Konjunktur in LeverkusenDer Aufschwung ist erst einmal beendet

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Daniela Scherhag-Godlinski (links) und Eva Babatz von der IHK

Daniela Scherhag-Godlinski (links) und Eva Babatz von der IHK

Leverkusen – „Wir wollen keine Panik machen.“ Eva Babatz von der Industrie- und Handelskammer legt allerdings schlechte Zahlen vor. Und betont daher deutlich, dass die Konjunktur nach Jahren des Hochs inzwischen deutliche Einbußen hinzunehmen hat. Die Kammer hat am Mittwoch die Zahlen der Herbst-Konjunkturumfrage veröffentlicht, die dazu dient, „ein Stimmungsbild einzufangen“, so Babatz. Passend zum Umfragezeitpunkt bilden die Ergebnisse eine triste Entwicklung ab.

627 Unternehmen haben sich im Kammerbezirk beteiligt, davon 51 aus Leverkusen und 61 aus dem Rheinisch-Bergischen Kreis. Der Konjunkturklima-Indikator, der von der IHK als feststehende Einheit genutzt wird, um die Aussagen aus den Umfragen vergleichen zu können, ist von 116,1 auf 99 Punkte gesunken. Das ist der niedrigste Wert seit zehn Jahren.

Angespannte Lage

Auch in Leverkusen ist das Wirtschaftsklima angespannt. Die Unternehmen schätzen ihre eigene Lage deutlich schlechter ein als noch im Frühjahr. Damals hatten 62,7 Prozent von einer guten Geschäftslage gesprochen, jetzt sind es nur 54,9 Prozent. Von zwei auf sechs Prozent gestiegen ist dafür der Anteil der Unternehmen, die ihre Lage als schlecht bezeichnen.

„Dass die Stimmung abgenommen hat, wundert keinen“, sagt Babatz in der Opladener IHK-Filiale. Die Zuversicht sei einer Unsicherheit gewichen. Auch im Hinblick auf die Erwartungen für die kommenden Monate sind die Unternehmen zurückhaltender geworden. 8,2 Prozent gehen von einer Verbesserung der Geschäftslage aus, bei der Frühjahrsumfrage waren es noch 27,5 Prozent. 14,3 Prozent rechnen mit einer weiteren Verschlechterung. Dieser Wert lag zuvor bei 9,8 Prozent. Auch die Investitionsbereitschaft der Unternehmen hat abgenommen. Gute Nachricht für Arbeitnehmer: Der Großteil der Unternehmen plant mit gleich bleibenden Beschäftigungszahlen.

Im Rheinisch-Bergischen Kreis sieht das Bild ähnlich aus. Auch hier schätzen immer mehr Unternehmen – inzwischen 16,4 statt 8,5 Prozent – ihre Lage als schlecht ein. Nur noch 28 Prozent bewerten ihre Lage als gut. Zuvor waren es 33,8 Prozent.

Ortsübergreifende Probleme

Bei den Erwartungen für die kommenden zwölf Monate zeigt sich die Stimmung im Rheinisch-Bergischen Kreis am deutlichsten. Sprachen bei der letzten Umfrage noch 18,3 Prozent der Unternehmen von einer positiven Entwicklung, so sind es jetzt nur noch 6,6 Prozent. Dafür rechnen statt 22,5 Prozent nun 31,1 Prozent mit negativen Ergebnissen. Die Investitionsabsichten gehen auch hier zurück.

Bei der Personalplanung gibt es Veränderungen. Knapp 60 Prozent der Unternehmen wollen ihre Mitarbeiterzahl beibehalten, doch ist die Zahl der Firmen im Vergleich zum Frühjahr gestiegen (um sieben Prozent), die Stellen abbauen wollen. Die Hauptprobleme der Unternehmen sind standortübergreifend. Sie geben Fachkräftemangel, wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen und einen möglichen Rückgang der Inlandsnachfrage als Kern an.

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Eine große Gefahr für die Konjunktur sieht Babatz im Rückgang der Industrie, die sie als „kleines Sorgenkind“ bezeichnet. „Die Industrie ist die Mutter aller Branchen, weil sie der Ursprung der Wertschöpfungskette ist“, sagt die Leiterin der Geschäftsstelle Leverkusen/Rhein-Berg der IHK Köln. Die Akzeptanz der Bevölkerung gegenüber der Industrie sei sehr wichtig. „Bei aller Wichtigkeit des Themas Klimaschutz“ dürfe die Industrie „bitte nicht verteufelt“ werden, mahnt Babatz. Sie sei der „Motor der Wirtschaft“.

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