Der Leverkusener Andrej Loos hat einen kleinen, leichten Wohnwagen für sein Elektrofahrrad gebaut.
Solar-WohnwagenLeverkusener will mit Eigenbau in die Berge

Andrej Loss hat den Fahrrad-Anhänger selbst gebaut.
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Die Sonne brennt unbarmherzig, aber Andrej Loos kann damit leben. Sehr gut sogar: Wenn die Sonne scheint, füllen sich die Batterien seines Fahrrads, egal wo er ist. Loos ist ein Bastler, oder eher ein Konstrukteur, der sich einen eigenen Wohnwagen entworfen und gebaut hat. Das Besondere an dem Anhänger ist: Er ist klein und leicht, in dem fahrbaren Kasten findet gerade einmal er selbst Platz, man kann ihn mit dem Elektrofahrrad ziehen und das Gespann fährt CO₂-frei. Der Anhänger ist außen fast komplett mit Solarzellen bestückt. Die liefern den Strom für den eigenen Antrieb: „Bei ordentlicher Sonne erzeugen die Zellen 450 Watt bei zwölf Volt“, sagt Loos.
Heute brennt die Sonne besonders extrem, eine Hitzewelle lähmt die Stadt. Bei solch intensiver Strahlung wird sein leerer Fahrradakku schnell wieder aufgefüllt. Sobald dieser geladen ist, kommt das Rad seiner Frau an die Reihe.

Nahezu jeder Quadratzentimeter Dach ist mit Solarzellen belegt.
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Seinen Fahrradakku nutzt er aber nicht nur zum Fahren: Ein sogenannter Wechselrichter erzeugt aus dem Strom des Akkus 220 Volt Wechselstrom, damit lässt sich jedes normale Elektrogerät betreiben, wenn es nicht allzu viel Watt hat. Ein Radio, eine Kochplatte oder ein Wasserkocher – diese Geräte funktionieren. Der Wohnwagen hat eine eigene Elektroinstallation, mit Licht und elektrischer Lüftung in der Tür. Die Luft in dem kleinen Innenraum kann sich bei geschlossener Tür im Winter schnell verbrauchen. Wäre der Wagen komplett verschlossen, könnte das wegen der Anreicherung von CO₂ sogar gefährlich werden.
Der Mensch heizt für sich selbst genug
Eine Heizung braucht der Anhänger nicht; ein menschlicher Körper erzeugt beim Schlafen mindestens 80 Watt, das ist genug Wärme. Loos hat das mal bei Minustemperaturen ausprobiert: „Ich hab mal versuchsweise draußen auf dem Firmenparkplatz übernachtet“, sagt er. Das sei kein Problem gewesen.

Der Innenraum ist gerade lang genug zum Schlafen.
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Loos fährt ein Dreirad, das elektrisch unterstützt wird, ein Pedelec. Das Dreirad legte er sich zu, nachdem er zwei Jahre vor der Rente auf dem Arbeitsweg auf dem Fahrrad von einem Auto angefahren worden war. „Danach hatte ich auf dem Zweirad Angst“, sagt er. Seither vertraut er auf das dritte Rad. Dem Rad schraubte er ein Dach aus Makrolon an, auf dem leichte und flexible Solarzellen befestigt sind.
Loos ist heute längst in Rente, den Wohnwagen hat er sich gebaut, als er noch arbeitete. Dabei wurde er unterstützt: Als Schlosser montierte er für die Kölner Firma Stollenwerk Rettungsgeräte, Tragen und spezielle Rollstühle. Sein Chef erlaubte ihm, dass er nach Feierabend in der Firma an seinem Projekt arbeiten durfte. „Das war ein guter Chef“, sagt Loos. Anscheinend verstand der Mann viel davon, wie man zufriedene Mitarbeiter bindet.
Nach dem Unfall reifte der Plan für den Wohnwagen
Nach dem Unfall reifte sein Plan, den kleinen Wohnwagen zu bauen. Der Rahmen aus 20 mal 20 Millimeter Aluminium für den Mini-Caravan war schnell gebaut. Da Loos Bahren, Tragen und Rollstühle bauen kann, hat er das nötige Wissen, wie so ein Vehikel stabil und leicht aufzubauen ist. Die Kiste muss Loos zwar nicht beim Tüv vorführen, darf aber natürlich auch nicht zusammenbrechen. Der Rahmen ist wichtig, aber stabil wird der Kasten erst durch die Außenwände. Die weißen Außenplatten sind aus 16 Millimeter starker wasserfester Platte, der kantige Hänger war zuerst nicht ganz dicht, aber das Problem hat Loos inzwischen gelöst.

Ein Vorzelt mit Bambusstangen.
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Loos stellt seinen Miniwohnwagen an diesem Tag gemeinsam mit seiner Frau Maria am Silbersee in Küppersteg auf. Die beiden spannen ein Sonnensegel auf, ähnlich einem Vorzelt an einem richtigen Wohnwagen. Die Zeltstangen, die er abspannt, hat Loos aus dünnen Bambusstangen geschnitten, die Plane online gekauft. Alles Selbstgebaute kann man natürlich auch selbst immer wieder reparieren. „Es ist ein Stück Freiheit“, sagt er. Immer wieder muss er mal innehalten, denn ihn plagt ein Schwindel.

Die Energie-Zentrale ist ein Wechselrichter.
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Einen eigenen Wohnwagen fürs Fahrrad baut man nicht einfach mal so. Loos hatte einen Traum, als er den Wagen zusammenschraubte: Er wollte mit seinem Elektro-Gespann auf große Fahrt gehen, aber daraus wurde bisher nichts. Er hatte sich überlegt, bis ins Gebirge zu fahren, nach Bayern bis Oberstdorf mindestens. Doch an seinem vorletzten Arbeitstag habe ihn ein Schlaganfall getroffen, sagt Loos. Er überlebte mit viel Glück, aber die Tour war natürlich fürs Erste gestorben. Daher kämpft er heute noch mit Schwindel, er muss sich oft festhalten, aber das meiste hat er wieder lernen können. „Vielleicht geht es ja irgendwann“, sagt er. Seine Frau will auf die Bayern-Campingtour nicht mitkommen.
Der Leverkusener hat bis 1996 in Kasachstan gelebt und konnte dann nach Deutschland übersiedeln. In Kasachstan hatte er einen wesentlich härteren Job: „Ich war Traktorist und habe riesige Trecker mit zwölf Zylindern gefahren.“ Die Felder in Kasachstan seien bis zu 700 Hektar groß gewesen. Er ist froh, dass er in Deutschland lebt, sagt aber: „Ich vermisse es, auf einem so großen Feld zu sein, alleine.“