QuettingenSo lebt die Zirkus-Familie Traber während der Sommerpause in Leverkusen

Lesezeit 3 Minuten
Jamie Traber kommt als Clown Spaghetti bei großen und kleinen Besuchern gut an.

Jamie Traber kommt als Clown Spaghetti bei großen und kleinen Besuchern gut an.

Jamie Traber gehört zur bereits siebten Generation der Zirkus-Familie Traber.

Wo Jamie Traber auftritt, da wird es laut. Entweder weil er auf die Instrumente seines Schlagzeugs haut oder weil er als Clown das Publikum zum Lachen bringt. Der 18-jährige gehört zur bereits siebten Generation der Zirkus-Familie Traber, die noch bis zum 4. August auf dem Schützenplatz in Quettingen gastiert.

Shows gibt es dieses Jahr allerdings keine mehr in Leverkusen. Zehn Aufführungen waren geplant, allerdings mussten davon sieben aufgrund hoher Temperaturen abgesagt werden. „Die Sommerferien sind immer eine herausfordernde Zeit“, sagt Jamie Traber. „Besonders jetzt, wo alles teurer wird, überlegen sich die Leute dreimal, was sie wirklich machen wollen und was nicht.“

Die 22-köpfige Zirkusfamilie hat es schon seit Beginn der Corona-Pandemie nicht leicht. „Die Lockdowns haben alle unsere Reserven aufgebraucht. Unsere Aufführungen sind zudem sehr wetterabhängig und damit die Leute uns überhaupt auf dem Schirm haben, gehen wir in Schulen und Kindergärten und machen dort selbst Werbung für uns“, sagt Jamie Traber.

30 Tiere, darunter Pferde, Hunde, Ziegen und Dromedare gehören zum Programm des Circus Traber.

30 Tiere, darunter Pferde, Hunde, Ziegen und Dromedare gehören zum Programm des Circus Traber.

Dabei sind Publikum und Einnahmen nicht nur überlebenswichtig, um die NRW-weiten Aufführungen der Zirkusfamilie zu unterhalten. Ss müssten, so Traber, schließlich sieben LKW betankt werden. Auch die 30 Tiere – darunter Pferde, Hunde, Ziegen und zwei Dromedare – brauchen Futter-, Arzt- und Pflegekosten. Zwei Heuballen kosten täglich etwa 65 Euro.

Der Circus Traber wird dabei regelmäßig vom Veterinäramt kontrolliert. „Dadurch, dass wir jede Woche in einer anderen Stadt sind, ist der Zirkus wahrscheinlich der meist kontrollierteste Betrieb in Deutschland. Deshalb ist es uns wichtig, dass immer die Tiere zuerst kommen, dann wir“, sagt Jamie Traber.

Alle Tiere seien im Zirkus aufgewachsen. Die Zirkusfamilie sei zudem im Tierschutz aktiv. Kritik von Tierschutzverbänden zu nicht-tiergerechten Haltungsbedingungen von Zirkustieren kann Jamie Traber nicht nachvollziehen: „Wir machen das jetzt in der siebten Generation. Wenn wir mit unserer Erfahrung nicht wissen, wie man die Tiere richtig hält und mit ihnen umherzieht, wer soll es denn sonst wissen?“

Das Ensemble des Circus Traber gehört zu einer Artistenfamilie, die in ganz Europa vertreten ist.

Das Ensemble des Circus Traber gehört zu einer Artistenfamilie, die in ganz Europa vertreten ist.

Im Wohnwagen-Dorf der Familie Traber gehe es zu wie in einem normalen Haus, betont Jamie Traber. Treffe er andere Jugendliche, könnten die sich oft nicht vorstellen, dass es von der Dusche über das Fernsehen bis zum Computer alles in den Wohnwagen gebe.

Während er noch zur Schule ging, wurde Jamie von der SfC, der „Schule für Circuskinder“ unterrichtet. Bis zu viermal pro Woche kam ein Lehrer ins Artistendorf. Von der Mittleren Reife bis zum Abitur ist an der SfC alles wie an einer normalen Schule möglich.

„Ich wurde hier reingeboren, man muss dieses Leben kennen, um das zu verstehen. Wir sind ja wortwörtlich eine Familie, jeder springt da füreinander ein, egal ob beim Auf- und Abbau oder bei der Versorgung der Tiere. Ich kann mir auch kein anderes Leben vorstellen“, sagt Jamie Traber.

Am 11. August zieht Circus Traber weiter nach Grevenbroich und am 24. August nach Nievenheim. Ein Highlight soll zum Ende des Jahres der Weihnachtszirkus in Neuss werden. Vom 20. Dezember bis zum 7. Januar lädt die Familie Traber dann zu Weihnachtsmarkt und teilweise zwei Vorstellungen täglich ein.

KStA abonnieren