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LeverkusenWechsel an der Spitze des Integrationsrats

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Integrationsrat, Oberbürgermeister Stefan Hebbel verteilt Blumen für die scheidenden Vorsitzenden. Bild: Ralf Krieger

Oberbürgermeister Stefan Hebbel (rechts) verteilt Blumen für die scheidenden Vorsitzenden des Integrationsrats (von links): Kofi Sam Nyantakyi, Naima Azzemat und Fatma Kisikyol 

Der frühere Ausländerbeirat heißt jetzt Ausschuss für Chancengleichheit und Integration, und es gibt neue Vorsitzende.

Für den Integrationsrat gibt es einige bedeutende Änderungen. Die geringst dürfte sein, dass der Rat jetzt „Ausschuss für Chancengleichheit und Integration“ heißt. Es hat auch einen Wechsel beim Vorsitz gegeben. Der Ghanaer Kofi Sam Nyantakyi von der Liste „Inter Lev“, der den Vorsitz mit Unterbrechung neun Jahre innehatte, trat nicht mehr an. Neuer Vorsitzender ist Ismalj Memishi (50), der hauptsächlich als Vorsitzender des albanischen Moscheevereins und als Vertreter im Islamrat und als Vertreter des Islam im Rat der Religionen in der Stadt in Erscheinung getreten ist. Er dürfte wissen, was auf ihn zukommt, denn er sitzt seit 1999 im Integrationsrat, der damals noch Ausländerbeirat hieß. Der neue Vorsitzende ist Albaner aus Nordmazedonien; diese Nationalität besitzt er auch. Er gewann in geheimer Wahl mit 19 zu 15 Stimmen.

Integrationsrat, Ismalj Mimishi. Bild: Ralf Krieger

Ismalj Mimishi ist Vorsitzender des Ausschusses für Chancengleichheit und Integration.

Mimishi sagt im Gespräch mit dem „Leverkusener Anzeiger“, dass eine Absprache mehrerer Migrantenlisten seine Wahl ermöglicht habe: zuerst die Liste von Personen aus muslimischem Umfeld, „Unser Leverkusen“, aber auch Yekbun, die Liste der Kurden, die Liste „Landsmannschaft der Deutschen aus Russland“, und die Liste „Viele“ mit der ehemaligen Vorsitzenden des Integrationsrats, Bella Buchner. Mimishi gewann mit 19 zu 15 Stimmen gegen den Kandidaten von Inter Lev, den Iraner Mahmoud Taghavi (74).

Für die ehemals tonangebende und sich immer weltoffen gebende Liste Inter Lev sei der Wahlsieg überraschend gekommen, kommentierte das vieljährige Mitglied Jannis Goudoulakis.

Wahlsieger stellen auch die Stellvertreter

Die Koalition um Mimishi sorgte in den folgenden Wahlgängen auch dafür, dass alle Stellvertreterposten aus ihren Reihen besetzt wurden, sie handelten nach dem Motto „The Winner takes it all“: Erster Stellvertreter wurde Vjacevlav Schumichin von den Russlanddeutschen und zweite wurde Berfin Celen (Yekbun/Kurden). Der Rat leidet durch das Wahlverfahren und -verhalten unter einer gewissen Spaltung, aber das war auch in der vergangenen Ratsperiode nicht anders – nur eben politisch gesehen auf der anderen Seite.

Eröffnet hatte der vieljährige Vorsitzende Jannis Goudoulakis die Sitzung als Alterspräsident. Er richtete in seiner Eröffnungsrede einen Appell an die Mitglieder, von denen viele neu hineingewählt wurden. Er sagte: „Bei unseren politischen Handlungen dürfen wir uns nicht von religiösen und nationalen Interessen unseres jeweiligen Herkunftslandes beeinflussen lassen!“. Das Recht, im Integrationsausschuss mitbestimmen zu können, sei erkämpft worden, man habe jetzt in vielen Ratsgremien ein Rede- und Antragsrecht, um das andere Bürger und Organisationen die Migranten beneideten.

Schon seit den 1970er-Jahren hätten Migranten das Kommunalwahlrecht für alle Einwohner der Gemeinde gefordert, bis heute sei die Forderung nicht erfüllt worden, weil dafür eine Verfassungsänderung erforderlich sei, die Mehrheit dafür seien nie zustande gekommen. Leverkusen habe eine Vorreiterrolle bei der Einbindung der Migranten in die Politik gehabt, so Goudoulakis weiter.

Oberbürgermeister Stefan Hebbel brachte Blumen mit für die scheidenden Vorsitzenden des alten Integrationsrats. An die neuen Mitglieder gerichtet, sagte Hebbel: „Sie vertreten einen großen Teil der Leverkusener Bevölkerung.“ Er versprach, er als Oberbürgermeister werde immer ein offenes Ohr haben.


Von den 170.329 Menschen, die Ende 2024 in Leverkusen lebten, hatten 44,3 Prozent einen Migrationshintergrund. Es gibt Stadtteile, in denen besonders viele Migranten leben, in Manfort zum Beispiel rund 64 Prozent oder im westlichen Wiesdorf 56 Prozent. In Hitdorf (24 Prozent) und in der Waldsiedlung (21) sind die Quoten niedriger. Von den Menschen mit Migrationshintergrund haben etwas mehr als die Hälfte (54,4 Prozent) die deutsche Staatsbürgerschaft. (rar)