlossenen kalten Duschen in Sporthallen und weniger warmem Wasser in Schwimmbecken sei es natürlich nicht getan, sagte Oberbürgermeister Uwe Richrath. Im städtischen Besitz gebe es noch viel zu viele schlecht gedämmte Gebäude. Bei den energetischen Sanierungen „müssen wir schneller werden“, das Vorgehen Schritt für Schritt reiche in der Gasmangellage wohl nicht mehr. Trotzdem helfe das nicht kurzfristig.

Sonder-Kredite für Modernisierungen

Am Geld sollen energetische Sanierungen nicht scheitern: Die Sparkasse habe jetzt ein Sonder-Kreditprogramm aufgelegt, sagte am Donnerstag deren Vorstandschef Markus Grawe. Darlehen für energetische Sanierungen zwischen 5000 und 50.000 Euro würden weitgehend ohne die üblichen Prüfungen ausgereicht. Kunden der Sparkasse könnten damit rechnen, dass „das Geld in einer halben Stunde ausgezahlt wird", so Grawe. Der Zinssatz von 3,99 Prozent sei im Licht der jüngsten Zinserhöhungen durch die Europäische Zentralbank noch „attraktiv – wir verzichten dafür auf Marge". (tk)  

Er hat sich deshalb auch einem anderen Thema zugewandt: Energiesparen durch leere Büros. Weil Betriebsferien ein halbes Jahr vorher angekündigt werden müssen, habe er in der Stadtverwaltung eine „dringende Empfehlung“ herumgeschickt: Wenn es eben möglich ist, soll der Freitag in den Dienststellen zum allgemeinen Homeoffice-Tag werden.

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Und: Zwischen Weihnachten und Neujahr soll jeder, der kann, frei oder Urlaub nehmen oder von daheim aus arbeiten. Das sind in diesem Jahr immerhin fünf Werktage, an denen in städtischen Gebäuden die Heizungen heruntergedreht werden können. Ganz nach der Devise: Tag für Tag durch den ersten Krisenwinter kommen.

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