Hilfe für Obdachlose„In Leverkusen muss keiner auf der Straße schlafen“

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Im Tagestreff können Wohnungslose ein bisschen zur Ruhe kommen. 

Im Tagestreff können Wohnungslose ein bisschen zur Ruhe kommen. 

Leverkusen – Die Tage werden kälter. Und die Tiefgaragen und Eingänge von Ladenlokalen werden zunehmend bevölkert von Menschen, die Wärme und Schutz suchen, aber kein eigenes Zuhause haben. „In Leverkusen muss keiner auf der Straße schlafen, aber es ist nicht immer für jeden Menschen das richtige Hilfsangebot dabei“, sagt Stefanie Strieder von der Obdachlosenhilfe der Caritas, die diese Aufgabe im Auftrag der Stadt übernommen hat.

Es gibt einen Tagestreff, eine Notschlafstelle und eine Fachberatung. „In Leverkusen können wir den ganzen Tag eine Anlaufstelle anbieten. Der Tagestreff hat von 7.30 Uhr bis 20 Uhr geöffnet“, erläutert die Caritas-Mitarbeiterin. Dort können Obdachlose ihre Sachen in einem Spind einschließen, bekommen für 20 Cent einen Kaffee oder Tee, können sich und ihre Kleidung waschen oder in einer Küche etwas für sich kochen. „Dass der Zulauf zurzeit sehr groß ist, sieht man schon daran, dass alle Spinde besetzt sind“, sagt Strieder.

Nicht alle Betroffenen wollen nachts in die Notschlafstelle kommen und suchen eigene Lösungen.

Nicht alle Betroffenen wollen nachts in die Notschlafstelle kommen und suchen eigene Lösungen.

Schließt der Tagestreff, finden die Menschen in der Notschlafstelle einen Platz für die Nachtruhe. „Männer und Frauen schlafen getrennt“, erläutert Strieder. Eine Suppenküche in den Pfarrgemeinden in Wiesdorf, Rheindorf und Opladen sowie eine Fachberatung, wie die Betroffenen aus der Wohnungslosigkeit wieder herausfinden, runden das Angebot ab. „Außerdem können sie den Tagestreff als Postadresse angeben. Das brauchen sie, um Sozialleistungen zu beziehen. Die Ämter verlangen eine postalische Adresse.“ Wer Sehnsucht nach mehr Tagesstruktur hat, bekommt kleine Beschäftigungsmöglichkeiten, zum Beispiel am Empfang, in der Suppenküche oder Möbelbörse.

Viele Ursachen

Ursachen für Obdachlosigkeit gibt es laut Strieder viele. Oft liege eine psychische oder eine Suchterkrankung zugrunde. „Da schafft man es zum Beispiel nicht mehr wegen seiner Depression, die Post aufzumachen, reagiert nicht mehr auf Briefe des Amtes und bekommt Leistungen gekürzt. Schließlich wird dann eben auch nicht mehr die Miete bezahlt und derjenige verliert seine Wohnung“, so Strieder zu einer oft erlebten Möglichkeit. Auch Spielsucht spiele eine immer größer werdende Rolle: „Da wird am Anfang des Monats schon das Geld verspielt.“

Jüngere Menschen gerieten schnell auf die Straße, wenn sie sich zu Hause nicht mehr mit den Eltern verstünden oder nicht mit den Regeln von betreuten Wohnungseinrichtungen klar kämen. Es sei aber nicht so, dass Wohnungslosigkeit vor allem Männer betreffe. „Wenn man durch die Stadt geht, könnte man diesen Eindruck bekommen. Dem ist aber nicht so“, sagt Strieder. Frauen fänden öfter und über einen längeren Zeitraum andere Schlafmöglichkeiten, etwa bei Bekannten. „Dennoch haben diese Menschen keine eigene Wohnung“, sagte Strieder. Und es komme auch vor, dass die Gastfreundschaft nur bei bestimmten Gegenleistungen gewährt werde.

Viele würden versuchen, wieder aus der Wohnungslosigkeit herauszukommen. Dann hilft die Fachberatung weiter, die auch in Kontakt mit privaten Vermietern und Wohnungsbaugesellschaften steht. „Es gibt nur ganz wenig Einzelfälle, in denen sich die Menschen nicht mehr an ein eigenes Zuhause gewöhnen konnten“, sagt Strieder und erinnert sich an einen Menschen, der auf seinem eigenen Balkon im Freien übernachtet hat. „Er hat es einfach nicht anders ausgehalten.“

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