Mit einem Training hat die Leverkusener Jägerschaft am Samstag die bevorstehende Mähsaison vorbereitet.
Leverkusener Jägerschaft übt Einsatz„Es gibt nichts Schlimmeres, als ein kleines Kitz im Mähwerk zu finden“

Auf einem Display kann der Beobachter genau erkennen, wo ein Rehkitz liegen könnte. Mit einer Wärmebildkamera an einer Drohne sollen die Tierkinder vor dem Tod gerettet werden.
Copyright: Dominik Scholz
„Ziel der Übung ist es, die Kitzrettung realistisch zu simulieren“, erklärt Dirk Riedel von der Leverkusener Jägerschaft. Neue Helferinnen und Helfer sollten am Samstag in Neuboddenberg praxisnah lernen, wie Drohnentechnik, landwirtschaftliche Abläufe und Tierschutz Hand in Hand gehen.
Die Rehkitzrettung erfolgt in enger Zusammenarbeit mit den Landwirten. Anne Wieden, Vertreterin der Leverkusener Landwirtschaft, betont: „Wir planen das gemeinsam. Zwei, drei Tage vor dem Mähen wissen wir, welche Flächen morgens abgesucht werden müssen.“ Denn nur in den kühlen Morgenstunden lassen sich die Rehkitze mit der Wärmebildkamera zuverlässig orten.

Das Rehkitzrettungsteam der Leverkusener Jägerschaft
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Die Technik sei entscheidend, hieß es von Seiten der Jäger. „Eine normale Drohne reicht nicht. Was zählt, ist die Wärmebildkamera – das ist der Game-Changer.“ In der Vergangenheit seien jährlich rund 100.000 Rehkitze in Deutschland dem Mähwerk zum Opfer gefallen. Dank der flächendeckenden Einsätze hätten zuletzt bereits rund 25.000 durch den Drohneneinsatz gerettet werden können, so ein Vertreter der Deutschen Wildtierrettung. In Leverkusen selbst konnten in der vergangenen Saison 28 Tierkinder gerettet werden, heißt es bei der Jägerschaft.
97 Prozent werden gefunden – der Rest bleibt Risiko
Eine bundesweite Auswertung von 490 Kitzrettungsteams ergab: Wird eine Fläche mit Drohne und Wärmebildkamera abgesucht, liegt die Erfolgsquote bei über 97 Prozent. „Nur etwa 2,7 Prozent der Kitze bleiben unentdeckt“, erzählt Dirk Riedel. Diese Zahlen stammen aus einer gemeinsamen Erhebung mit der Deutschen Wildtierrettung und der Deutschen Wildtierstiftung.
Die Abläufe bei der Rettung sind minutiös geplant. Wird ein Kitz entdeckt, greifen die Helfer zu speziellen Taschen, die mit frischem Gras gepolstert sind. Handschuhe und Grashalme verhindern, dass menschlicher Geruch auf das Tier übergeht. Die Kitze werden in schattige Bereiche außerhalb der Mähflächen gebracht und dort nach spätestens zwei Stunden wieder freigelassen – damit die Mutter, die Ricke, sie abholen kann.
Leverkusener Landwirte schätzen die Hilfe
Anne Wieden berichtet: „Wir lassen bewusst Randstreifen stehen, um den Kitzen Rückzugsorte zu lassen.“ Das Mähen sei mit dem Wissen, dass die Fläche vorher abgesucht wurde, deutlich entspannter. „Wir mähen mit 8,50 Meter Arbeitsbreite bei zwölf Kilometern pro Stunde – da kann man nicht gleichzeitig auf alles achten.“ Ein Kitz zu überfahren, sei für viele Landwirte ein Schockerlebnis: „Es gibt nichts Schlimmeres, als ein kleines Kitz im Mähwerk zu finden.“
Die Übung sei wichtig, um Abläufe zu festigen und die Technik richtig zu bedienen. „Nur so können wir Tierleid wirklich vermeiden“, betont Jäger Riedel.