Brief an BildungsministerinLeverkusens Jugend warnt vor „Pandemie der Bildungslücken“

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Joshua Kraski

Joshua Kraski

Leverkusen – „Corona darf nicht zu einer Pandemie der Bildungslücken werden.“ Mit diesen eindringlichen Worten schließt ein Brief, den die Leverkusener Initiative „Bildung? Jetzt!“ vor Weihnachten an Bundesbildungsministerin Anja Karliczek geschrieben hat.

Fehler nicht wiederholen

Sprecher der Initiative ist der Hitdorfer Joshua Kraski, der in diesem Jahr am Lise-Meitner-Gymnasium sein Abitur unter Coronabedingungen gemacht hat und jetzt Rechtswissenschaften in Köln studiert. „Wir wollen nicht, dass die Fehler des ersten Lockdowns im Bildungswesen sich jetzt im zweiten noch einmal wiederholen“, begründet der 19-Jährige das Schreiben. Eine fehlende Strategie, überforderte Schüler und Lehrer und alleingelassene Studierende. Sie werden bei den Hilfsmaßnahmen vom Bund nicht ausreichend bedacht, klagt die Initiative. „Dabei sind sie es, die die Folgen der Pandemie tragen müssen. Dieser Verantwortung kann die Jugend aber nur nachkommen, wenn sie gut ausgebildet ist.“

Jugendlichen Gehör verschaffen

Besonders wichtig ist der Initiative, dass die Jugendlichen gehört werden. „Das ist bisher viel zu wenig passiert“, sagt Kraski. Gegründet wurde die Gruppe vor zwei Jahren, als sich die Jugendlichen in der Debatte um das Abitur nach 12 oder 13 Schuljahren ebenfalls zu wenig gehört fühlten. „Wir waren fünf Gründungsmitglieder aus Leverkusen mit dem Ziel, mehr Aufmerksamkeit für junge Menschen zu schaffen“, erzählt der Student. Sie organisierten offene Diskussionsrunden „um Menschen zusammen zu bringen.“ Mittlerweile sind zwischen 15 und 20 junge Menschen in der Gruppierung aktiv. Da einige der Mitglieder Leverkusen zum Studium verlassen haben, inzwischen auch aus Heidelberg und Bonn.

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Bildungsministerin Karliczek ist für Kraski seit Beginn der Coronakrise viel zu zurückhalten. „Wir wünschen uns, dass von ihr viel mehr kommt. Bildung muss trotz Corona an erster Stelle stehen.“ Es brauche eine nationale Bildungsoffensive, die die Wissenschaft von morgen auch finanziell absichert. „Darüber hinaus braucht es zuverlässige finanzielle und beratende Unterstützung für Studierende“, fordert die Initiative.

Durchschnittlich 23,9 Schüler pro Klasse

Die Zentrale für Information und Technik in NRW hat Klassengrößen und das Verhältnis von Lehrern und Schülern in den einzelnen Schulformen des Landes ermittelt.

In Leverkusen kommen demnach insgesamt 12,9 Schülerinnen und Schüler auf eine Vollzeit-Lehrperson. Die durchschnittliche Klassengröße beträgt 23,9 Schüler. Damit liegt die Stadt leicht über dem Landesdurchschnitt, der eine Klassengröße von 23,5 ausweist. An kleinsten sind die Klassen in Förderschulen (8,7), am größten in Realschulen (27,2). Die noch junge Sekundarschule der Stadt weißt mit 9,9 das beste Schüler-Lehrer-Verhältnis aus (Förderschulen ausgenommen).

Leichlingen kann mit einer durchschnittlichen Klassengröße von 21,4 und einer Schüler-Lehrer-Bilanz von 10,8 besonders gute Gesamtwerte vorweisen. Das liegt vor allem an kleinen Klassengrößen in Grundschulen (22,4) und Förderschulen (10,4). Das Gymnasium dagegen liegt mit 25,9 im Landesschnitt.

Burscheid hat einen durchschnittliche Klassengröße von 24,7 Schülerinnen und Schülern bei einem Schüler-Lehrer-Verhältnis von 14,9. (stes)

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Es gehe nicht darum, zwischen Schulöffnung oder Schließung entscheiden. „Wir brauchen eine langfristige Strategie und keine reinen Notfallmaßnahmen mehr. Es ist unsere Pflicht weiterhin ein starkes Bildungsland zu sein, um in Zukunft als Nation wettbewerbsfähig zu bleiben.“ Die Ministerin müsse eine Lobby für die junge Generation schaffen und sich dafür einsetzen, dass junge Perspektiven mit einbezogen werden. „Ansonsten wird das Virus nicht nur unsere Gesundheit, sondern auch unsere Zukunft gefährden.“

Eine Antwort aus dem Ministerium steht noch aus.

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