OB-Kandidat „der Partei“Mit Satire gegen den Wahnsinn der Wirklichkeit

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Christian Alexander Langer von der Partei.

  • Christian Alexander Langer kandidiert für die Partei DIe Partei und hat sich der Satire verschrieben.
  • Wer ihm und seinen Kolleginnen und Kollegen indes den nötigen Ernst für Realpolitik abspricht, der bekommt von Langer deutliche Worte zu hören.

Leverkusen – Zum Gesprächstermin erscheint er in schwarzer Anzugjacke, roter Krawatte – und einem T-Shirt der Punkrockband Wizo, auf dem steht: „Zäune und Grenzen töten Menschen“. So direkt tragen die wenigsten Politiker ihre Meinung nach außen – auch wenn es in Zeiten wie diesen manchmal wohl nicht ganz unangebracht wäre, dies zu tun. Aber Christian Alexander Langer ist ja auch kein normaler Politiker. Er ist der OB-Kandidat der Partei Die Partei. Und wer Mitglied der Partei Die Partei ist, der agiert abseits des politischen Mainstreams. Weil er sich der Satire verschrieben hat.

Eine kurze Erinnerung: Die Partei ist jene Partei, die einst vom Team der Satirezeitschrift „Titanic“ um deren Chefredakteur Martin Sonneborn gegründet wurde und seither die Politlandschaft des Landes aufmischt mit provokanten Aktionen: So verkauften die Parteimitglieder einmal Geldscheine, um sich zu finanzieren – für 105 Euro gab es einen 100-Euro-Schein.

Und seitdem Sonneborn ins Europaparlament gewählt wurde, geht er den dortigen etablierten Politikern gehörig auf den Keks mit Aktionen und Reden, die auf den ersten Blick wirr und krude erscheinen. Indes: Letztlich ist es genau diese Herangehensweise zwischen Unverschämt- und absoluter Schmerzfreiheit, die der Realpolitik oftmals den Spiegel vorhält und elitäres Denken, Korrumpierbarkeit sowie rechtsextreme Ansichten gnadenlos entlarvt. Satire eben. Die darf bekanntlich fast alles. Auf jeden Fall darf sie bei einer OB-Wahl mitmischen.

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Langer, geboren 1993 in Langenfeld, dort aufgewachsen, seit einigen Jahren in Leverkusen lebend und als Erzieher in einem Düsseldorfer SOS-Kinderdorf tätig, tut das außerdem ja auch für Die Linke und die Piraten, die hinter ihm stehen und selbst keinen Kandidaten aus den eigenen Reihen entsenden, um gegen den Sozialdemokraten Uwe Richrath anzutreten. „Wir haben gemerkt, dass wir thematisch viele Überschneidungen mit der Linkspartei und den Piraten haben. Und da wir uns entschieden haben, nicht selber auf der Liste zu stehen, haben wir wiederum zusammen mit der Linken entschieden, dafür den OB-Kandidaten zu stellen. Weil wir die größere Fraktion im Bündnis sind. Und um unsere Vormachtstellung klar zeigen zu können", sagt Langer. Und fügt hinzu: „Zudem bin ich die offensichtlich beste Wahl.“

Realsatire an jeder Ecke

Und auch wenn er selbst zugibt, dass seine Chancen, erster Bürger dieser Stadt zu werden, eher mau stehen, so weiß Langer doch, dass er mit Satire als Pfund wuchern kann. „Weil sie einem in Leverkusen nämlich überall begegnet“, wie er sagt. Meist als Realsatire. Beispiel: Rheinbrücke und Stelze. Er würde das Thema mit einem Rundumschlag lösen: „Wir könnten die Umweltbelastung deutlich reduzieren, wenn wir einfach eine Mauer quer über die heutige Brücke bauen. Oder wenn wir eine Fähre einrichten. Wir müssten natürlich ein altes Modell nehmen. Dann wären wir sehr schnell kein Verkehrsknotenpunkt mehr – weil keiner mehr hierherkommen würde, um den Rhein zu queren. Wir wären die Feinstaubbelastung sofort los.“

Langer hat auch eine klare Meinung, was die City C als wichtiges Thema für die Innenstadt angeht. Sein Vorschlag: „Sozialer Wohnungsbau.“ Er würde den Komplex „nur etwas dämmen, denn es hallt dort etwas.“ Und sollte das nicht funktionieren, „dann bauen wir eben eine Half-Pipe für die Skater rein.“

Keine Parkplätze am Schloss

In Sachen Museum ist er unentschieden. Klar sei nur: Am Schloss möchte er auf gar keinen Fall neue Parkplätze haben. Denn: „Unsere Düsseldorfer Kollegen von Die Partei haben ja schon vor, Leverkusen nach ihrem Wahlsieg in einen großen Parkplatz von Düsseldorf zu verwandeln. Das wollen wir nicht. Da müssen wir präventiv tätig werden.“ Ob das Museum geschlossen werden muss, um Geld einzusparen? „Ich weiß nicht. Dazu kann ich nichts sagen.“ Wohl aber dazu, was er im Falle eines Wahlsieges als erstes tun würde: „Wenn ich gewählt werde, dann ist mein Ziel für die erste Amtswoche, herauszufinden, was ein OB so Tag für Tag tun muss. Und ich werde den Menschen aus dem Fenster zuwinken.“

Letzte Rettung: Die Partei

Wer der Partei Die Partei und ihm selbst den nötigen Ernst abspricht, der bekommt von Langer übrigens deutliche Worte zu hören: „Wir haben vor allem den Auftrag, in die Politik hineinzukommen und zu zeigen: Was läuft da seltsam? Was ist politischer Alltagswahnsinn?“ Und das sei gut. Zudem müsse man bedenken: „Wir haben hier in Leverkusen als nächstjüngeren Kandidaten für die OB-Wahl nach mir einen 57-Jährigen. Das ist Markus Beisicht. Und bei so etwas sehe ich dann schon eine gewisse Distanz zur Wählerschaft. Die Partei kommt ja nicht umsonst vor allem bei Erst- und Jungwählern gut an – weil es für die nämlich keine Identifikationsfiguren gibt.“ Letzte Rettung also: Die Partei.

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