Der 16-Jährige ist einer von drei Fleischer-Azubi in ganz Leverkusen in seinem Lehrjahr.
AusbildungEssat Pickartz ergreift in Leverkusen einen mittlerweile seltenen Beruf

Essat Pickartz bei der Arbeit in der Metzgerei Pickartz-Emundts in Wiesdorf
Copyright: Peter Seidel
Essat Pickartz wusste, worauf er sich einließ: Der junge Mann aus Berlin war schon als Schüler während der Ferien des Öfteren bei seinem Onkel Daniel Pickartz in Wiesdorf im Betrieb oder fuhr mit ihm Waren einkaufen für die Metzgerei. Und als dann mit der Mittleren Reife die Frage anstand, was er denn beruflich machen will, war die Entscheidung schnell klar. Jetzt ist er seit 1. August Fleischer-Auszubildender bei Pickartz-Emundts in der Dhünnstraße, der erste in der Traditionsmetzgerei seit längerer Zeit.
„Ich esse gern Fleisch und arbeite gern mit Lebensmitteln“, erläutert er im Gespräch seine Motivation, einen mittlerweile selten gewordenen Handwerksberuf zu ergreifen. Bei seinen Freunden in Berlin habe der Berufswunsch schon auch Überraschung ausgelöst. Im Freundeskreis, wie bei vielen jungen Männern, sind Ausbildungsgänge wie der Kfz-Mechatroniker häufig das Ziel. Aber das hat den jungen Berliner nicht beeindruckt.
Ich esse gerne Fleisch und arbeite gern mit Lebensmitteln.
Am meisten Spaß, das kann er nach den ersten zweieinhalb Monaten schon sagen, mache ihm die Herstellung von Wurst. Dabei spielt es für den jungen Muslim keine Rolle, ob es sich um Rind, Schwein oder anderes Fleisch handelt: „Ich esse kein Schwein, aber die Wurstherstellung macht mir einfach Spaß.“
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Und so ist von der Spree an den Rhein gezogen, wohnt nun seit August bei seiner Oma in Köln-Flittard. Morgens in aller Frühe kommt er mit dem Bus Tag für Tag nach Wiesdorf. Das Aufstehen um 5 Uhr morgens sei auch das Schlimmste an seinem neuen Leben als Azubi, erzählt er. Um 6 Uhr beginnt sein Dienst, um 6.30 Uhr öffnet Daniel Pickartz sein Geschäft. Daran wird sich auch nichts ändern.

Daniel und Essat Pickartz (v.l.) von der Metzgerei Pickartz-Emundts in Wiesdorf
Copyright: Peter Seidel
Denn die Öffnungszeit nach hinten zu verlagern, zum Beispiel erst um 9 oder 9.30 Uhr zu öffnen, wie viele Geschäfte in der Fußgängerzone, kommt für den Inhaber der Metzgerei überhaupt nicht infrage. „Die Handwerker stehen hier morgens um halb sieben teilweise Schlange, weil sie sich ihr Essen für den Tag kaufen wollen“, berichtet er. Später zu öffnen, hieße, auf einen guten Teil des Umsatzes an der Ladentheke zu verzichten.
Leverkusener Azubi hat ein Ziel vor Augen
Also bleibt es bei dem frühen Dienstbeginn auch für Essat Pickartz. Er gewinnt dem aber auch was Gutes ab. „Ich hab’ am frühen Nachmittag schon frei, kann noch was machen.“ Bis Dezember läuft seine Ausbildung ausschließlich im Betrieb. Vor Weihnachten beginnen dann zwei Wochen Blockunterricht in einer Klasse mit anderen Fleischer-Lehrlingen an der Berufsschule in Köln-Ehrenfeld, der nach der Weihnachtspause noch 14 Tage weitergeht.
Am Ende der dreijährigen Ausbildung steht die Gesellenprüfung. Und dann? „Ich will auf jeden Fall den Meister machen und dann vielleicht selbstständig werden in Berlin.“ Der Azubi hat ein klares Ziel vor Augen. Sein Onkel ist da offenbar auch Vorbild. Der 34-jährige Daniel Pickartz hat selbst mit Ende 20 seinen Fleischer-Meister gemacht. Mit zwölf Angestellten führt er den Betrieb im Wiesdorfer Westen. Und ist froh, dass er mit seinem Neffen jetzt auch wieder einen Auszubildenden an Bord hat: „Da kann man schon stolz drauf sein, wenn man einen Azubi findet, der das machen möchte.“
Drei Lehrlinge in Leverkusen
Insgesamt gibt es in Leverkusen drei Fleischer-Azubi im ersten Ausbildungsjahr. Das teilte die Handwerkskammer Köln auf Anfrage mit. Im gesamten Kammerbezirk, der außer Köln, Leverkusen und Bonn den Rheinisch-Bergischen und Oberbergischen Kreis, den Rhein-Sieg- und den Rhein-Erft-Kreis umfasst, sind es im ersten Lehrjahr 24 Azubi. Über alle Jahrgänge hinweg gibt es im Kammerbezirk 54 junge Leute, die das Fleischer-Handwerk erlernen. (ps)

