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ArchitektenwettbewerbSo grün soll Leverkusens Beton-City werden

Lesezeit 5 Minuten
Entwurf der Wohnblocks in der City C von Moeller-Architekten

Die Architekten aus der deutschen Niederlassung des dänischen Büros Møller haben in der City C einen Innenhof vorgesehen und viele Terrassen. Im Hintergrund die Hauptstelle der Sparkasse.

15 renommierte Büros aus aller Welt haben Entwürfe für den Umbau der City C in Wiesdorf vorgelegt. Es gibt zwei klare Favoriten.

2030 oder 2031 soll nichts mehr an die verödete Einkaufspassage an Wiesdorfs Friedrich-Ebert-Straße erinnern. Die City C soll dann aus ein paar größeren Häusern mit Wohnungen von sehr klein bis mittelgroß, einer Kita und einem Supermarkt bestehen. Das alles soll sich um einen Grünzug gruppieren; begrenzt wird das vom Ärztehochhaus, dem bis dahin ergänzten und aufgehübschten Wohnblock am Europaring und dem Gebäude der Sparkasse – es könnte bis dahin auch anders aussehen.

Das Mega-Projekt, das vor drei Jahren den Anstoß gab, die Stadtentwicklungsgesellschaft Wiesdorf/Manfort (SWM) überhaupt erst zu gründen, hat bei deren Geschäftsführer Björn Krischick höchste Priorität. Nicht nur, weil es mit geschätzten Investitionen von weit mehr als 200 Millionen Euro die kostspieligste von allen Aufgaben ist, die der Stadt-Tochter bisher übertragen wurden. Sondern auch, weil Leverkusen an dieser Stelle Stadt-Reparatur betreiben kann. Und Städtebau nach eigenen Vorstellungen, abseits der Rendite-Erwartungen privater Investoren.

Die Stadt soll Eigentümer bleiben

Denn das Ensemble aus rund 140 Wohnungen, von denen ein großer Teil öffentlich gefördert und daher günstig zu mieten sein soll, weiteren kleineren Wohnungen am Übergang zum Rialto-Boulevard, einem Supermarkt und einer Kita sollte am besten im Besitz der Stadt bleiben. Diesen Appell richtete Krischick am Mittwoch an die Aufsichtsratsmitglieder Roswitha Arnold, Stefan Hebbel und Milanie Kreutz: „Wenn das Projekt für einen Investor interessant wird, ist es auch für die Stadt Leverkusen interessant.“ Der Geschäftsführer weiß natürlich, dass in der Haushaltskrise die Verlockung groß ist, schnell Kasse zu machen.  

Wenn das Projekt für einen Investor interessant wird, ist es auch für die Stadt Leverkusen interessant
Björn Krischick, Levi-Geschäftsführer

Der Verwirklichung ist die SWM, die inzwischen unter dem Namen Levi firmiert, weil sie in ganz Leverkusen Bau-Jobs abwickeln soll, jetzt einen wichtigen Schritt näher gekommen. Aus 15 Entwürfen, die in einem Architekten-Wettbewerb vorgelegt wurden, hat eine 15-köpfige Jury nach einer elfstündigen Sitzung im Terrassensaal des Forums die drei besten ausgewählt. Es war offenkundig ein enges Rennen: Es gibt zwei erste Plätze, einen dritten und eine „Anerkennung“.

In zwei Gebäude haben die Hamburger Architekten aus dem Büro Schaltraum die knapp 140 Wohnungen aufgeteilt.

In zwei Gebäude haben die Hamburger Architekten aus dem Büro Schaltraum knapp 140 Wohnungen aufgeteilt. Das ist der zentrale Teil der künftigen City C in Wiesdorf. Hier die Ansicht in Richtung Ärzte-Hochhaus

Krischick, der am Mittwoch das Ergebnis gemeinsam mit Projektleiter Sascha Bender und drei Levi-Aufsichtsräten vorstellte, ist glücklich, dass sich sehr renommierte Architekten mit der City C befasst haben. Denn das Projekt ist überaus kompliziert: Mit frei Planen ist an dieser Stelle der Wiesdorfer Innenstadt nichts. Unter dem Komplex befindet sich eine insgesamt dreigeschossige Tiefgarage, deren Stützenraster die Statik vorgibt, außerdem deren voluminöse Zufahrtsrampe an der Friedrich-Ebert-Straße und den Treppenhäusern. Weitere Fixpunkte sind das Ärzte-Hochhaus, das mit einem kleineren Bau ummantelt werden soll, das Hochhaus mit Eigentumswohnungen am Europaring und die Sparkasse im Süden des Komplexes.

Die Grünfläche hat zentrale Bedeutung

Dazu kommt: In den Bereich dazwischen sollen 120 bis 140 Wohnungen passen; außerdem soll eine Grünfläche nicht nur Gestaltungselement sein, sondern den Bereich prägen. Die Konsequenz hieraus: Alle Büros holten sich Landschaftsarchitekten dazu.

Mit den Ergebnissen sind Krischick und Bender schon recht glücklich, aber noch nicht komplett zufrieden: „Der Bereich am Rialto-Boulevard muss noch überarbeitet werden“, legte sich Krischick fest. Das sei keineswegs ein Randthema: Wie die neue City C – für die mit Sicherheit auch noch ein neuer Name gefunden werden muss – in die Innenstadt integriert wird, ist entscheidend.

Milanie Kreutz, Stefan Hebbel, Projektleiter Sascha Bender, Roswitha Arnold und Björn Krischick mit Modellen der beiden bestplatzierten Architektenentwürfe

Milanie Kreutz, Stefan Hebbel, Projektleiter Sascha Bender, Roswitha Arnold und Björn Krischick (von links) mit Modellen der beiden bestplatzierten Architektenentwürfe

Der Entwurf des deutschen Ablegers von Møller-Architekten aus Dänemark ist ziemlich gut, aber nicht perfekt. Deshalb ist er auch nicht alleiniger Sieger des Wettbewerbs; vielmehr hat die 15-köpfige Jury zwei erste Plätze vergeben. Die zweiten Gewinner aus dem Hamburger Büro Schaltraum punkten vor allem mit einer Zweiteilung des Wohnblocks. Sie würden rund 140 Wohnungen in zwei L-förmigen Häusern unterbringen. Das hätte den Vorteil, dass die zentrale Grünanlage viel besser zugänglich ist – dem städtebaulichen Ziel, in der sehr zubetonierten Wiesdorfer City mehr Grün für alle zu gewinnen, käme man so näher.

Der Platz zwischen Rialto-Boulevard und City C

Der Platz zwischen Rialto-Boulevard und City C ist schwierig – auch für renommierte Architekten.

Das Kölner Architekturbüro Lorber und Paul würde den Raum zwischen dem Ärztehochhaus und der Sparkasse sogar mit drei in etwa quadratischen, hohen Gebäuden füllen. Das würde drei kleinere Grünflächen schaffen. Allerdings sehe die Jury schon einen deutlichen Abstand zu den beiden Siegerentwürfen, kommentierte Krischick das Ergebnis. Ob deren Vorsprung in der Phase der Nachbesserung – sie soll im kommenden Frühjahr abgeschlossen sein – aufgeholt werden kann, muss sich zeigen.

Dass beide Siegerentwürfe Laubengänge vorsehen, hat zumindest bei SPD-Aufsichtsrätin Milanie Kreutz Stirnrunzeln verursacht. Aber auch dafür gibt es einen Grund: die Rettungswege und Zugänge für die Feuerwehr. Am Møller-Entwurf bestechen die vielen Dachterrassen und die raffinierte Abstufung des Gebäudes, die eine gute Besonnung ermöglichen. Schaltraum sieht größere, vor allem abgetrennte Balkone vor.  Das gefiel auch Roswitha Arnold besser, die für die Grünen die Levi-Geschäfte beobachtet und als Expertin für Parks dem Grünanlagenkonzept besondere Aufmerksamkeit widmet. Auch CDU-Mann Stefan Hebbel kann mit einem aufgeteilten Bau mehr anfangen: Da kommt der Kriminalpolizist zum Vorschein. 

Seine Gesamteinschätzung teilt Hebbel mit den beiden Kolleginnen im Aufsichtsrat. Die neue City C „ist Leverkusens Visitenkarte: Hier zeigen wir, wer wir sind.“ Das sei enorm wichtig, wenn man als Standort attraktiv sein wolle. Dazu komme: „Lassen, wie es ist, kann man gar nicht.“ 

Seit Freitag stehen alle Entwürfe für die City C auf der Internet-Seite der Leverkusener Immobiliengesellschaft: Architekturwettbewerb City C - LEVI