Das Land NRW zieht Förderungen für die Freie Szene zurück.
„Zerschlagung der bisherigen Förderarchitektur“Freie Szene auch in Leverkusen gerät in Not

400 Jugendliche aus 20 Nationen haben im Februar 2024 beim Leverkusener Tanztheater „Mytha“ mitgemacht.
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Es sei schon ein großer Einschnitt für Martina Houben und ihre Tanz- und Kulturbühne Leverkusen. Wie das Landesministerium für Kultur und Wissenschaft kürzlich bekanntgegeben hat, laufen diverse Förderprogramme für die Freie Kulturszene jetzt aus und werden nicht verlängert. Das NRW-Landesbüro für Freie Darstellende Künste spricht sogar von einer „Zerschlagung der bisherigen Förderarchitektur“.
Konkret: Unter anderem läuft die aktuelle Förderperiode zur Spitzenförderung Kinder- und Jugendtheater Ende des Monats aus. Und wie das Landesbüro mitteilt, soll danach nur noch die Hälfte der bisherigen Summen zur Verfügung stehen. Als Begründung gebe das Ministerium die unkalkulierbare Haushaltslage an.
Die geplanten Kürzungen des Ministeriums bei verschiedenen Förderprogrammen hat konkrete Auswirkungen auf die Freie Szene auch in Leverkusen, zu der eben auch Martia Houben gehört. „Vieles wird gar nicht mehr angeboten oder reduziert“, sagt sie über die Fördertöpfe, die auch bei ihr viele Angebote erst möglich gemacht haben. Ein Musikprojekt zum Beispiel, das sie in den vergangenen drei Jahren angeboten habe, müsse „komplett abgeschafft“ werden.

Martina Houben (r.) muss Angebote zurückziehen.
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Zum Beispiel habe sie Geld aus dem Programm „Komm an“, zur Förderung der Integration von Geflüchteten und Neuzugewanderten in den Kommunen, bekommen. Das fällt nun weg. Auf etwa 40 Prozent beziffert sie die Reduzierung der Angebote an ihrer Tanz- und Kulturbühne. Houben und ihr Team aus 15 ehrenamtlichen Dozenten organisieren unter anderem verschiedene Feste und Shows in Leverkusen, am 14. Juni zum Beispiel das Kunstfestival in Wiesdorf. Angegliedert an den gemeinnützigen Verein ist eine Tanzschule.
„Wer hat denn heute noch Geld?“, fragt sie. Es bleibe ihr also nicht wirklich etwas anderes übrig, als ihr Angebot zu reduzieren. Sie hofft auf private Sponsoren oder über Förderungen durch Kontakte. Erst einmal wisse aber niemand, „ob und wann man etwas bekommt“. Sie und ihr Team seien traurig, versuchten aber mit den eigenen Mitteln irgendwie weiterzumachen. „Es ist aber ein totales Risiko“, sagt Martina Houben. Denn planen müsse sie, eigentlich sogar für das ganze Jahr. Bescheid bekomme man häufig aber erst sechs Wochen vorher. Letztlich zahle sie ohne Förderung immer aus privater Tasche drauf.
Das Landesbüro für Freie Darstellende Künste sagt: „Die Kürzung wird vor allem auch dazu führen, dass sowohl dem Publikum in NRW weniger qualitätsvolle Kunst zur Verfügung stehen wird als auch die Strahlkraft NRWs über seine Grenzen hinaus sinken wird.“
Die Stadt Leverkusen stellt bisher jedes Jahr 100.000 Euro „für die Förderung kultureller Veranstaltungen im Stadtgebiet“ zur Verfügung, heißt es aus dem Rathaus. Die Freie Szene könne zu jeweils zwei Stichtagen (15. März und 15. September) Förderung aus dem Topf beantragen, die 100.000 Euro werden auf die beiden Jahreshälften aufgeteilt.
Aus den Bewerbungen gibt dann eine Jury, die aus Mitgliedern der Freien Szene und externen Kulturakteuren bestehe, eine Empfehlung über die Förderanträge ab. Die Politik entscheidet letztlich, wie die 100.000 Euro verteilt würden. Weitere 10.000 Euro gibt es im Sondertopf für „spontane Förderung kultureller Veranstaltungen im Stadtgebiet“, hier entscheiden die Kultursprecher der im Kulturausschuss vertretenen Parteien, wer das Geld bekommt.