Leverkusener schreibt KinderbuchWoher weiß der Rauchmelder, dass es brennt?

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Stolz auf sein Erstlingswerk: Günther Lohmer

Stolz auf sein Erstlingswerk: Günther Lohmer

Leverkusen – Günther Lohmer hat so manchen Kugelschreiber auf dem Gewissen. „Ich wollte als kleiner Junge einfach wissen, wie das funktioniert“, erzählt der gebürtige Rheindorfer. Wieder zusammen bekommen hat er Feder und Mine dann häufig doch nicht. Weswegen ihn seine Mutter zumindest davon abgehalten, die Waschmaschine auch noch auseinander zu nehmen. „Da hätte ich ja auch liebend gerne gewusst, wie die von innen aussieht“, erinnert sich Lohmer. Als das gute Stück eines Tages kaputt ging und der Mechaniker kam, sah er seine Chance und löcherte den Mann mit Fragen.

Kindliche Neugier

„Ich wollte schon immer die Welt entdecken und verstehen, wie Dinge funktionieren. Und ich hatte das Glück, dass mein Umfeld meine kindliche Neugier aufgegriffen hat“, erzählt der Leverkusener. „Am schlimmsten finde ich, wenn man Kindern sagt: Dafür bist du noch zu klein, das verstehst du nicht.“ Lohmer will erklären und seine Begeisterung weitergeben.

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Deswegen hat der gelernte Chemikant seine Anstellung nach 25 Jahren in der chemischen Industrie gekündigt und ist seit 2007 selbstständiger Trainer für naturwissenschaftliche Experimente. Als dieser besucht er Kitas, Schulen und Veranstaltungen. Nun hat er sein erstes Buch veröffentlich: „Technik einfach erklärt“ erscheint in der Serie „Leselauscher Wissen“ des Buch Verlag Kempen (BVK), die mit einer begleitenden CD zum Buch kommt.

In dem Buch erklärt Lohmer genau die Fragen, die er sich als Kind gestellt hat: Wie kommt die Stimme durch das Telefon? Woher weiß der Rauchmelder, dass es brennt? Woher weiß der Wasserkocher, wann das Wasser heiß ist? Woher weiß die Polizei, dass ein Auto zu schnell fährt?

Selbst ausprobieren

„Natürlich ist vieles kompliziert, aber wenn man Vergleiche findet zu Dingen, die Kinder kennen, dann verstehen sie schnell“, erklärt der Wissenschaftler seine Herangehensweise. Und ganz wichtig: Selbst ausprobieren. Dafür gibt es in dem Buch die Rubrik „Probier’s doch mal“ mit Anleitungen für kleine Experimente für zu Hause. Gedacht ist es für Grundschulkinder ab sieben Jahren.

Fehlendes Personal 

Dass viele Kinder und Jugendliche in der Schule die Fächer Chemie und Physik ablehnen, liegt für Lohmar an der fehlenden Möglichkeit, Dinge selbst auszuprobieren. „Wenn Kinder die Formeln für einen Flaschenzug auswendig lernen müssen, ist das natürlich langweilig und kompliziert. Wenn sie aber versuchen, einen 25-Kilo-Sack hochzuheben und es danach erst mit einer Rolle, dann mit zwei oder drei versuchen und den Effekt sehen und verstehen, dann kann man das hinterher auch mit Formeln hinterlegen.“ Das gehe aber nicht in Klassen mit 28 Schülerinnen und Schülern, dafür bräuchte man Kleingruppen, für die zumeist das Personal und auch die Räumlichkeiten fehlen.

Geldautomaten sind Geheimsache

Auch Lohmer selbst hat bei der Recherche für sein Buch noch viel dazu gelernt. Etwa, dass man Rauchmelder nach einem Fehlalarm womöglich austauschen muss, weil der Sensor verschmutzt sein kann. Oder dass es nur wenige Hersteller von Radarpistolen gibt, diese aber sehr hilfsbereit erklärt haben, wie so eine Maschine aufgebaut ist und funktioniert. Ganz im Gegensatz zu den Herstellern von Geldautomaten, die ihn nicht gucken lassen wollten, wer da hinter der Wand sitzt und Geldscheine ausgibt. „Ist ja auch verständlich“, sagt Lohmer. Er wüsste trotzdem zu gerne, wie ein Geldautomat von innen aussieht. Oder, wie ein Mähdrescher zusammengebaut wird.

Auch mal Pipi Langstrumpf

Deswegen hofft er inständig, dass Werksführungen und Veranstaltungen wie die Nacht der Technik bald wieder stattfinden können. Es gibt noch so viel zu Entdecken. Bis dahin zieht er sich gerne in die Bücherei zurück, den Ort seines Wissens, seit seine Mutter ihm in der ersten Klasse einen Ausweis für die damalige, kleine Stadtteilbibliothek in Rheindorf gemacht hat. Und wälzt Fachliteratur? „Auch“, sagt Lohmer. „Aber manchmal lese ich auch gerne einfach nochmal Pipi Langstrumpf.“

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