Nach langem KampfWie Schlebusch jetzt doch zu einer Wettbude kam

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Eine Wettannahmestelle Bet 3000 öffnet in der ehem. Kneipe Apfelbaum

Eine Wettannahmestelle von Bet 3000 öffnet in der ehemaligen Kneipe „Apfelbaum“ der Familie Obst.

Viele Anwohner in Schlebusch sind sauer. Im ehemaligen „Apfelbaum“ in der Fußgängerzone soll es künftig Pferdewetten geben.

Bisher ist die Fußgängerzone in Schlebusch eine gute Straße zum Einkaufen – hochwertige Geschäfte, Cafés. Jetzt sind aber viele Schlebuscher stinksauer: Im ehemaligen Tanz- und Bierlokal „Apfelbaum“ wird gerade ein Wettladen eingerichtet. Die Abwehrkämpfe dagegen waren groß.

Ein größeres Genehmigungs-Kuddelmuddel hat es nur selten gegeben, und es sind nach wie vor Gerichtsverfahren wegen verweigerter Genehmigungen offen. Das Tauziehen zwischen Mietern der ehemaligen Kneipe und den Behörden um die Einrichtung eines Wettbüros begann 2021. Mit Hinweis auf den Bebauungsplan konnte die Bauverwaltung einen Antrag auf ein reines Wettbüro ablehnen.

Unterschiedliche Vorgaben gelten

Das Gesetz kennt aber erhebliche Unterschiede, Wettbude ist nicht gleich Wettbude, auch wenn sie von außen nicht zu unterscheiden sind, gibt es Unterschiede zwischen einem echten Wettbüro, in dem die Spieler sich aufhalten dürfen, und Wettannahmestellen. Und dann gibt es noch Buchmacher, die ausschließlich Pferdewetten anbieten dürfen, und um einen solchen handelt es sich in Schlebusch.

Für diese Kategorie gelten wiederum andere Gesetze. Egal ob Wettbüro, Buchmacher oder Annahmestelle, wie sie in Schlebusch genehmigt wurde: Der Erfahrung nach sind dort fast ausschließlich Männer Kunden. Einen klaren Zusammenhang zwischen Geldwäsche und der Wettbranche hat schon vor Jahren eine nationale Risikoanalyse der Bundesregierung festgestellt.

Genehmigung auf Umwegen

Wie konnte es zu der Genehmigung kommen? Zuständig ist die Bezirksregierung. Eine Sprecherin schreibt: „Ein in der Vergangenheit gestellter Erlaubnisantrag eines Wettvermittlers für die Bergische Landstraße 46 wurde wegen Unterschreitung der Mindestabstände zu Grundschulen und Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe abgelehnt. In dieser Sache ist derzeit noch ein Verfahren vor dem Verwaltungsgericht Köln anhängig.“ Anders stelle es sich bei Buchmachern dar, die Pferdewetten anbieten. Da gelte das ältere Rennwett- und Lotteriegesetzes (RennwLottG).

In der ehemaligen Kneipe Apfelbaum entsteht ein Bet 3000 Wettbüro.

Rechts eine Theke, was hinten läuft, sieht man nicht: Innenansicht der ehemaligen Kneipe Apfelbaum, jetzt Bet 3000.

Die Bezirksregierung schreibt: Für Buchmacher seien keine gesetzlichen Regelungen hinsichtlich Mindestabstand zu öffentlichen Schulen, zu Kindertagesstätten oder Jugendeinrichtungen vorgesehen. Der Antragsteller habe die Voraussetzungen für die Zulassung des Buchmachergewerbes erfüllt. Die Bezirksregierung Köln musste dieses Geschäft schon im Juni 2022 genehmigen.

Bergische Landstraße 46: Nur Pferdewetten

Tatsächlich steht in Schlebusch auf der Fensterscheibe: „Pferdewetten“. Daneben klebt aber ein großer Aufkleber: „Fußball, Tennis, Basketball, Motorsport, Baseball, Darts, Handball“, allerdings ohne den Zusatz „-Wetten“.

Die Vermieter sind Mitglieder der Schlebuscher Getränkehändler-Familie Obst. Als Betreiber steht „BS Bookies GmbH“ aus Köln auf einem Schild am Eingang. Nachdem der Abwehrkampf in Schlebusch dem Anschein nun verloren zu sein scheint, rufen die Gegner dazu auf, den Betreibern Fehler nachzuweisen. Das dürfte schwer werden.

Die Annahmestelle in Schlebusch sieht von außen klein aus, vorne steht eine Theke, die Fläche ist aber tatsächlich 140 Quadratmeter groß. Die Fensterfront ist höchst intransparent, es scheint mehrere, von außen nicht einsehbare Hinterzimmer zu geben: Ob da Fußballspiele oder Pferderennen gezeigt werden, wissen später nur die Spieler.

Fazit: In Schlebusch dürfen zurzeit ausschließlich Pferdewetten vermittelt werden, keine Wetten auf Fußball oder andere Sportveranstaltungen. Bei Verstößen ist das Leverkusener Ordnungsamt zuständig.

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