Chemiesiedlung, Bayer-Kreuz und Werkself – diesen Ruf hat Leverkusen weg. Doch die Stadt bietet mehr. Wir stellen zehn Orte und Events vor.
Highlights und Hidden GemsWas man über Leverkusen neben dem Erfolgsfußball wissen sollte

Ein Kölsch im Grünen: Die Opladener Bierbörse zieht regelmäßig viele Besucherinnen und Besucher an. (Archivbild)
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Japanischer Garten
Der Nukleus des Japanischen Gartens entstand 1912, erweitert wurde er bereits 1926. Heute liegt der Garten auf anderthalb Hektar am Westende des Carl-Duisberg-Parks unmittelbar an der Stadtgrenze zu Köln. Er bietet zahlreiche ostasiatische Bäume, Büsche und Stauden, ein Teehaus, eine überdachte Brücke über einen Weiher und einen japanischen Torbogen. 2006 kam der Garten im Wettbewerb um Deutschlands schönsten Park unter die besten fünf.

Der Frühling im Japanischen Garten
Copyright: Uwe Weiser
Bayer Kolonie II
Kaum hat man die Ramsch-Architektur der Shopping-Malls Rathaus-Galerie und Luminaden Richtung Norden verlassen und dabei die Wöhlerstraße in Wiesdorf überquert, steht man in einem Wohnarchitektur-Idyll, das der Außenstehende so gar nicht mit dem Namen Leverkusen verbindet. Die gut 200 Häuser der Kolonie II „Anna“ rund um den Kaiserplatz entstanden in den Jahren 1899 bis 1913 im Stile einer Gartenstadt für Arbeiter und Angestellte der Bayer AG.

Die Wohn-Kolonie II „Anna“ ist ein gartenstädtisches Idyll in Wiesdorf und ein scharfer Kontrast zur Wiesdorfer City.
Copyright: Ralf Krieger
Villa Wuppermann
Fabrikanten kennt die Stadt Leverkusen zuhauf und einer davon, Heinrich Theodor Wuppermann, kaufte 1885 die bereits 1844, also vor 180 Jahren, gebaute Villa. Im Stil eines Schweizer Landhauses hatte sie ein anderer Fabrikant, Christoph Andreae, nicht weit von Schloss Morsbroich erbauen lassen – mit viel Holz an der Fassade, überdachten Balkons und reich verziert, steht die Villa in einem Park im englischen Stil. Heute dient sie als Bürgerzentrum für Seminare und Feiern.

Die Terrasse der denkmalgeschützten Villa Wuppermann in Lev-Schlebusch
Copyright: Thomas Käding
Das Schlebuscher Volks- und Schützenfest
Es ist eines der traditionsreichsten Schützen- und Volksfeste in NRW und geht weit über eine Kirmes hinaus. Immer am langen Fronleichnams-Wochenende pilgern Zehntausende Menschen zu dem Volksfest und der Oldtimer-Ausstellung. Das Highlight sind vier Abende mit kostenfreien Konzerten im Wuppermann-Park, bei denen regelmäßig auch die kölschen Karnevalsgrößen von Brings bis Höhner zu Gast sind. In diesem Jahr wird außerdem eine CSD-Parade in das Volksfest integriert – es wird Leverkusens erster CSD.

Brings biem Volksfest Schlebusch im Jahr 2023
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Das Naturgut Ophoven
Das Naturgut Ophoven ist eines der führenden Umweltzentren in NRW. Auf einem Gelände von sechs Hektar rund um eine historische, ehemalige Wasserburg widmet es sich 1984 der Umweltbildung, seit Oktober 2016 als zertifiziertes NRW-Regionalzentrum nach den Grundsätzen der Bildung für eine nachhaltige Entwicklung. Es gibt viel zu erleben: ein Museum, eine Mitmachbaustelle, einen Klimaerlebnispark, dazu viele Veranstaltungen und Aktionen für Schulen und Kitas. Vom Hochwasser 2021 wurde das Naturgut schwer getroffen, im Zuge der Sanierung wird es ausgebaut.

Neue Mauern vor historischem Gemäuer: Kinder auf der Mitmachbaustelle von Naturgut Ophoven.
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Die Opladener Bierbörse
Bierbörsen gibt es mittlerweile in mehr als 20 deutschen Städten. Aber das Original kommt aus Leverkusen. Genauer gesagt: Aus Opladen, wo die erste Bierbörse 1987 noch in der Fußgängerzone lief. Bald wurde das Fest mit Bierständen aus aller Welt zu groß für die Innenstadt und zog auf die Schusterinsel, wo von 9. bis 12. August die 37. Opladener Bierbörse abgehalten wird. Absoluter Kult: Der Auftritt von Guildo Horn & den Orthopädischen Strümpfen am Montagabend. Die kommen in diesem Jahr zum 28. Mal.

Die Opladener Bierbörse
Copyright: Ralf Krieger
Der Neulandpark
Dass auf Müll, noch dazu giftigem Sondermüll, etwas Gutes entstehen kann, zeigt der Neulandpark. Die 25 Hektar große Fläche am Rhein wurde bis Ende der 1940er Jahre als Werksdeponie der Bayer AG genutzt. In den 90ern wurde die Altlast aufwändig abgedichtet, inklusive einer bis zu 40 Meter tiefen Sperrwand zum Rhein. 2005 Ort der Landesgartenschau, ist das Gelände seitdem ein Naherholungsgebiet mit Grünflächen, Gärten, Wasserspielen, Sportgeräten, Spielplätzen, einer Veranstaltungsbühne und kleiner Gastronomie.

Der Neulandpark aus der Luft
Copyright: Ralf Krieger
Die Leverkusener Jazztage
Chet Baker, James Brown, Ray Charles, Miles Davis – die ganz Großen sind alle schon in Leverkusen aufgetreten und die Liste ließe sich endlos lang fortsetzen. Seit 1980 finden jedes Jahr im Herbst die Leverkusener Jazztage statt. Inzwischen gibt es auf dem Festival längst nicht mehr „nur“ Jazz zu hören. Das Programm hat sich auch Pop, Rock oder Hip-Hop geöffnet. Die Konzerte im Forum, im Erholungshaus und im Scala-Club statt. (nip)

Jan Delay auf den Leverkusener Jazztagen 2023
Copyright: Dominik Scholz
Der Wanderweg „Rund um Leverkusen“
Insgesamt sind es fast 60 Kilometer. Aber der Anspruch ist „leicht“, der Wegzustand „gut“. Und wer einen besonders schönen Abschnitt gehen will, sollte die siebte Etappe des Wanderwegs „Rund um Leverkusen“ gehen. Sie beginnt auf den Höhen von Neuboddenberg, der Ausgangspunkt ist gut mit dem Schnellbus der Linie 260 zu erreichen, auch von Köln. Die Haltestelle liegt gegenüber der markanten Kirche Sankt Nikolaus, den Einstieg findet man auf der linken Seite der Berliner Straße am Engstenberger Weg. Die Strecke führt weitgehend bergab, im Frühjahr blühen viele Bäume – schönste bergische Landschaft, die Fremde in Leverkusen niemals erwarten. Die zu passierenden Weiler heißen Uppersberg oder Hummelsheim. Zurück geht's ab Schlebusch, ebenfalls mit dem Bus, später mit der Straßenbahn-Linie 4.

Auf Fremde dürfte der siebte Abschnitt des Wanderwegs „Rund um Leverkusen“ atypisch wirken. Er beginnt in Neuboddenberg.
Copyright: Thomas Käding
Schloss Morsbroich

Schloss Morsbroich im Frühling 2024
Copyright: Stefanie Schmidt
Gebaut in der zweiten Hälfte des 18. und erweitert im 19. Jahrhundert, ist Schloss Morsbroich heute eine renommierte Adresse für Zeitgenössische Kunst mit mehr als 300 Malerei- und Plastikarbeiten, dazu mehr als 2000 Werke auf Papier. Ebenfalls hübsch: der Spiegelsaal, der unter anderem für Trauungen genutzt wird, der Schlosspark und der Skulpturenpark. Nur ein gastronomisches Angebot täte Schloss Morsbroich noch gut.