Leverkusener PharmafirmaWarum Biofrontera den Break-even schon wieder verschiebt

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Jetzt soll es 2023 klappen: Biofrontera wird auch in diesem Jahr keine schwarzen Zahlen schreiben.

Leverkusen – Einmal mehr verschiebt Biofrontera den Break-even: Nächstes Jahr sollen erstmals seit der Gründung 1997 echte schwarze Zahlen geschrieben werden. Der derzeit nur noch aus Finanzchef Ludwig Lutter bestehende Vorstand erwartet 2023 positive Erlöse – vor und nach Steuern und Abschreibungen.

Die vorläufigen Zahlen für das vergangene Jahr indes sehen auf den ersten Blick wieder mau aus. Biofrontera rechnet insgesamt mit weniger Umsatz als im Vorjahr: rund 28,8 Millionen Euro, eineinhalb Millionen oder fünf Prozent weniger als 2020, das auch schon von Corona-Effekten gezeichnet war.

Allerdings fällt der Vergleich schwer: 2020 rettete eine Einmalzahlung des strategischen Partners und Großaktionärs Maruho die Bilanz der Manforter Pharmafirma: Sechs Millionen Euro flossen auf das Biofrontera-Konto, weil Maruho berechtigt ist, die Hautkrebs-Salbe Ameluz in Asien und Ozeanien zu vermarkten. Bei den reinen Produktumsätzen habe man ein Fünftel auf 28,7 Millionen Euro zugelegt, heißt es in einer Mitteilung, die Kernaussagen der Bilanz für 2021 vorweg nimmt. Die wird erst in zwei Wochen vorgestellt.

Kein Fortschritt in Deutschland

Der Hauptmarkt USA habe sich 2021 schon weitgehend erholt, heißt es. 20,2 Millionen Euro Umsatz bedeuteten ein Plus von immerhin 22 Prozent. Dagegen tritt Biofrontera auf dem Heimatmarkt auf der Stelle: Hier wurde das mit Abstand wichtigste Produkt Ameluz kaum mehr verschrieben als zuvor; der Umsatz legte um gerade mal 100.000 Euro auf 5,3 Millionen Euro zu. Im übrigen Europa lief es besser, wenn auch auf sehr überschaubarem Niveau: 3,3 gegenüber 2,2 Millionen Euro Umsatz im Vorjahr. Geld verdienen konnte Biofrontera so nicht: Das Vorsteuer-Ergebnis (Ebitda) werde bei minus elf bis 14 Millionen liegen, das Ergebnis bei minus 13 bis 16 Millionen, heißt es weiter.

Dass mit rund fünf Millionen Euro Ende März überhaupt noch etwas in der Kasse war, verdankt Biofrontera seiner US-Ausgründung: Die Gesellschaft, in die sich Gründer und Ex-Vorstandschef Hermann Lübbert Ende vorigen Jahres sehr plötzlich zurückgezogen hatte, hat rund fünfeinhalb Millionen Euro vorgeschossen. Geld für den Vergleich mit dem US-Konkurrenten Dusa, der vorigen November nach Jahren gegenseitiger und teurer Klagen geschlossen wurde, Biofrontera aber insgesamt 22,5 Millionen Euro kosten wird.

Sechs Prozent Zinsen an die Ausgründung

Weil man in Manfort wiederum knapp bei Kasse war war, kam der US-Ableger für die gesamte erste Rate von elf Millionen Euro auf – und bekommt seitdem jeden Tag Zinsen von den Manfortern: sechs Prozent per anno, berichtete Vorstand Lutter auf der außerordentlichen Hauptversammlung vorige Woche. Es wäre also gut, wenn Manfort seine Schulden in Woburn, Massachusetts, alsbald begleichen würde.

Das ist erst möglich, wenn die neuen Aktien platziert wurden. Diese Form der Kapitalerhöhung setzten offenkundig die Parteigänger des größten Aktionärs, Wilhelm Zours, auf der Versammlung durch. Billig ist das Papier immerhin: Allerdings liegt der Ausgabekurs von einem Euro auch nicht mehr weit unter der derzeitigen Notierung. Die Aktie hat massiv an Wert eingebüßt. Denn es gibt zu viele offene Fragen – die auch auf beim Aktionärstreffen nicht erschöpfend beantwortet wurden.

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Warum die Wirtschaftsprofessorin Franca Ruhwedel zwei Monate nach dem großen Personalaustausch im Aufsichtsrat aufgegeben hat, ließ sie offen. Allerdings liegt die Erklärung nah, dass die einzige verbliebene Kontrolleurin aus dem alten Aufsichtsrat mit dem neuen Chef des Gremiums, Wilhelm Zours, nicht klar kam. Biofronteras größter Kritiker hat zum Beispiel in der Frage, wo neues Geld herkommen soll, den Vorstand düpiert. Ludwig Lutter muss nun gute Miene zum bösen Spiel machen. Das Vertrauen unabhängiger Aktionäre, die nur auf das an sich aussichtsreiche Hautkrebs-Produkt Ameluz schauen, gewinnt man mit derartigen Aktionen freilich nicht.

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