Das Quartett tritt im Rahmen des „Start“-Festivals in Leverkusen auf.
„Mehr Band als Streichquartett“Das „Vision String Quartet“ kommt nach Leverkusen

Das „Vision String Quartet“ spielt unter anderem Schostakowitsch.
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Die zahlreichen Auszeichnungen, die das „Vision String Quartet“ seit seiner Gründung 2012 gesammelt hat, sind eine Sammlung klassischer Hochkaräter: 1. Preis und zwei Sonderpreise beim Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Hochschulwettbewerb in Berlin (2016), Publikumspreis der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern (2016), Kammermusikpreis der Jürgen-Ponto-Stiftung zur Förderung junger Künstler (2018), Opus Klassik (2020 und 2021), um nur einen Auszug aus der Reihe von Preisen zu nennen, die die vier Musiker bereits gewonnen haben.
Was das Quartett aber auch nach eigener Aussage ausmacht, ist deren Ansatz, eben kein klassisches Streichquartett zu sein. „Wir haben damals alle einen Ausgleich zum Musikstudium gesucht“, erinnert sich Daniel Stoll (2. Violine) an die Gründung des Ensembles. Also zum Studium der Technik, zum Erlernen des Handwerks. Und deshalb hätten er und seine drei Mitmusiker, die sich alle von Kindesbeinen kennen und aus dem Raum Hannover kommen, ein Streichquartett gegründet, das sich mehr als Band sehe, beschreibt es der zweite Violinist.
Leverkusen: Publikum ist schnell überzeugt
Zum „Vision String Quartet“ gehören neben Stoll Florian Willeitner (1. Violine), Sander Stuart (Bratsche) und Leonard Disselhorst (Cello). Und die hören eben nicht nur klassische Musik in ihrer Freizeit. Deshalb vermischen die Musiker in ihrem Programm auch gern Genres und reißen Grenzen ein. Das heißt: Zwar gehöre auch das klassische Streichquartettrepertoire zu ihrem Programm. Aber in der zweiten Hälfte ihrer Konzerte zupft dann Disselhorst sein Cello auch mal wie einen Kontrabass. Oder die vermeintlichen klassischen Musiker improvisieren. Eigene Kompositionen spielen sie dann.
„Wir haben gemerkt, dass es auch andere gibt, denen etwas fehlt“, sagen sie über ihr Umfeld innerhalb der Klassik-Szene. Viele hätten einen Tunnelblick. Und das schöne sei: Auch wenn so mancher Veranstalter zögere, das Wagnis einzugehen, vom klassischen Streichquartett abzuweichen, so komme auch die zweite, experimentellere Konzerthälfte bei den Zuhörerinnen und Zuhörern an. Dazu gehöre dann auch, dass die Instrumente ein wenig verstärkt werden oder Lichttechnik zum Einsatz kommt. Etwa zwei Drittel ihrer Konzerte laufe nach dem 50/50-Muster ab, sagt Daniel Stoll.
Wobei er nicht verheimlichen will, dass auch die Klassik einiges biete: „Es gibt so tolle Streichquartette.“ Er schätzt an dieser Art Ensemble zum Beispiel, dass man unglaublich leise spielen könne. Wenn ein Blasinstrument oder ein Klavier dazukomme, sei das schon vorbei.
Nach Leverkusen kommen sie mit klassischem Programm: mit dem Prélude B63 von Ernest Bloch, dem Streichquartett in c-Moll (opus 51/1) von Johannes Brahms und mit dem Streichquartett Nummer acht in c-Moll (opus 110) von Dmitri Schostakowitsch. Das Konzert findet am Freitag, 23. Mai, um 19 Uhr im Erholungshaus statt.