Neue BäumeWieso 150 Pflanzungen in Leverkusen weit über 1,5 Millionen Euro kosten

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Ehemaliger Standort eines Straßenbaums in Wiesdorf

Dönhoffstraße: an diesem Standort hinter der Christuskirche stand früher ein Baum, bis er vor Jahren abgesägt wurde.

2,13 Millionen Euro gibt Leverkusen unter anderem fürs Pflanzen von 150 neuen Straßenbäumen aus. Wie die enorm hohe Summe zusammenkommt.

Der „Leverkusener Anzeiger“ hatte es vor Tagen berichtet: Die Stadt kann in den kommenden fünf Jahren insgesamt 2,13 Millionen Euro ausgeben für das Pflanzen und Pflegen von 150 neuen Straßenbäumen sowie die Verbesserung der Standorte von 100 weiteren Straßenbäumen. 

Zwar muss man von der Gesamtsumme 252.000 Euro herausrechnen. Dieses Geld wird nicht fürs Pflanzen der Bäume und auch nicht für die Verbesserung der vorhandenen Standorte verwendet, sondern für die Entwicklungspflege der neu gepflanzten Jungbäumen. Doch wie man es auch dreht und wendet. Die Kosten pro neuem Straßenbaum liegen offenbar bei etwa 10.000 Euro. Wie kann das sein? Soviel Geld für einen einzigen Baum?

Silke Thyssen, stellvertretende Fachbereichsleiterin Stadtgrün bei der Verwaltung, kann das erläutern. Auch sie bestätigt zunächst Kosten von 960 Euro pro neuem Straßenbaum. „Darin enthalten sind Kosten von 500 bis 1000 Euro für den jungen Baum, je nach Baumart.“ Die weiteren 8600 Euro gehen vollständig in die Vorbereitung des Baumstandorts. Das sei ja nicht wie in einem Park, wo man einfach ein Loch gräbt und den Baum pflanzt, so Thyssen: „Der Asphalt oder das Straßenpflaster muss aufgebrochen und entsorgt, der gesamte Unterbau muss ebenfalls entsorgt werden.“ Etwa zwölf Kubikmeter pro Baum. Dabei müsse der Aushub analysiert werden. „Im schlimmsten Fall ist das Sondermüll.“ Und Sondermüll ist in der Entsorgung teuer.

Leverkusen kostenmäßig auf bundesweitem Niveau

Anschließend werde der Standort mit zwölf Kubikmetern Erde für den Jungbaum aufgefüllt, aber das ist auch nicht irgendeine Blumenerde, sondern hochwertiges Substrat. Zusätzlich werden Belüftungsrohre in den Boden gelegt, um das Wurzelwachstum zu fördern. Und schließlich werde jeder neue Straßenbaum weitere drei Jahre gepflegt, das heißt gewässert, gedüngt, eventuell am Stamm mit einem Schutzanstrich versehen. 

Thyssen berichtet vom Austausch mit Kollegen aus anderen Kommunen in der bundesweiten Gartenamtsleiterkonferenz: „Wir sind da kostenmäßig alle auf einem Niveau.“ Neue Straßenbäume zu pflanzen, ist offenbar eine kostspielige Angelegenheit. Deshalb hatte sich die Stadt ja auch um eine Unterstützung für die Pflanzungen durch die bundeseigene Kreditanstalt für Wiederaufbau bemüht und Erfolg gehabt. Den Löwenanteil der 2,13 Millionen Euro zahlt nicht die Stadt, sondern der Bund über die KfW. 

Burscheid geht anderen Weg

Die Stadt Burscheid geht seit August 2020 einen anderen Weg, um die Zahl der Bäume im Stadtgebiet zu vergrößern. Die Kommune rief damals erstmals die Burscheiderinnen und Burscheider auf, für die Pflanzung neuer Bäume Geld zu spenden. In den vergangenen dreidreiviertel Jahren sind so 23.670 Euro zusammen gekommen, wie Stadtsprecherin Ann-Kathrin Gusowski auf Anfrage berichtet. Von diesem Geld erwarb die Stadt insgesamt 84 Bäume. Städtische Mitarbeiter pflanzten sie sowohl auf privaten als auch öffentlichen Flächen.

Die Bäume kosteten den Angaben zufolge zwischen 35 und 400 Euro. Welche Kosten Burscheid fürs Pflanzen und die Pflege entstanden und entstehen, teilt die Stadt nicht mit. Allerdings – und das ist der große Unterschied zu Leverkusen – musste für die Pflanzung der Bäume wohl nur in Ausnahmefällen der Standort so aufwändig vorbereitet werden, wie das bei den Straßenbäumen in Leverkusen der Fall ist. Das zeigt ein Blick auf die Standorte.

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