Seit 72 Jahren findet zum Dorffest der Gemeinschaft Pattscheid-Romberg-Linde ein Festzug statt. Jetzt steht er vor dem Aus.
Pattscheid-Romberg-LindeLeverkusener Sicherheitsauflagen: Traditioneller Festumzug vor dem Aus

Tradition mit Kamelle und Traktoren: Dorffest in Pattscheid .
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1953 fand das erste Fest der Dorfgemeinschaft Pattscheid-Romberg-Linde – liebevoll „PaRoLi“ genannt – statt. Fester Bestandteil ist seit nun 72 Jahren der Festzug über die Burscheider Straße mit Traktoren, Fußgruppen, Musik und Kamelle. Jetzt steht die liebgewonnene Tradition vor dem Aus. Wie jedes Jahr hat die Dorfgemeinschaft den Antrag zur Veranstaltung im März bei der Stadt eingereicht. Am 16. April, kurz vor Ostern, bekamen sie die Rückmeldung der Stadt mit den aktuellen Auflagen.
Die Teilnehmer und Besucher des Festzuges müssten gegen „potenzielle Überfahrttaten“ gesichert werden, schreibt das Ordnungsamt den Organisatoren. Das heißt: Die Veranstalter müssen einen Verkehrssicherungsplan vorlegen. Die Burscheider Straße und alle Zuwege müssen für den Veranstaltungszeitraum von den Veranstaltern komplett gesperrt werden, inklusive Durchfahrtssperren und Ordnern an allen Zufahrten. Außerdem muss die Sperrung über Schilder angekündigt und eine Umleitung ausgeschildert werden.
Ich habe noch nie einen Verkehrssicherungsplan erstellt, sowas muss doch Hand und Fuß haben.
„Damit sind wir vollkommen überfordert“, sagt Simone Neugebauer 1. Vorsitzende der Dorfgemeinschaft. „Ich habe noch nie einen Verkehrssicherungsplan erstellt, sowas muss doch Hand und Fuß haben.“ Bislang ist der Festzug immer ohne Sperrung der Burscheider Straße gefahren. Auf der Gegenfahrbahn fuhr der Verkehr langsam an der Parade vorbei. In Zugfahrtrichtung musste der Verkehr sich hinten anstellen. Bei drei Kilometern Zugweg mit einem Zwischenhalt, an dem der Verkehr überholen konnte, war das nie ein großes Problem. „Wir haben immer gewartet, bis der Bus durch war und dann ging es los“, sagt Andreas Rothe.

Sorgen sich um ihre Tradition: Frauke Küster, Andreas Rothe, Susanne Ziesmann-Klein und Simone Neugebauer vor dem Gründungslokal der Dorfgemeinschaft.
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Schon jetzt braucht der Verein alle helfenden Hände, um das viertägige Fest am ersten Wochenende im Juli überhaupt stemmen zu können. 150 Menschen stehen auf der Helferliste, sagt Neugebauer, vom Bonverkauf bis zu jeden starken Männern, die mit einem Traktor 50 Halteverbotsschilder bei der Stadt abholen und eigenständig aufstellen.
„Mehr Helfer haben wir nicht, sonst steht ja auch keiner mehr am Straßenrand“, sagt Andreas Rothe, der daraufhin schnell ein Angebot einer Fachfirma für die geforderten Konzepte und Absperrungen einholte. Rund 8000 Euro würde das die Dorfgemeinschaft kosten. „Das Geld haben wir nicht und können es auch in der Kürze der Zeit nicht auftreiben.“ Denn als Frist hat die Stadt den 12. Mai gesetzt.

Auch Wagen fahren traditionell mit.
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Natürlich verstehen sie den Wunsch nach Sicherheit, kritisch sehen die Verantwortlichen aber die Kommunikation der Stadt. „Im Dezember gab es einen Runden Tisch für Vereine, da habe ich noch nachgefragt, ob neue Auflagen zu erwarten sind“, sagt Neugebauer. „Da hieß es noch: Nö, wir wissen von nichts.“ Klar sei seitdem noch einiges geschehen, dennoch wünschen die Verantwortlichen sich mehr Unterstützung von der Stadt und nicht einfach nur eine Mail mit Auflagen und kurzer Frist. Nach vielen Telefonaten hat Oberbürgermeister Uwe Richrath nun kurzfristig zumindest einem Vor-Ort-Termin gemeinsam mit Experten der Stadt zugestimmt, dieser soll an diesem Freitag stattfinden.
Ob Auflagen nun von Bund, Land oder Kommune kommen, ist für die Ehrenamtler nicht zu erkennen. „Aber wir haben einen Innenminister, der sagt: Wir dürfen uns das Feiern nicht verbieten lassen. Dann dürfen die Vereine, die diese Traditionen hochhalten, aber auch nicht mit den Kosten alleine gelassen werden“, fordert Susanne Ziesmann-Klein.
„Wir wollen einfach nur unsere Tradition aufrechterhalten“, sagt Neugebauer. „Hier stehen immer Jung und Alt zusammen am Straßenrand und freuen sich. Es war immer schön, friedlich und mit einer tollen Stimmung.“