Leverkusener SängerBilder aus Italien inspirierten zu „Corona-Song“

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Marco Miliano

Leverkusen – Im Licht der untergehenden Sonne geht er einen Feldweg entlang. Sein Gesicht ist nicht zu sehen – es ist hinter einer Atemschutzmaske versteckt. Aber das ist egal. Schließlich ist Corona-Zeit. Die betrifft alle. Und weil sie alle betrifft, ist es – um es einmal poetisch und romantisch auszudrücken – derzeit viel wichtiger, seinem Gegenüber ins Herz anstatt auf die Nase blicken zu können. Solidarität, Nächstenliebe, Sich-Kümmern – all das erfährt eine Renaissance. Und die Renaissance hat auch Marco Miliano eingeholt. Sie inspirierte ihn sogar zu einem Lied.

In dem singt er vom Lockdown. Vom Zwang, daheim bleiben zu müssen. Von der Distanz zu lieben Menschen, die mitunter zur eigenen Familie gehören. Er dankt denen, die derzeit draußen – in Krankenhäusern, Supermärkten, Apotheken – arbeiten, um das Alltagsleben für alle anderen aufrecht zu erhalten. Und er tut all das auf Deutsch, Italienisch und Englisch. Mit Übersetzung am unteren Bildrand. „Damit jeder, der das Video sieht, es auch versteht“, sagt Marco Miliano, für den die Corona-Krise das Leben noch einmal mehr auf den Kopf gestellt hat als bei manch anderem.

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Denn der 40-Jährige – in Leverkusen geboren, den italienischen Pass und familiäre Wurzeln in der Region Palermo besitzend – gehört nicht nur wie derzeit alle anderen Menschen zu jenen, die vom Kampf gegen das Virus betroffen sind. Er ist auch Musiker aus Leidenschaft und war als solcher zuletzt verdammt unglücklich: „Vier Jahre lang habe ich nicht mehr gesungen.“ Früher, da trat Marco Miliano mit seiner zwölfköpfigen Soulband Soul La Vie unter anderem mehrfach beim Street-Life-Festival in Wiesdorf auf. Er coverte zudem solo Songs und spielte sie bei Feiern und Festen. Er nahm eigene Stücke auf, drehte dazu Videos und stellte die ins Netz, wo sie mitunter mehrere Tausend Mal geklickt wurden. Aber trotzdem kam irgendwann dieser Cut: „Ich verließ die Band. Die Luft war einfach raus.“ Der Erfolg wollte sich nicht einstellen. Das ewige Hinterherrennen hinter dem Traum vom Musiker, ohne wirklich voranzukommen, hatte ihn müde gemacht.

Lieder können Menschen verbinden

Bis ihm nun, in der Corona-Krise, der Geistesblitz kam: Marco Miliano musste einen Song schreiben. „Ich sah all die Leute, die sich um die Ausgangsbeschränkungen nicht scheren.“ Er sah außerdem, dass Berufe plötzlich wichtig waren, die bislang nicht wirklich Würdigung erfahren hatten. „Und ich merkte einmal mehr, dass ein Lied die Menschen verbinden kann.“ Also setze er sich hin, schrieb einen neuen Text auf den Song „Say something“ von Christina Aguilera. Und nun steht das Ergebnis, der „Corona-Song“, des Currenta-Chemikanten Marco Miliano abrufbereit im Internet auf der Plattform Youtube.

Die bisherigen Reaktionen auf das Lied – sie sind durchweg positiv. „Und zwar sowohl die von meinen Leuten in Deutschland als auch die der Italiener.“ Überhaupt Italien: Er sei aufgrund seiner Wurzeln nochmal näher dran am Corona-Schrecken als andere. „Ich bekomme das alles täglich in Gesprächen oder Nachrichten von meinen Freunden und Verwandten dort mit.“ Jüngst sei sein Onkel gestorben. Im hohen Alter und unabhängig von Corona. „Aber er wurde alleine beerdigt. Niemand durfte dabei sein. Das hat mich geschockt.“ Und auch diese Begebenheit ließ Marco Miliano letztlich seinen Song schreiben und daheim mit dem eigenen Studioequipment aufnehmen. Nach vier Jahren Pause.

Die Freude darüber, etwas in seinem geliebten Musikmetier beigetragen zu haben zu der Bekämpfung der derzeitigen Misere, etwas in den Menschen zu bewegen mit dem, was er am liebsten macht – singen -, ist Marco Miliano anzuhören, wenn er spricht und erzählt. Und sie ist so groß, dass er weiß: „Ich werde, wenn all das vorbei ist, wieder anfangen mit der Musik.“ Ja: Das sei nicht leicht. Nicht jeder könne einfach so in eine Casting-Show rennen und hoffen, dass das ein Durchstarten ist. Indes: „Ich weiß, was ich kann.“ Singen nämlich. Und Songs schreiben, die berühren. In der Corona-Krise. Und ganz sicher auch danach, wenn es darum geht, weiterzumachen. Das Leben wieder mit Hoffnung und Mut anzugehen. Marco Miliano wird schon die richtigen Worte und Melodien dazu finden.

Der „Corona-Song“ von Marco Miliano ist auf Youtube zu finden. www.marcomiliano.de

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