Der nächste AbschiedGroße deutsche Modekette verlässt die Leverkusener Rathaus-Galerie

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Eine Frau geht am Geschäft von Tom Tailor vorbei. Daneben befindet sich das Geschäft von S.Oliver.

Die Rathaus-Galerie muss schon wieder einen Abgang verschmerzen.

Im Frühjahr 2023 bedeutet das Aus der Leverkusener Filiale schon den vierten namhaften Abschied aus dem Wiesdorfer Einkaufszentrum.

Schon wieder verlässt ein großes deutsches Modeunternehmen die Wiesdorfer Rathaus-Galerie. Große, rote Plakate im Schaufenster von S.Oliver verkünden einen Räumungsverkauf, eine Verkäuferin bestätigt: „Wir schließen.“

Für das Leverkusener Einkaufszentrum ist das ein harter Schlag: S.Oliver belegt ein Ladenlokal im Erdgeschoss, nahe dem Westeingang, über den viele Besucherinnen und Besucher der Innenstadt in die Rathaus-Galerie kommen oder sie verlassen, um Peek & Cloppenburg, TK Maxx oder Galeria in der Fußgängerzone aufzusuchen. Wer hier in das Center kommt, passiert das seit Monaten verwaiste Ladenlokal von Frooters, gegenüber ist S.Oliver.

Das macht keinen guten Eindruck – und schließt an eine Reihe namhafter Abschiede an: Gerry Weber, Gamestop und das Schuhgeschäft DC-69 verlassen die Rathaus-Galerie in diesem Frühjahr. Sie alle waren seit der ersten Stunde des Centers im Jahr 2010 dabei. S.Oliver kam bald nach dem Start dazu. Nachfolgemieter sind in keinem Fall bekannt. „Unsere Vermietungsabteilung ist immer in Arbeit, neue Konzepte und Shops für bereits leerstehende oder leer werdende Flächen der Rathaus-Galerie zu finden“, sagte Center-Managerin Nicole Giese Mitte Januar.

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Auf neuerliche Anfragen des „Leverkusener Anzeiger“ zum Aus von S.Oliver reagierte Giese bis Mittwoch hingegen nicht. Auch S.Oliver äußerte sich nicht zum Abschied aus Leverkusen.

Der Online-Handel macht über 40 Prozent aus

„Die Einkaufszentren haben sich in der Vergangenheit damit begnügt, möglichst viele Marken auf wenig Fläche zu versammeln. Dieses Konzept ist in Zeiten des Online-Handels schwerer erfolgreich zu gestalten“, sagt Boris Hedde, Geschäftsführer des Instituts für Handelsforschung in Köln und Innenstadtexperte. Vor allem Modemarken ziehen sich Hedde zufolge zurück: „Das ist der Bereich, der am meisten online gewachsen ist. Der Online-Fashion-Handel hat Marktanteile von weit über 40 Prozent.“ Und wenn die Wirtschaftlichkeit in der Innenstadt schwinde, zögen sich die Unternehmen von dort zurück. „Die Optimierung der Filialnetze ist für manchen Händler unvermeidlich und macht sich lokal oft durch Schließungen negativ bemerkbar“, sagt Hedde.

Handelskonzepte, die sich ausschließlich auf Produktsortimente konzentrierten, hätten es heute besonders schwer, meint der Experte. Die gesamte Branche sei auf der Suche nach einem Mehrwert für die Zielgruppen. Ein Mittel: „Service und Erlebnis müssen miteinander verbunden werden.“ Früher, sagt Hedde, seien die guten Marken einfach nebeneinander gestellt worden. „Dann waren die Kundinnen und Kunden schon glücklich. Eine Innenstadt bedient im besten Fall heute aber nicht mehr nur Versorgungsbedürfnisse, sondern schafft auch neue Ereignisse und hat somit einen Erlebnischarakter.“

Die Ansiedlung von Gastronomie sei ein richtiger Schritt, aber nur der erste, sagt Hedde. „Es geht darum, auch eine Geschichte zu erzählen, verschiedene Funktionen miteinander zu verknüpfen. Ein Einkaufszentrum kann zu einem Haus des Sports oder Haus der Jugend werden.“ Der IFH-Geschäftsführer ist sich sicher: „Der Handel alleine wird es nicht mehr richten in der Innenstadt.“

Ob einzelne Neuansiedlungen – im Obergeschoss der Rathaus-Galerie verkauft Smyths Toys seit kurzem auf großer Fläche Spielzeug – von Einkaufszentren als Erfolge gewertet werden können, lässt Hedde offen. „Einkaufszentren sind glücklich, wenn sie keinen Leerstand ausweisen müssen. Oft sind sie bereit, für vergleichsweise wenig Miete eine neue Anmiete zu akzeptieren. Dann sind die anderen Händler auch froh. Niemand will neben sich einen Leerstand haben.“

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