Wiesdorfer TraditionsgeschäftSo will Daniel Pickartz frischen Wind in die Metzgerei Emundts bringen

Lesezeit 4 Minuten
Metzgermeister Daniel Pickartz steht hinter der Theke seiner Metzgerei in Leverkusen-Wiesdorf (ehemalig Emundts) in der Dhünnstraße.

Metzgermeister Daniel Pickartz in seiner Metzgerei in Wiesdorf, zuvor hatte Bert Emundts sie 50 jahre lang geleitet. Was will er anders machen?

Es gab mal in Leverkusen 27 Metzgereien – das ist lang her. Von den verbliebenen vieren ist bei der Wiesdorfer Metzgerei Emundts nun der Generationenwechsel geglückt. 

„Zwei Burger? Kommen sofort.“ Es ist 13 Uhr in der Dhünnstraße, die Mittagsgäste schlürfen zufrieden ihre Linsensuppe und Daniel Pickartz reicht die Burgerboxen über die Theke. Seit Anfang Oktober hat der 32-Jährige die Metzgerei von Bert Emundts übernommen. Die Burger – zur Auswahl gibt es Beef oder Chicken – hat er gleich im November eingeführt. Wer sie sich zu Hause zubereiten will, findet in der Auslage die passenden Pattys. „Die kommen gut an“, findet Pickartz und hofft, dass sich das noch mehr herumspricht. Die Fleischpattys würden ganz frisch zubereitet, da könnten bei der Bestellung schonmal paar Minuten Wartezeit hinzukommen, fügt er an. 

Metzgermeister neu nach Wiesdorf gezogen

Pickartz ist mit Frau und Kind frisch nach Wiesdorf gezogen. Der Flittarder hatte mit 17 seine Ausbildung beim Edeka in seinem Heimatveedel angefangen. Anfangs habe er nicht gewusst, was er für eine Ausbildung machen soll, erzählt er. „Ich hätte damals nicht gedacht, dass ich Metzger werden würde“, erzählt er schmunzelnd. Sein Schwager habe ihn ermutigt. „Und dann hat es Spaß gemacht.“ Nach Stationen als Bereichsleiter wechselte er zu Rewe nach Köln-Dellbrück, wo er vor fast vier Jahren seinen Meister machte.

Metzgerei Pickartz in Leverkusen-Wiesdorf (ehemalig Emundts) mit dem Verkaufsraum

Der Verkaufsraum der Metzgerei

Er zerteilte bei der Prüfung eine Rinderhälfte, produzierte einen Bierschinken und eine fettreduzierte Sportsalami. Der Hype um fettreduzierte Lebensmittel sei aber vorbei, sagt er. „Wer darauf achtet, kauft eher eine Hähnchenbrust. Den Leuten, die hier hinkommen und essen, sind die Kalorien egal.“ Und es geht herzhaft zu in der Metzgerei. Der Mittagstisch und die heiße Theke liefen sehr gut, sagt Pickartz. Ob Linsensuppe, Schweinegeschnetzeltes, Wurst, schön deftig müsse es für die Kunden und Kundinnen sein. Es kämen Handwerker, Angestellte, der 32-Jährige liefert auch viel „ins Bayerwerk“.

Doch Daniel Pickartz hat nicht nur den Anspruch, das Geschäft weiterzuführen, er will auch Dinge verändern. Mehr Steaks ins Angebot nehmen – ob Rind, Schwein oder Lamm –, gereiftes Dry-Aged-Rindfleisch hat bereits den Weg in die Auslage gefunden. Das sei in der Vergangenheit etwas untergegangen. „Die Leute sehen das im Supermarkt an der großen Theke.“ Auch, wenn er bei der Auswahl nicht mithalten kann, will er den Verkauf pushen.

Hunde bekommen auch eine eigene Wurst

Selbst Vierbeiner werden von ihm nicht vergessen, seit einiger Zeit kann man auch selbstgemachte Hundewurst aus Rinderpansen und Kalbsleber mitnehmen. Fürs Frühjahr soll ein Verkaufsautomat her. Zusätzlich will er Fächer installieren lassen, wo man vorbestellte Ware abholen kann – für die Kundschaft, die es nicht innerhalb der Öffnungszeiten in den Laden schafft.

Ein Stück Hundewurst in der Metzgerei Pickartz in Leverkusen-Wiesdorf (ehemalig Emundts)

Die Hundewurst besteht unter anderem aus Pansen.

Seit Corona sind die Zeiten tatsächlich auch verkürzt worden, man schließt unter der Woche bereits um 15 Uhr, nur am Freitag ist das 13-köpfige Team bis 18 Uhr da. „Ich wollte die Zeiten eigentlich wieder hochschrauben“, räumt Pickartz ein, lässt es jetzt aber doch in absehbarer Zukunft, immerhin würde das automatisch mehr Personalkosten bedeuten.

Daniel Pickartz plant neues Logo

Die Energiekrise bereitet genug Sorgen. Aber viel machen könne man nicht, findet der Neu-Wiesdorfer. Die Idee einer Solaranlage auf dem Dach schwirrt herum, aber konkret ist das nicht.

Erst einmal einarbeiten, die früheren Inhaber sind mittlerweile angestellt und helfen dem neuen Chef, sich zurechtzufinden. Die Zusammenarbeit funktioniere gut, sagt der 32-Jährige. Den Namen will er lassen, schließlich „ist Emundts eine Marke und das schon seit 55 Jahren“, sein Name soll dazukommen. Eine Werbeagentur sei gerade dabei, ein neues Logo zu entwerfen.

Dass er einer der Letzten seiner Art in Leverkusen ist, ist ihm bewusst. „Da ist es umso wichtiger, so einen Laden am Laufen zu halten.“ Viele hätten ihn für verrückt, mutig oder naiv gehalten, in diesen Zeiten ein eigenes Geschäft zu übernehmen, sagt er. Für ihn sei ein Rückzieher „nicht infrage gekommen“. Auch, wenn es nicht das perfekte Timing ist, wie er einräumt. Ja, man merke irgendwo schon, dass viele aufs Geld achten, aber die Menschen würden nach wie vor auf Qualität setzen. Die Zeiten von Putengeschnetzeltes für 1,99 Euro pro Kilo sind vorbei.

Im Gegenteil: Trotz der gestiegenen Gänsepreise sei die Nachfrage sehr hoch gewesen, hat er beobachtet. Richtung Weihnachten seien es „die Klassiker“, die nachgefragt seien: Roulade, Sauerbraten, aber auch Pute und Ente.

Metzgermeister Daniel Pickartz in seiner Metzgerei in Leverkusen-Wiesdorf (ehemalig Emundts)

Das werden einmal Mettwürste


Wer gar nicht kochen möchte, kann sich auch ganze Menüs liefern lassen. Eine gefüllte Gans gibt es für 145 Euro, eine Portion Sauerbraten oder Rinderroulade mit Soße, Klößen und Rotkohl schlägt mit 19,90 Euro zu Buche.

KStA abonnieren