Leverkusener EngelSchuldnerberater helfen bei Angst vorm Briefkasten

Auch sie sind rettende Engel: Walter Peffgen und Hans Buse von der Diakonischen Schuldnerberatung.
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Leverkusen – „Das ist auf Dauer nicht gesund, wenn ständig der Gerichtsvollzieher klingelt“, sagt Walter Peffgen. Viele Menschen mit Schulden fürchten sich vor dem Gerichtsvollzieher, manche versuchen sogar, zu flüchten, wenn es läutet. „Dabei ist der der harmloseste“, ergänzt Hans Buse. Die beiden Rentner haben es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen einen Weg aus der Schuldenfalle aufzuzeigen, der nicht durchs Hinterfenster des Hauses führt.
Beide sind Rentner und ehrenamtlich in der Schuldnerberatung des Diakonischen Werks aktiv. Peffgen war früher Bankkaufmann, Buse hat im Vertrieb gearbeitet und kennt sich somit aus mit Einnahmen, Ausgaben und Umsatz. „Als ich 2012 in Rente gegangen bin, habe ich gemerkt, dass ganz viele Menschen, die nicht zusätzlich noch eine betriebliche oder private Altersvorsorge haben, sehr schlecht dastehen“, sagt Buse. Peffgen hat früher bei der Diakonie rechtliche Beratung angeboten. „Da sind mir auch schon immer die Leute mit Schulden vor die Füße gefallen.“ Also haben beide sich dazu entschieden, diesen Menschen zu helfen.
Mangel an Finanzkenntnis
Für Thomas Raddatz, Leiter der Schuldnerberatung bei der Diakonie, sind die beiden Ehrenamtler eine wichtige Ergänzung zu den angestellten Beratern. „Zum einen können wir durch sie die doch erhebliche Warteliste deutlich verkürzen, und zum anderen bringt jeder Ehrenamtler unterschiedliche Fachkenntnis ein, die unser Spektrum erweitern.“ Beide sind von der Diakonie zu diesem Zweck weitergebildet worden. Eine wichtige Erkenntnis für Walter Peffgen war dabei: „Mittelstandsdenken muss man vergessen. Finanzkenntnis ist nicht weit verbreitet.“ Das gehe durch alle Schichten hindurch.
Wenn Menschen in ihre Beratung kommen, prüfen die Ehrenamtler zunächst einmal, wo genau das Problem liegt, wie hoch das Einkommen und die Schulden sind. Teilweise müssen sie dafür viele Briefe öffnen. „Es kommt vor, dass hier Menschen mit einer großen Tasche voller Mahnungen ankommen, die sie noch nicht einmal geöffnet haben“, sagt Buse. In dem Fall sind sie nicht nur Finanzberater, sondern auch Seelsorger. „Die Menschen haben Angst, da muss man sie auch mal an die Hand nehmen und sagen: »Wir schauen uns das jetzt gemeinsam an.«“
Schuldenfalle Mobilfunkvertrag
Die Ursachen für Schulden sind vielfältig, in den vergangenen Jahren waren oft teure Mobilfunkverträge ein Problem. „Wenn die Leute nicht mehr zahlen konnten, wurde ihnen der Empfang abgedreht und sie sind schnell zu einem anderen Anbieter“, erzählt Buse. Teilweise hätten Leute drei Verträge gehabt, entsprechend haben sich die Schulden angehäuft. Etwa 40 bis 50 Prozent der Besucher in der Schuldnerberatung bekommen Sozialleistungen. „Der Trend geht klar zur Altersarmut“, sagt Peffgen: Die Rente ist zu klein, die Wohnung zu teuer. Die Hausfrau muss nach dem Tod des Ehemanns mit einem Teil von dessen Rente auskommen. Viele Geschichten ähneln sich.
Im nächsten Schritt der Beratung wird festgestellt, „ob Schulden und Einkommen sich zusammenbringen lassen“, sagt Buse. Also, ob vom Einkommen genug abgeknapst werden kann, um die Schulden in einem überschaubaren Zeitraum in Raten abzubezahlen. „Oft ist das nicht möglich, dann empfehlen wir den Weg in die Privatinsolvenz und gehen ihn auch mit den Betroffenen“, sagt Buse. Viele würden sich zunächst dagegen sträuben, später bekommen die Berater aber oft zu hören: „Ich kann endlich wieder ruhig schlafen und habe keine Angst mehr, den Briefkasten zu öffnen.“ Und das ist allemal gesünder.
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