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Trödelmarkt am Leimbacher BergAlte Kellerfunde führen in Leverkusen zu neuen Freundschaften

Lesezeit 3 Minuten
Frauen an Trödelstand

Glückliche Organisatorinnen: Sahra Stock-Schroer (l) und Ellen Kinnen-De Marinis, deren Telefon nicht still stand - wenn auch nicht das alte Wählscheibengerät, das zum Verkauf steht.

Zum ersten Mal fand am Leimbacher Berg ein Nachbarschaftströdelmarkt statt – bereits bei der Premiere nahmen mehr als 60 Haushalte teil.

Eva Burger ist gerade an der Kandinskystraße aus dem Bus ausgestiegen, da sieht sie einen leuchtend grünen Kinder-Buggy im Vorgarten. Schnell wechseln fünf Euro den Besitzer, die Seniorin packt fröhlich ihre Einkaufstasche in den Buggy: „Ich habe einmal die Woche meine Enkel da und jetzt habe ich auch einen Buggy, da brauchen die Eltern den nicht ständig hin und her fahren.“ Und geht weiter zum nächsten Stand, der entlang ihres Heimweges aufgebaut ist. „Vielleicht finde ich noch was Schönes für die Enkel.“

Mehr als 60 Haushalte

Der erste Hofflohmarkt entlang des Leimbacher Bergs in Schlebusch ist bei strahlendem Sonnenschein am Samstag ein voller Erfolg. „Anfang des Jahres saßen wir mit fünf Leuten im Herkenrath Hof und haben das geplant, da haben wir gesagt: Wäre super, wenn wir 20 Leute zusammen kriegen“, sagt Sahra Stock-Schroer, der die Idee zu dem Stadtteiltrödel gekommen war, als sie im Dezember ihren Keller entrümpelte. „Warum wegschmeißen, wenn die Sachen noch ein zweites Leben haben können?“, habe sie sich gedacht. Und warum weit herumfahren, wenn man es auch direkt vor der Haustür anbieten kann? Ihre Erwartung an die Teilnehmerzahl wurde weit übertroffen – mehr als 60 Haushalte haben sich offiziell angemeldet, manche noch am Veranstaltungsmorgen. 

Frauen und Kinder am Trödelstand

Franziska, Moritz und Luisa Beyer trödeln gemeinsam mit Nachbarin Corinna Blum

„Mein Telefon ist seit gestern Abend nicht mehr still gestanden“, sagt Mitorganisatorin Ellen Kinnen-De Marinis. Zwar freut sie sich über die große Beteiligung, dass sich viele erst so kurzfristig entschieden haben und noch in die interaktive Karte aufgenommen werden wollten, sei aber doch etwas anstrengend gewesen. Dennoch überwiegt das Positive: „Was diese Aktion für Menschen zusammen geführt hat, ist der Wahnsinn, ich habe mindestens 50 neue Leute kennengelernt.“ Und sie wohnt schon lange an der Kandinskystraße.

Herzlich aufgenommen

Ganz im Gegensatz zu Jessica Cöln, die ebenfalls ganz beseelt durch die Straße läuft. „Wir sind vor einem Jahr hierhergezogen und direkt ganz nett aufgenommen worden“, sagt die junge Mutter. „Aber durch den Trödel entsteht noch einmal eine ganz andere Gemeinschaft, das ist total schön, wie herzlich alle hier sind.“ Überall wird geplauscht, Kaffee getrunken – und natürlich verkauft. An einigen Stellen bieten Kinder Zuckerwatte, Waffeln oder Süßigkeiten an. 

Kinder mit Zuckerwatte

Die Geschwister Till und Anna bieten Zuckerwatte an.

Die Nachbarinnen Corinna Blum und Franziska Beyer sitzen etwas abseits vom bunten Treiben der Hauptstraße vor ihren Häusern an der Marc-Chagall-Straße. Moritz Beyer führt fleißig Buch: 27 Besucher hat der Siebenjährige um 13 Uhr auf seiner Strichliste festgehalten. „Es ist schade, dass hier in der Ecke nicht mehr mitmachen, aber das muss sich vermutlich erst einmal etablieren“, sagt Mutter Franziska, die dennoch zufrieden ist mit dem Verkauf. Vor allem Spielsachen wie Bauklötze gehen gut, Kleidung eher weniger. 

Dass sich der Leimbacher-Berg-Trödel etabliert, hoffen auch die Organisatorinnen. Öffentlich organisierte Trödelmärkte, etwa auf großen Parkplätzen, gibt es in Leverkusen schon seit mehr als zehn Jahren nicht mehr. Damals hatten verschärfte Vorschriften und Auflagen die Kosten für Veranstalter in die Höhe getrieben, sodass diese Leverkusen nicht mehr bedachten. 2022 hat die SPD den Antrag „Kein Trödeln in Sachen Trödelmarkt“ eingebracht, um den Second-Hand-Handel wiederzubeleben. Der Wunsch danach ist parteiübergreifend groß – Bewegung kommt dennoch nicht in die Sache.

Deswegen bilden sich seit einiger Zeit in den Stadtteilen privat organisierte Nachbarschaftsmärkte, lange etabliert etwa ist jener auf der Bullenwiese, auch in Bürrig hat sich eine größere Trödelgemeinde gegründet. Am Leimbacher Berg soll der Markt ebenfalls nicht der letzte gewesen sein. „Wir würden das gerne künftig zweimal im Jahr machen, im Mai und im September/Oktober, zum Saisonwechsel“, sagt Stock-Schroer. Für mehr Platz im Keller und mehr Gemeinschaft in der Nachbarschaft.