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Junges Theater LeverkusenWenn Schuld, Gewalt und Verdrängung aufeinanderprallen

Lesezeit 3 Minuten
Ferit Albayrak und Maxi Maria Remy spielen ein glückliches christliches Paar.

Ferit Albayrak und Maxi Maria Remy spielen ein glückliches christliches Paar.

Am Donnerstag übte die Gruppe des Jungen Theater Leverkusen ein letztes Mal, bevor es am Freitag und am Wochenende dann ernst wird.

Das Stück „Bash – Stücke der letzten Tage“ von Neil LaBute behandelt die tiefen Abgründe menschlicher Existenz und beschäftigt sich vor allem mit den Themen Töten und Schuld. „Es ist ein sehr düsteres Stück. Wir wollten aber auch mal etwas Finsteres spielen, damit die Schauspielenden ihre Palette an Erfahrungen erweitern können“, erklärt Petra Clemens, Leiterin des Theaterensembles des Jungen Theaters und Regisseurin des Stücks, auf der Generalprobe in den Räumen des Jungen Theaters an der Karlstraße in Opladen. Am Wochenende bringt das Ensemble das Stück auf die Bühne.

Das Junge Theater wird auch mit dieser Aufführung wieder seinem Ruf als Talentschmiede gerecht, zahlreiche Ehemalige stehen inzwischen auf Theaterbühnen oder vor TV-Kameras. Auch unter den Schauspielenden von „Bash“  – Nicklas Didschun, Maxi Maria Remy, Ferit Albaryak und Hannah Görres – sind welche dabei, die bald an Schauspielschulen vorsprechen und nun noch mal dankbar für jede Spielerfahrung sind.

Das Stück „Bash!“ ist in der Theaterwelt wie auch als Hörbuch bekannt. LaBute präsentiert hier drei voneinander unabhängige Geschichten in Monolog- und Dialogform. Sie hängen inhaltlich nicht zusammen, verbindet aber ein zentrales Motiv: Durchschnittsmenschen, die an einem Wendepunkt ihres Lebens eine folgenschwere Entscheidung treffen – oft mit tödlichem Ausgang und einer Schuldfrage.

Kinder sind etwas ganz Besonderes, glauben Sie mir.
Nicklas Didschun in seiner Rolle als Kindsvater

Die Bühne ist schwarz, die Atmosphäre von Anfang an schwer. In der ersten Szene sitzt ein Mann im Anzug einsam an einem Tisch, das Glas in der Hand. „Ich hasse Verschwendung“, sagt er, während er sich erneut Alkohol einschenkt. Er spricht mit einer nicht sichtbaren Person – vermutlich in einer Bar. Der Mann wirkt erschöpft, ausgelaugt, verloren. Seine Geschichte beginnt harmlos: ein Bürojob, Routine, der Wunsch, nie reisen zu müssen. Doch schnell kippt die Stimmung.

Er berichtet vom Tod seiner fünf Monate alten Tochter, die im eigenen Bett erstickte, während er sich einen Moment Ruhe gönnte. Die Polizei kam, das Leben der Eltern zerbrach. Mit zunehmender Dauer des Monologs wird deutlich, dass der Mann mehr mit dem Tod des Kindes zu tun hat, als er zunächst zugibt. Die Erzählung changiert zwischen Schuld, Verdrängung und der Suche nach Erlösung. Am Ende verlässt er die Bühne mit den Worten: „Kinder sind etwas ganz Besonderes, glauben Sie mir.“

Unterschiedliche Schicksale

Die zweite Szene spielt auf einer Party in Köln. Ein junges, christliches Paar erinnert sich an seine Kennenlerngeschichte, schwärmt von der gemeinsamen Zeit und dem Zusammenhalt in der Gemeinde. Die Stimmung scheint zunächst gelöst, fast heiter. Doch dann beobachten sie etwas im Park, dass sie fassungslos macht. Aus der harmlosen und lustigen Stimmung wird auf einmal brutale Gewalt.

Schließlich steht in der dritten Szene eine junge Frau im Mittelpunkt, die sich an ihre Schulzeit erinnert. Sie berichtet von ihrem Lehrer, der sie angebaggert hat. Das Stück endet mit ihrem tragischen Schicksal. Auch hier werden Schuld, Verdrängung und die zerstörerische Kraft von Machtmissbrauch thematisiert. Auch wenn die Gewalt im Stück nicht gezeigt wird, so wird sie in aller Härte verbalisiert. Daher gibt es zu Beginn des Stückes eine Triggerwarnung.

Die Premiere feiert das Junge Theater am Freitag, sie ist bereits ausgebucht. Für Samstag, 24., und Sonntag, 25. Mai, gibt es noch Karten. Beginn ist jeweils um 18 Uhr. Karten kosten 15 Euro, ermäßigte Tickets gibt es zu allen plausiblen Gründen für neun Euro.