Gewalt im FußballstadionÜber das schwierige Verhältnis zwischen Fans und Polizei

Lesezeit 2 Minuten
Kann friedlich, kann aufgeheizt sein: Stimmung im Stadion, hier ein Bild vom Spiel Juventus Turin – Bayer 04 Leverkusen.

Kann friedlich, kann aufgeheizt sein: Stimmung im Stadion, hier ein Bild vom Spiel Juventus Turin – Bayer 04 Leverkusen.

Leverkusen – Fans und Polizei – im Fußball ein oftmals schwieriges Verhältnis. Im „Stadioneck“ wurde am Freitagabend mal nicht über den Verein und das letzte Spiel gesprochen. Stattdessen war es verhältnismäßig leise in der Fußballkneipe, denn die Anwesenden waren gekommen um sich den Vortrag „Wie Hund und Katz“ des Journalisten Christoph Ruf anzuhören.

Polizeiwillkür keine Seltenheit

Der Freie Journalist beschäftigt sich seit mehreren Jahren vor allem mit den Themen Fußball, Fans und Rechtsextremismus. An dem Abend ging es jedoch hauptsächlich um das schwierige Verhältnis zwischen Fans und Polizei, denn laut Ruf sind Fälle von Polizeiwillkür gegenüber Fans keine Seltenheit. Doch auch die Beamten werden zu Opfern von Gewaltdelikten.

Sportjournalist Christoph Ruf sprach über das schwierige Verhältnis zwischen Fußball-Fans und Polizei.

Sportjournalist Christoph Ruf sprach über das schwierige Verhältnis zwischen Fußball-Fans und Polizei.

Um seinen Zuhörern zu signalisieren, dass er trotz seiner Liebe zum Sport unvoreingenommen gegenüber den Behörden ist, zählte er zu Beginn seines Vortrags einige Gemeinsamkeiten beider Parteien auf. „Die Parallelen sind eindeutig, doch bleiben meist unausgesprochen. So gestehen sich beide Seiten selten ihre Fehler ein und auch am „Feindbild“ des anderen halten beide fest“, erklärte Ruf. Seine Aussagen bekräftigte der Sportjournalist mit Erlebnissen, Erzählungen und geführten Interviews.

Zum Thema „Voreingenommenheit“ erzählte er eine kurze Story über einen Polizisten und einen Ultrafan, die den sozialen Druck innerhalb der Gruppierungen verdeutlichen sollte. „Wie das Leben manchmal so spielt, ist man sich doch gar nicht so fremd wie gedacht, sondern ist wie in diesem Fall gemeinsam zur Schule gegangen. Der Polizist und der Ultra waren jedoch bei ihrem zufälligen Treffen im «Dienst» und so bat der Beamte seinen langjährigen Freund, ihn in den Bauch zu boxen, sollten seine Kollegen auftauchen“, erzählte Christoph Ruf.

In Bewegungsfreiheit eingeschränkt

Für den Journalisten ist nach eigener Aussage solch eine Reaktion hochgradig lächerlich, genau wie der aggressive Umgang mit Fußballfans. „Denn auch wenn es sich bei der Mehrheit der Besucher nicht um Ultras handelt, werden Fans, sobald sie das Stadion betreten, in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt und auch der Ton der Beamten wird schroffer“, beschrieb Ruf. Wenn Sätze wie „Haut sie alle weg“ von Seiten der Polizei fallen, ist es laut Redner nicht verwunderlich, warum vor allem beim Fußball die Emotionen hochkochen.

Doch das größere Übel ist nach Aussage des Journalisten die schwierige Strafverfolgung der Beamten. „Gerade mal bei einem Prozent der Angeklagten kommt es zur Verurteilung“, äußerte Ruf kritisch. Jedoch dürfe man nicht alle Polizisten über einen Kamm scheren – „Es gibt genügend Beamte, die ihrem Job auf eine ehrliche und reflektierende Art nachgehen.“ Anschließend diskutierten die Teilnehmer über „unabhängige Beschwerdestellen“ und „Kennzeichnungspflicht“.

KStA abonnieren