Die Tiere sollen nebenbei mehr Artenvielfalt in das renaturierte Gebiet bringen.
MurbachtalLeverkusener Wasserbüffel nehmen Aue an der Leichlinger Stadgrenze in Beschlag

Ab ins Grüne - Die Wasserbüffel von Markus Dernerth und Alexandra Broich (von links) werden am Murbach in ihren neuen Lebensraum gelassen.
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„Wir erwarten hier am Murbach eine Explosion der Artenvielfalt“, sagt Martin Denecke, der Vorsitzende der Offenlandstiftung. Den Arten-Turbo in der Bachaue, den der Naturschützer erwartet, sollen große schwarze Wasserbüffel nebenbei anwerfen, die am Sonntagmorgen an ihren neuen Lebensraum ausgesetzt worden sind. Dass die Wasserbüffel selbst von der Herkunft her Asiaten sind, spielt keine Rolle, sie passen trotzdem hundertprozentig in die kürzlich erst renaturierte Murbach-Aue. Die Tiere, groß wie Kühe, lieben das viele Wasser am Bach.
Der renaturierte Talkessel war bis 2021 Stausee, am jetzt geschlitzten Damm steht noch das kleine Turbinenhaus, das die Offenlandstiftung für Fledermäuse und Vögel präpariert hat. Auch die Turbine gibt es noch. Die Naturschützer haben jetzt schon fünf verschiedene Fledermausarten entdeckt, darunter zwei seltene.
Wasserbüffel sind weniger wählerisch beim Fressen als etwa unsere Kühe, erklärt Denecke. Sie sind deshalb in der Lage, den vielfältigen Bewuchs auf einem wilden Stück Land wie am Murbach zu fressen und kurz zu halten und so verschiedene Lebensräume zu schaffen. Nebenbei werden ihre Hinterlassenschaften Insekten nähren, die wiederum etwa von Schwalben und nachts von Fledermäusen gefressen werden.
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Solche Lebensräume in von der Landwirtschaft selten genutzten Bachauen seien in unserem Land vor tausenden Jahren relativ normal gewesen, sagt Denecke. Große wilde Pflanzenfresser, der legendäre Auerochse, gestalteten damals die Landschaft wohl ähnlich, wie das ab jetzt die Wasserbüffel am Murbach tun sollen. Der letzte Auerochse, eine Kuh, soll 1627 in Polen gestorben sein.

Der Platz der Wasserbüffel am Murbach wurde aufwändig mit einem Elektrozaun umgeben.
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Die Wasserbüffel, die der Bauer Markus Dernerth am Sonntagmorgen mit seinem Trecker und einem großen Viehanhänger in das Tal an der Leverkusen-Leichlinger Stadtgrenze gefahren hat, haben zuvor auf der Bullenwiese gelebt. Der neue Platz ist besser für die Tiere. Auf der Bullenwiese gibt es kein natürliches Wasser und auch die Nähe zur Siedlung ist nicht optimal, denn es soll vorgekommen sein, dass heimlich, womöglich aus Unwissenheit, Gartenabfälle auf die Wiese geworfen wurden. Für die Tiere kann das ernste gesundheitliche Folgen haben. Am Murbach leben die Tiere abgeschiedener.
Für Spaziergänger sind die Wasserbüffel aber durchaus sichtbar. Der Wanderweg auf Leichlinger Seite des Tals zwischen der Wietsche Mühle in Leichlingen und dem Haus Diepental führt etwas oberhalb an dem neuen Gehege entlang. Martin Denecke sagt, dass Besucher und Beobachter dort hochwillkommen seien. Nur Hunde sollen auf keinen Fall frei umherlaufen. Die Büffel mit den Hörnern sind ansonsten freundliche Tiere.
Die Tiere kommen
Eine halbe Stunde vor Mittag treffen die sechs Büffel im Viehanhänger ein. Sie merken wohl schon, dass etwas Interessantes bevorsteht, denn der Anhänger schwankt, weil die Tiere aufgeregt sind. Sie seien ziemlich zahm und an Menschen gewöhnt, sagt Alexandra Broich, die Partnerin des Besitzers.

Schnell raus und erst mal gucken: Die Büffel sind freundliche Tiere, wenn man sie nicht nervt.
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Am Gatter haben sich etwa 20 Personen eingefunden, die das Spektakel beobachten wollen. Es sind Spender und Sympathisanten der Offenlandstiftung, aber auch die Grundstückseigentümerin Ursula Halbach und die beiden Leiterinnen der Unteren Naturschutzbehörden aus Leverkusen und vom Rheinisch Bergischen Kreis – privat, nicht dienstlich.
Mühsam müssen die Büffel zurückgehalten werden, sie wollen aus dem Anhänger ins Freie. Dann erkunden sie ihr neues Gelände. „Sie gehen jetzt einmal am Zaun entlang rund um den Platz“, erklärt Markus Dernerth; offenbar fühlen sich die zahmen Tiere von den vielen neugierigen Naturfreunden dann doch ein wenig bedrängt, die Leitkuh läuft kurz auf eine Gruppe zu.
Die Naturfreunde verlassen eilig das Gehege. Dann wird es ruhig am Murbach. Die sechs Büffel werden auch über den Winter im Tal bleiben, sie haben ein ordentliches Fell und sie seien abgehärtet, sagt der Bauer. Sie können sich in einem Fichtenwäldchen verstecken, wenns mal richtig kalt wird. Demnächst bekommen sie noch einen Unterstand spendiert.

