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Illegale WasserentnahmeSchlebuscher Kleingartenverein soll Lötzelbach angezapft haben

Lesezeit 3 Minuten

Den Betrieb einer Pumpe konnte das Umweltamt nicht nachweisen. Wohl aber die seltsamen Schläuche, die aus der Erde am Lötzelbach ragten.

Leverkusen – Nur wenige Leverkusener werden den Lötzelbach kennen. Der Name verrät es eigentlich schon: Er ist klein, eigentlich gar kein Bach, sondern nur ein Rinnsal. Das Gewässer mit dem lustigen Namen entspringt im Leverkusener Osten, am Leimbacher Berg in einem Grünzug zwischen der Emil-Nolde-und der Wolf-Vostell-Straße. Fast sein ganzes Einzugsgebiet ist bebaut, asphaltiert: Eine Anwohnerin berichtet, dass der Bach auch mal austrocknen kann, wenn der Sommer heiß ist.

Nur 700 Meter unterhalb der Quelle verläuft das kleine Gewässer durch die Kleingartenanlage Gartenbau Schlebusch e.V. Dort schätzt man den kleinen munter plätschernden Bach, nur hat man ihn dort nicht nur als schönes Element der Landschaft gesehen, sondern auch zum Gießen im großen Stil benutzt.

Zumindest dem Augenschein nach hatten Kleingärtner ein kleines unterirdisches Leitungssystem eingebaut, mit dem große Tanks mit dem Wasser des Lötzelbachs gefüllt werden konnten, wenn nicht genug Regen von den Dächern der Gartenlauben aufgefangen werden konnte. So lief das möglicherweise über Jahre. Was auf den ersten Blick irgendwie natürlich erscheint, ist aber verboten.

Hinweis aus Bevölkerung

Das Leverkusener Umweltamt kam der Sache durch einen Hinweis aus der Bevölkerung auf die Spur. An einem Übergang mit einer Treppe, so die Beobachtung, lugte hinter ein paar Büschen ein versteckter Schlauch aus dem Boden, anscheinend war das eine Entnahmestelle. Gleich daneben gab es eine Garten-Steckdose – für eine Pumpe? An anderen Stellen kamen Leitungen mit Schlauchanschlüssen aus dem Boden, das könnten „Hausanschlüsse“ für gelegentliche Zuleitungen in die Tanks der Gartenlauben gewesen sein.

Das Umweltamt schaute nach und fand wenig. Den Betrieb einer Pumpe konnte man nicht nachweisen. Wohl aber die seltsamen Schläuche, die aus der Erde ragten. Da der Lötzelbach ein sehr kleines Gewässer ist, sei die Wasserförderung mit Pumpen nicht erlaubt, wurde dem Vereinsvorstand mitgeteilt. Erlaubt sei dagegen laut Landeswassergesetz NRW das Schöpfen mit Handgefäßen. Weil man der Sache wohl nicht ganz traut, will die Behörde stichprobenartig Kontrollgänge am Lötzelbach machen, wurde angekündigt.

Sonderstellung

Der Verein Gartenbau Schlebusch an der Kandinskystraße nimmt unter den Kleingärten der Stadt eine Sonderstellung ein. Gegründet 1932 als Schlebuscher Pflanzentausch- und Einkaufsgemeinschaft ist er nicht im Stadtverband der Kleingärten organisiert.

Als die Kandinskystraße gebaut wurde, verlor der Verein viel Gartenland. In den 90er-Jahren hat der Verein sein zuvor etwas unordentliches Erscheinungsbild aufpoliert. (rar)

Willi Landwehr ist der Vorsitzender des Vereins Gartenbau Schlebusch. Er streitet gar nichts ab, denn irgendwie war die Entnahme des Wassers offenbar über Jahre ein Geheimnis, aber kein ganz streng gehütetes. Nun will er gemeinsam mit dem für die Leverkusener Gewässer zuständigen Wupperverband eine Lösung finden. Sogar Hans-Max Deutschle, der legendäre ehemalige Leverkusener Grünflächenamtschef, soll eingeschaltet worden sein. „Wir haben nur in der Vereinstoilette einen Wasseranschluss“, sagt Landwehr. Das man jetzt das wertvolle Trinkwasser aus dem Hahn zum Gießen nehmen soll, statt des Bachwassers, leuchtet ihm nicht ein. In diesem Jahr stelle sich die Frage sowieso kaum, denn wenn es genug regne, reiche das von den Laubendächern aufgefangene Wasser.

Der Lötzelbach sei Segen und Fluch zugleich, denn bei Sturzregen, wie neulich, schwelle er schnell an und schwappe in die Gärten über. Darum kümmere man sich. Der Bach sei mehr ein Überlauf-Kanal vom Leimbacher Berg. Noch auf dem Kleingartengelände verschwindet der Lötzelbach nämlich in einem vergitterten Kanalrohr, kommt noch einmal kurz ans Licht, um dann komplett verrohrt durch Schlebusch zu fließen bis etwa an die Brücke der Oulustraße, wo er in die Dhünn mündet.