Bewegtes LebenDem Leverkusener Rudi Pawelka wurde eine große Ehre zuteil

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Rudi Pawelka unterschreibt im Goldenen Buch, Hendrik Wüst steht schräg hinter ihm.

Im Beisein von Ministerpräsident Wüst durfte Rudi Pawelka sich ins Goldene Buch des Landes NRW eintragen.

Das Land NRW ehrte den Leverkusener für seinen Einsatz im Bund der Vertriebenen.

„Wie viele Leverkusener können schon von sich sagen, dass sie sich ins Goldene Buch des Landes NRW eingetragen haben?“, sagt Rudi Pawelka und lacht dabei laut auf. Er zumindest kann das jetzt. Denn vor Kurzem durfte Pawelka seine Unterschrift dorthin setzen, wo sich sonst bekannte Politikerinnen und Politiker sowie andere Größen der Gesellschaft verewigen. 

„Ich hab damit gar nicht gerechnet. Aber eines Tages bekam ich hier einen Anruf. Das war ein Referent des Ministerpräsidenten“, schildert er. „Also das war schon alles sehr überraschend für mich.“ 

Der Grund für seine Ehrung? Pawelka ist Vorsitzender des „Bundes der Vertriebenen“ in NRW. Ein Verband, der sich für die Interessen derjenigen Bürgerinnen und Bürger einsetzt, die nach dem Zweiten Weltkrieg aus den ehemals deutschen Ostgebieten flüchteten oder ausgewiesen wurden. Pawelkas Engagement ist eng mit seiner eigenen Lebensgeschichte verbunden. 

Leverkusener hatte bewegtes Leben

1940 kommt er im damaligen Breslau zur Welt. Die Stadt an der Oder heißt heute Wrocław und gehört wie der Rest Schlesiens zu Polen. Als die sowjetischen Truppen im März 1945 immer weiter vorrücken, flieht Pawelkas Familie nach Westen. Erst mit dem Zug nach Görlitz, über den Köpfen alliierte Tiefflieger. 

Von Sachsen aus kommen sie zu Verwandten in Bayern, dann in eine kleine Stadt in der Nähe von Lüneburg. 1954 gelangt die Familie dann schließlich nach Bergisch Gladbach, wo der Vater eine Arbeitsstelle gefunden hatte.

Pawelka lernt Maschinenschlosser, merkt aber schnell, dass der Beruf nichts für ihn ist. Er bewirbt sich bei der Polizei und wird auch genommen. Von da an beginnt seine Karriere als Staatsbeamter. Er wird nach einer Zeit Lehrer an einer Polizeischule, gelangt dann in den gehobenen Dienst.

Leverkusen: 15 Jahre Dienststellenleiter

15 Jahre lang ist er Dienststellenleiter in Alt-Leverkusen: „Wir hatten immer jede Menge zu tun mit den Fußballfans, die zu Gast waren. Ich erinnere mich noch vor allem an die Kölner Fans“. Aber auch der Schutz der Bayer-Werke in Abstimmung mit dem Werkschutz gehört zu seinen Aufgaben.

Über einen Umweg in Siegen-Wittgenstein kommt Pawelka in den 1990er-Jahren schließlich nach Essen und wird dort leitender Polizeidirektor. In seine Amtszeit fällt die Entführung einer Zwölfjährigen, die bundesweit Schlagzeilen macht. Sie wird nach elf Tagen durch Zufall gefunden: „Ich hatte echt immer ziemlich Glück, dass da nichts schiefgegangen ist“, erinnert er sich.

Nicht nur Freunde gemacht

Neben seiner Arbeit betätigt sich Pawelka politisch. Einerseits in der CDU, in die er 1971 eintritt und für die er auch mehrfach im Leverkusener Stadtrat sitzt. Hier widmet er sich vor allem den Interessen der Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler.

Andererseits ist Pawelka Multi-Funktionär verschiedener Vertriebenen-Verbände. Mit ihnen will er die Erinnerung an die ehemalige Heimat aufrechterhalten und an zukünftige Generationen weitergeben. Auch im hohen Alter von mittlerweile 83 Jahren ist er in dieser Angelegenheit noch immer sehr aktiv. 

Gerade mit seinem Engagement für die Vertriebenen-Verbände hat Pawelka aber längst nicht nur Sympathien gewonnen. Immer wieder warfen ihm Kritikerinnen und Kritiker antipolnische Ressentiments und eine mangelnde Bereitschaft zur Versöhnung mit dem Nachbarland vor. Gekümmert hat das Pawelka nie. Er machte einfach weiter. 

Dass er dennoch die Ehre der Unterschrift im Goldenen Buch erhalten hat, sieht er als Wertschätzung und Bestätigung seiner Arbeit: „Das ist wirklich für immer.“

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