SchulschließungLeverkusen bekommt 2650 Tablets, Eltern fühlen sich überfordert

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Für Leverkusener Schülerinnen und Schüler heißt es wieder: Unterricht findet digital statt.

Für Leverkusener Schülerinnen und Schüler heißt es wieder: Unterricht findet digital statt.

Leverkusen – Schulen bleiben bis zum 31. Januar geschlossen, Kitas öffnen im eingeschränkten Betrieb, aber die Kinder sollen möglichst zu Hause bleiben. Die Stadt sieht ihre Einrichtungen auf die Neuregelungen der Landesregierung gut vorbereitet. Viele Eltern sich nicht. „Ich fühle mich gerade überfordert“, sagt eine Mutter von drei Kindern, von denen eins in die Kita, eins in die Grundschule und eins aufs Gymnasium geht – eigentlich. Kinderbespaßung, Heimunterricht und Homeoffice parallel, das wolle sie nicht wieder machen, wie im Frühjahr. „Das war mental einfach zu viel.“ Wie von der Regierung empfohlen einfach Kinderkrankengeld anmelden will sie aber auch nicht, aus schlechtem Gewissen dem Arbeitgeber gegenüber. Und die Kinder mit dem Heimunterricht alleine zu lassen, sorgt für noch mehr schlechtes Gewissen.

 „Die Schulen machen das wirklich klasse“

Auch Schuldezernent Marc Adomat hat die Entscheidung, die Schulen ganz zu schließen, etwas überrascht. Er hätte erwartet, dass zumindest junge Schüler zu einem Teil in den Gebäuden unterrichtet werden. Dennoch sieht er die Leverkusener Schulen gut auf den Distanzunterricht vorbereitet: „Die haben etwas in der Art erwartet und kennen das mittlerweile. Die Schulen machen das wirklich klasse“, lobt der Dezernent.

2650 neue Tablets

Auch in der digitalen Ausstattung hat die Stadt einen großen Schritt gemacht: Sämtliche Soforthilfen des Landes für Schulausrüstung wurden abgerufen und kurz vor Weihnachten sind 2650 iPads für Schülerinnen und Schüler geliefert worden. „Ich konnte es gar nicht glauben, als plötzlich vier Securitymänner mit der Lieferung ankamen“, berichtet Carolin Maus, Leiterin des Fachbereichs Schulen. Ihre Mitarbeiter hätten auch zwischen den Jahren Überstunden gemacht, um alle Geräte in die Serversysteme der Schulen einzuspeisen. Viele Geräte sind bereits an die Schulen geliefert, die diese dann an Schüler ohne eigene Endgeräte verleihen können. Bis Anfang kommender Woche sollen alle verteilt sein, pünktlich zum Start des Homeschooling. „Das hätte ich wirklich nicht zu träumen gewagt, dass das klappt“, schwärmt Maus.

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Die Endgeräte sind zumindest ein Schritt hin zu den „richtigen Rahmenbedingungen“, die SPD-Schulexperte Alexander Finke fordert. Allerdings müssten sowohl Schüler als auch Lehrer damit umgehen können, hier brauche es noch mehr Ausbildung. „Das ist für alle eine sehr herausfordernde Situation.“ Finke ist auch Vorsitzender der Elternvertretung am Landrat-Lucas-Gymnasium. Besondere Sorgen würden sich hier Eltern der mittleren Jahrgänge machen.

Durchschnittlich 23,9 Schüler pro Klasse

Die Zentrale für Information und Technik in NRW hat Klassengrößen und das Verhältnis von Lehrern und Schülern in den einzelnen Schulformen des Landes ermittelt.

In Leverkusen kommen demnach insgesamt 12,9 Schülerinnen und Schüler auf eine Vollzeit-Lehrperson. Die durchschnittliche Klassengröße beträgt 23,9 Schüler. Damit liegt die Stadt leicht über dem Landesdurchschnitt, der eine Klassengröße von 23,5 ausweist. An kleinsten sind die Klassen in Förderschulen (8,7), am größten in Realschulen (27,2). Die noch junge Sekundarschule der Stadt weißt mit 9,9 das beste Schüler-Lehrer-Verhältnis aus (Förderschulen ausgenommen).

Leichlingen kann mit einer durchschnittlichen Klassengröße von 21,4 und einer Schüler-Lehrer-Bilanz von 10,8 besonders gute Gesamtwerte vorweisen. Das liegt vor allem an kleinen Klassengrößen in Grundschulen (22,4) und Förderschulen (10,4). Das Gymnasium dagegen liegt mit 25,9 im Landesschnitt.

Burscheid hat einen durchschnittliche Klassengröße von 24,7 Schülerinnen und Schülern bei einem Schüler-Lehrer-Verhältnis von 14,9. (stes)

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Denn es wird immer von den Jahrgängen eins bis sechs gesprochen, die dringend Präsenzunterricht brauchen, und von den Abschlussklassen. „Viele Eltern befürchten, dass die dazwischen zurückbleiben.“ Was es nun vor allem brauche, sei „eine langfristige Planungssicherheit für die Familien“, sagt Finke. Die reicht aber erneut nur bis zum 31. Januar.

Kita-Entscheidung bei den Eltern

Etwas mehr Planungssicherheit haben Eltern von Kita-Kindern – allerdings müssen sie erneut selbst entscheiden, ob sie ihre Kinder in die Einrichtungen schicken wollen. Mit dem dringenden Appell von Minister Stamp, „sie zu Hause zu lassen, wenn es irgendwie geht“. Auch diese Situation überfordert viele Leverkusener Eltern. Denn wann genau geht es nicht mehr? Eine Frage, die ebenfalls nur im schlechten Gewissen enden kann. Dazu kommt die Verschärfung der Kontaktregeln: Da nur noch eine haushaltsfremde Person erlaubt ist, Kleinkinder aber nicht alleine zu Freunden gehen können, heißt das für sie de facto die Isolation von Gleichaltrigen, wenn sie zu Hause bleiben. „Dann doch lieber in die Kita“, sagt eine Mutter. Wenn auch mit schlechtem Gewissen.

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