AtemwegserkrankungenGrippe, Corona – „der übliche herbstliche Wahnsinn“ in Leverkusen?

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Eine Frau benutzt ein Taschentuch (gestelltes Foto).

Läuft die Nase, muss es nicht immer die Grippe sein, sagt der Leverkusener Arzt Peter Travnik. Viele hätten gerade Corona ohne es zu bemerken. (Symbolbild)

Die Atemwegserkrankungen sind auf dem Vormarsch. Gerade in NRW. Wie ist die Situation in Leverkusen? 

Peter Travnik geht davon aus, dass es bald in den Arztpraxen chaotisch werden wird. Denn am Samstag, am 11.11. um 11.11 Uhr, beginnt die Karnevalssession. Tausende Menschen feiern deren Auftakt – und auf so manch eine Party dürften sich einige Feiernde gegenseitig anstecken. Der Allgemeinmediziner aus Schlebusch und Sprecher der Leverkusener Ärzte ist sich sicher, dass die Auswirkungen in der kommenden Woche zu spüren sein werden.

Schon jetzt sei nämlich in den Leverkusener Hausarztpraxen viel zu tun, sagt Peter Travnik. Viele Menschen seien krank und hätten vermehrt mit „viralen Symptomen“ zu kämpfen. Teilweise auch längere Zeit. Und das spreche dafür, dass es nicht nur die übliche Erkältung oder Grippe ist.

Leverkusener Arzt: Viele haben Corona, ohne es zu merken

„Viele haben gerade Corona, aber spielen das runter“, meint Travnik. Sie nähmen die Infektion nicht ernst – oder bemerken sie erst gar nicht. Das liege auch daran, dass oft der Krankheitsverlauf nicht mehr so schlimm sei wie zuvor. Mit Symptomen, die einer Erkältung ähneln. Aber eben ansteckender, während die Menschen wieder mehr Kontakte haben und keinen Mund-Nasen-Schutz mehr tragen.

Dazu kommt dann noch die Grippesaison, die kürzlich begonnen hat. „Der übliche herbstliche Wahnsinn“, nennt Peter Travnik es. Aber es geht ihm nicht nur um Erkrankungen, sondern auch um eine „Doppelbelastung“ durch mehr Impfungen. Denn viele Menschen lassen sich derzeit in den Arztpraxen impfen. Nicht nur gegen das Influenza-, sondern auch gegen das Coronavirus. Denn bei vielen würde der Schutz gerade nachlassen, weshalb die Stiko auch eine Impfempfehlung ausgesprochen hat.

Leverkusener Krankenhaus bemerkt leichten Anstieg von Atemwegserkrankungen

Nicht nur in den Arztpraxen, auch in den Leverkusener Krankenhäusern kursieren die herbstlichen Infekte. Im Sankt-Remigius-Krankenhaus in Opladen seien die „Atemwegserkrankungen und grippeähnlichen Symptomen“ unter den Patientinnen und Patienten leicht angestiegen. Primär seien sie aber nicht deshalb, sondern wegen ihrer „Grunderkrankungen stationär behandlungsbedürftig“. In der Belegschaft gebe es zudem ebenso „krankheitsbedingte Ausfälle“, jedoch noch keine Engpässe, die zu Einschränkungen im Betrieb führen. 

Das Leverkusener Klinikum kann sich derweil nicht zu einer wahrgenommenen Steigerung äußern – da Patientinnen und Patienten dort nicht primär wegen ihrer Infektionen behandelt werden würden. Sie seien „meist eine Sekundärerscheinung und im Herbst nicht ungewöhnlich“, heißt es weiter vom Klinikum. 

Leverkusen zumindest gefühlt entgegen dem NRW-Trend

Belastbare Zahlen gibt es für Leverkusen nicht. Trotzdem scheint die Situation in der Stadt zumindest subjektiv konträr zum NRW-Trend zu sein. Laut dem Robert-Koch-Institut sind die Atemwegserkrankungen aktuell nämlich so hoch wie schon länger nicht mehr. Grippeinfektionen sogar viermal so viele wie im Vorjahr.

Zwar sei es aktuell trotzdem in Leverkusen schon eine belastende Situation, gibt Ärztesprecher Peter Travnik zu. Nicht nur Patientinnen und Patienten seien krank, sondern auch das Praxispersonal stecke sich an. Aber: Es ist bislang nicht zu viel, sodass es grenzwertig wäre. Der übliche herbstliche Wahnsinn eben – vielleicht nur „etwas schlimmer“, sagt Travnik.

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