KonzertWie Andreas Hofmeir und Joshua Williams das Erholungshaus zum Tanzen bringen

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Vier Tuba-Spieler stehen im Kreis und musizieren.

Andreas Hofmeir (l.) und Joshua Williams (M.) mit Musikerkollegen im Erholungshaus

Der Konzertabend im Erholungshaus mit „European Tuba Power“ und Joshua Williams riss das Publikum mit.

Die ersten Töne der Tuba, tief und resonant, vibrierten in der Luft. Jeder Klang war wie ein sattes Brummen im Erholungshaus, das durch Mark und Bein ging. Das Licht spielte auf der goldig glänzenden Oberfläche der Tuba und schuf eine fast magische Szenerie um die Gäste herum, die wie in einer Arena auf Tribünen ringsherum saßen. Immer wieder hörte man die Musiker kräftig einatmen, so nah saß man am Geschehen.

„Die Tuba – das ist die Krone der Schöpfung, das Instrument des Jahres, der letzte Schrei und die höchstentwickelte Kreation der Instrumentenbauer“, machte Andreas Martin Hofmeir, der verschmitzte barfüßige Tubaprofessor, seinem Instrument eine Liebeserklärung. Hofmeir führte das Publikum mit einer Mischung aus viel Ironie, aber auch geist-reich-spritzigen Kommentaren durch den Abend, immer wieder streute er Gedichte ein, die andere Instrumente dafür verhöhnten, dass sie keine Tuben sind.

Fast alle Titel sind eigentlich für andere Instrumente komponiert

Es entstand ein einmaliger Kontrast, zwischen dem locker herzlichen Setting und der musikalischen Virtuosität der Tubisten. Ob ungarische Gipsy-Musik, slawische Volksweisen oder Transkriptionen von Mozart: Fast alle Titel, die gespielt wurden, sind eigentlich für andere Instrumente gedacht. „Wir Tubisten sind etwas arm an Arrangements“, scherzte Hofmeir, „so bedienen wir uns häufig bei anderen Instrumenten.“

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Joshua Williams ist ein junger Tubist aus New Orleans – cool saß er in der Mitte des Geschehens, wunderte sich wohl über den ein oder anderen Lacher des Publikums. Als der neueste Zugang der „Startacademy“ von Bayer Kultur, beeindruckte er mit seiner Vielseitigkeit, seinen kraftvollen Melodien und vor allem mit seinem innovativen Umgang mit der Tuba. Christoph Böhmke, der Leiter des „Startfestivals“, betonte: „Joshua probiert aus, hält sich nicht an Konventionen. Und er engagiert sich in der Vermittlung. Gerade Kindern aus weniger stark in der Klassik repräsentierten Gruppen will der 23-Jährige den Zugang zur Musik erleichtern. Damit passt er perfekt zu uns.“

Joshua probiert aus, hält sich nicht an Konventionen. Und er engagiert sich in der Vermittlung
Christoph Böhmke, Start-Festival, über Joshua Williams

Für die nächsten drei Jahre werde er als Teil der „Startacademy“ häufiger in Leverkusen zu hören sein. Während es mit dem Konzert zunächst so klassisch, wie es in dieser Konstellation eben möglich war, los ging, entwickelte sich der Abend unglaublich: Besonders die Jazz-Arrangements, aber auch ein Titel aus einem Film von Charlie Chaplin sowie die Pop-Hits wie „Wake Me Up“ von „Avicii“ sorgten für begeisterte Reaktionen. 

European Tuba Power und Joshua Williams im Erholungshaus

European Tuba Power und Joshua Williams im Erholungshaus

Nach der Pause nahm die Atmosphäre wieder eine völlig neue Dynamik an.  Ein Schlagzeuger ersetzte den Flügel. Plötzlich sprang die erste Zuschauerin auf, ihre Arme in die Luft werfend, und begann zu „Havana“ von Camila Cabello und „Despacito“ von Luis Fonsi zu tanzen. Innerhalb weniger Augenblicke verwandelte sich die Mitte der „Arena“ im Erholungshaus in eine Tanzfläche. Die Zuschauer, die zuvor still und ehrfürchtig in ihren Sitzen verharrt hatten, wurden sichtlich von einer musikalischen Energie erfasst.

Immer wieder warteten Überraschungen: Scheinbar spontan spielte das Quartett „Highway to Hell“ von „AC/DC“, dann auf einmal Techno, wie „You dance“ vom „Motion Trio“. Die tiefen, resonanten Töne der vier Tuben bildeten das Herzstück der Musik, während das Schlagzeug eine unaufhörlich treibende Energie hinzufügte. „European Tuba Power“ und Joshua Williams hatten hier bewiesen, wie anfänglich mit Augen-zwinkern angekündigt, dass die Tuba weit mehr ist als nur ein Instrument des Bassregisters. Sie hatten gezeigt, dass sie in der Lage ist, die Menschen zu berühren.

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