Altlast Dhünnaue in LeverkusenNeue Löcher in der Folie – Suche nach Bomben

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Die Baustelle liegt zwischen Neulandpark und Westring. Im Hintergrund sieht man den Wuxi-Pavillon.

Leverkusen – Die Eingriffe der Autobahnbauer in die Altlast Dhünnaue unterlagen stets hohen Sicherheitsauflagen. Bohrmannschaften trugen Vollschutzanzüge, wenn in der Altlast gegraben werden sollte, stellte man zuvor ein Zelt, die so genannten Einhausungen, auf. Mittlerweile geht man da offensichtlich etwas lässiger heran:

Neben dem Westring, der von der Autobahnauffahrt Leverkusen-West zur Dhünn hinunter führt, liegt eine Bahn schwarzer Folie am Straßenrand. Sie sieht aus wie die 2,5 Millimeter dicke Folie, mit der nach der Jahrtausendwende die Altlast abgedichtet wurde. Es ist ein Anlass, dort genauer hinzuschauen.

Dichtung fehlt

Tatsächlich gibt es auf einer Baustelle mit Bagger hinter einem Bauzaun mit Blickschutz mehrere tiefe Löcher im Boden. Die Folie in vielleicht zwei Metern Tiefe ist weg. Man erkennt die Deponieabdichtung. Sie besteht aus mehreren Schichten: Oben eine hellbraune, vielleicht zwei Meter dicke Deckschicht, dann folgt ein Vlies, eine Stoff-Schicht, die die Deponiefolie darunter schützt.

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Blick ins Loch: Eine Aufnahme der Schichten der Altlast-Versiegelung. Man sieht deutlich Vlies, Folienrest und die angebaggerte mineralische Dichtungsschicht.

Darunter liegt eine anthrazit-farbene, fast schwarze Schicht, von der der Bagger einige Schaufeln herausgekratzt hat. Das dunkle feste Material liegt in Platten daneben. Das dürfte die kompakte mineralische Dichtungsschicht sein, 60 Zentimeter dick. Sie ist vielleicht 40 Zentimeter weit angebaggert. Würde man dort weitergraben, stieße man bald auf die eigentliche Altlast, davon ist aber nichts zu sehen.

Ohne Schutzkleidung

Es sind mehrere Löcher auf dem Baufeld, in die man aber vom Rand nicht hineinsehen kann. Der Baggerfahrer trägt keine Schutzkleidung und auf Zuruf sagt er, das sei nicht notwendig. Als er die Kamera des Reporters sieht, hält er kurz seine Schaufel vor das Loch. Der Westring ist über hunderte Meter abschüssig. Der Berg gehört zur Altlast Mitte. Er besteht aus zum Teil stark giftigem Müll, den Bayer bis 1965 abgekippt hat. Kurz nach der Jahrtausendwende nahm man die „Sanierung der Altlast“ in Angriff, man versiegelte den Berg. Zum Abschluss der Versiegelung gab es die Landesgartenschau 2005.

„Es findet kein Eingriff in die Altlast statt“

Für den Autobahnbau wurde der Westring zwar schon einmal verlegt, aber das ist noch nicht der endgültige Verlauf, die Straße wird noch etwas südlicher gelegt. Weg von der Autobahn, näher an den Neulandpark. Derzeit scheint man die endgültige Trasse vorzubereiten, dafür wird in den Löchern nach Bomben gesucht. Das bestätigt auf Anfrage Timo Stoppacher, Sprecher bei der Autobahn GmbH. Er sagt: „Es findet kein Eingriff in die Altlast statt.“

Die Stadtverwaltung ist informiert. Dort sieht man die Sache gelassen. Eine Sprecherin schreibt: Eine Schutz-Einhausung sei für diesen Bereich nicht vorgesehen.

„Keine Gefährdung“

Analysen der Füllstoffe hätten gezeigt, dass man nicht von einer Gefährdung ausgehen müsse. Die Arbeiten seien Bohrungen, die im Auftrag der Autobahn GmbH durch einen Nachunternehmer der Firma Heitkamp ausgeführt würden. Sie seien der Stadt Leverkusen bekannt, ein Emissionsschutzkonzept werde eingehalten und jede Woche werde die Baustelle von Mitarbeitern des Umweltamts begangen.

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Kampfmitteluntersuchungen sind vorgeschrieben, die Vorschriften sind in den letzten Jahrzehnten noch verschärft worden. Dennoch: Eine potenzielle Kriegsbombe müsste schon ziemlich tief im Altlastkörper liegen, der an der Stelle nach einer offiziellen Karte von Straßen NRW – „Entwicklung Schüttgrenzen Dhünnaue“ – bis 1959 angeschüttet wurde.

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