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Für die Verkehrswende in Leverkusen ist mehr nötig als nur Symbolik

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Fahrräder im Fahrradparkhaus Opladen

Das fast leere Fahrradparkhaus am Opladener Bahnhof

Die Teilnahme an der Stadtradeln-Aktion bleibt ein isoliertes Symbol in Leverkusen, genauso wie das Fahrradparkhaus in der autogerechten Stadt. 

Am Dienstag war es wieder soweit: Der Oberbürgermeister, der Umweltdezernent und weitere Vertreter aus der Verwaltung, der Wupsi und vom ADFC warben wie jedes Jahr kräftig für die Teilnahme an der Stadtradeln-Aktion. Völlig zu Recht, denn Stadtradeln ist eine feine Sache und drückt den Einsatz der Teilnehmerinnen und Teilnehmer für einen klimaschonenden Verkehr aus. 

Und doch entbehrt es nicht einer gewissen Ironie, dass sich die Stadtoberen dieses Mal ausgerechnet das Dach des Riesenfahrradparkhauses in Opladen für den Start ins kollektive Pedale treten und Klima schonen ausgesucht haben. Denn im Unterschied zum positiv konnotierten Stadtradeln steht das bislang fast immer leere Fahrradparkhaus als Negativ-Symbol einer bislang allenfalls halbgaren Verkehrswende in Leverkusen.

Peter Seidel

Peter Seidel

Seit Oktober 2024 Redakteur in der Lokalredaktion Leverkusen des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Jahrgang 1963. Studium der Romanistik, Anglistik und Geschichte in Kiel, Mailand und Bonn. Seit 1994 für den S...

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Schlimmer noch: Wenn sich an der Belegung nichts zum Besseren ändert, hat es gute Chancen als Negativ-Beispiel für die Verschleuderung von Steuergeld, also unserem Geld, bekannt zu werden. Der Bau hat 3,1 Millionen Euro gekostet. Da sind gut 260 zahlende Nutzerinnen und Nutzer an insgesamt 490 Öffnungstagen bis von Anfang Juni 2023 bis Mitte Mai 2025 einfach zu wenig.

Sicher, für einen Teil des Problems kann die Stadt Leverkusen nichts. Wer mit dem Rad zum Bahnhof Opladen fährt und sich darauf verlässt, dort pünktlich in die RB48 oder RE7 Richtung Köln oder Wuppertal fahren zu können, wird von der Bahn allzu oft im Stich gelassen. Und bis am Bahnhof Opladen mehr als nur diese beiden Bahnlinien halten, die vielleicht mehr Radpendler anziehen, dürften eher Jahrzehnte als nur ein paar Jahre vergehen.

Aber ob die jetzt ausgerufene dreimonatige Gratis-Phase für die potenziellen Nutzerinnen und Nutzer zum Neustart Parkhauses an der Belegung nachhaltig etwas ändert? Skepsis ist angebracht. Vielversprechender wäre da sicher, wenn das Fahrradparkhaus – wie vom ADFC im Januar vorgeschlagen – endlich in ein Radwegenetz eingebunden und nicht nur über die Balkantrasse per Rad direkt erreichbar wäre.

Wenn außerdem mal konkret der vorhandene Straßenraum auch und gerade auf Hauptverkehrsachsen neu verteilt und Radfahrerinnen und Radfahrern mehr Platz eingeräumt würde. Nicht nur mit gestrichelten Linien, die allzu oft im Nichts enden, sondern mit dicken weißen durchgezogener Strichen als klare Abgrenzung zu den Fahrstreifen der Autos. Es wäre Ausdruck einer echten Verkehrswende in der autogerechten Stadt Leverkusen, wenn sich der Oberbürgermeister beim nächsten Stadtradeln-Termin auf eine solchermaßen im Sinne des Radverkehrs veränderte Straße stellen könnte. Doch dafür braucht es den nötigen politischen Mut im Stadtrat. Und der fehlt bislang.