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Mit Fahrrad und SmartphoneUnterwegs auf der Fußballroute Leverkusen

Lesezeit 4 Minuten
Jedes Schild hat einen QR-Code , der per Smartphone zur Tourbeschreibung leitet.

Jedes Schild hat einen QR-Code , der per Smartphone zur Tourbeschreibung leitet.

Leverkusen – Es braucht schon viel Fantasie, um sich die Anfänge von Leverkusens Fußballgeschichte zwischen Bürogebäuden und einer Großbaustelle vorzustellen. Und guten Spürsinn, um das etwas einsame Schild vor dem Eingang der Deutschen Rentenversicherung an der Heinrich-von-Stephan-Str. unweit des Bahnhofs Leverkusen Mitte zu finden. Hier also hatte der BV Wiesdorf in den 1920er -Jahren einen Trainingsplatz, vor allem als Ausweichplatz, falls jener an der Dhünn mal wieder vom Hochwasser überflutet war.

So erklärt es das Hinweisschild - und die App, die entlang der vor einem Monat von der Fanvereinigung Nordkurve 12 eröffneten Fußballroute Leverkusen führt. Wir haben uns auf eine Tour begeben, um die Strecke und das digitale Angebot zu testen.

Zeitreise auf dem Sofa

Elf Stationen entlang einer rund zehn Kilometer langen Runde verspricht der Flyer, der über einen QR-Code ganz einfach auf die Seite izi.travel leitet. Hier findet sich eine Listenansicht der einzelnen Stationen, unter jeder ist nicht nur der Text der Hinweistafel abgespeichert, sondern zum Teil weitere historische Fotos, Spielberichte und sogar einem Video. So kann man sich auch Zuhause auf dem Sofa auf eine Zeitreise begeben. Die Nummerierung ist so angebracht, dass die Stationen in etwa eine Runde ergeben - wo man startet, ist dabei eigentlich egal.

Alles zum Thema BayArena

Wir entscheiden uns gegen das Sofa und für das Fahrrad und starten bei Nummer eins: Der heutigen Fritz-Jacobi-Sportanlage in Manfort. Das Hinweisschild erläutert, dass hier 1927 das Manforter Stadion eröffnet wurde, dass dem Turn- und Spielverein Manfort 04 als Heimat diente, der später mit Jahn Küppersteg zum VfL Leverkusen fusionierte. Auch die Bayer-Fußballer nutzten das Stadion einige Male: Etwa in der Saison 1952/53 für fünf Pflichtspiele, weil das Stadion am Stadtpark einen neuen Rasen bekam. Der Blick über das Hinweisschild hinaus zeigt an diesem Tag einen Übungswettkampf von Stabhochspringern – und macht deutlich, dass hier heute die Leichtathleten regieren.

Im Epizentrum des Fußballs

Ganz anders sieht es an den Stationen zwei und drei aus, die beide am Epizentrum des Leverkusener Fußballs liegen: Der BayArena. Eins erzählt die Geschichte des ehemaligen Ulrich-Haberland-Stadions. In der App eindrucksvoll dargestellt in Luftaufnahmen, die den Wandel vom Sportplatz auf freiem Feld über ein Stadion mit erst einer Tribüne und dann einer geschlossenen Zuschauerrunde hin zum modernen Fußballtempel zeigen.

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Am Schild zu Ehren des Namensgebers – Bayers ehemaligen Werksleiter Ulrich Haberland – fährt die Testfahrerin zweimal vorbei. Zu dominant ist hier am Nordeingang die große Corona-Teststation, in die ein stetiger Verkehr von Autos und Fußgängern führt.

Historisches Eingangstor

Ruhiger wird es dann an den Stationen vier bis sechs, die im Stadtpark liegen. Ein trostloses Bild aus Löwenzahn und roter Asche bildet der verwilderte ehemalige Platz des BV Wiesdorf hinter abgesperrten Toren. Kein Vergleich zu der gepflegten Anlage auf dem Foto aus den 30er Jahren mit verschnörkelten Parkbänken. Das optische Highlight des Rundweges liegt einige Meter entfernt an der Walter-Nernst-Straße, wo einst das Stadion am Stadtpark stand. Und wo die Initiatoren der Nordkurve 12 nun das historische Eingangstor nachgebaut haben.

Noch ist es nicht ganz fertig gestellt, den Metallstangen fehlt noch eine Mauer, am Boden liegen Haufen von Erde und rotem Sand. Dennoch ist das Tor ein absoluter Hingucker, ebenso wie das historische Video aus dem inneren des ehemaligen Stadions: Vom „Fußballneuling“ Bayer Leverkusen, wie der Kommentator sagt, gegen den Westdeutschen Spitzenreiter aus Essen. Nicht nur das schwarz-weiß Bild und der Lederfußball versetzen einen in eine andere Zeit. Auch die Zuschauermassen scheinen dem coronageplagten Fußballfan geradezu historisch.

Das sind die Momente, die auch jene, die das Stadion am Stadtpark oder das Ulrich-Haberland-Stadion nicht mehr kennen, ein wenig an der Geschichte schnuppern lässt. Empfehlenswert ist die Route aber vor allem für diejenigen, die Erinnerungen an all diese Ort und Geschichten haben. Und sie sich unterwegs erzählen können – wenn man irgendwann wieder in Gruppen unterwegs sein kann.

Ecken schlagen im Neulandpark

Kinder, die mit historischen Aufnahmen nicht viel anfangen können, freuen sich über die letzte Station. Nach einer Runde am Bayerwerk und dem ehemaligen Wiesdorfer Hof vorbei, indem die Fußballriege des TuS 04 gegründet wurde, landet man im heutigen Neulandpark.

Hier ist ein Ecke markiert, von der aus bereits 1914 Bälle ins Spielfeld des damaligen Dhünn-Platzes geschlagen wurden. Und wer einen Ball mitgebracht hat, kann ebendies im Park dann auch tun.

www.nk12.de

https://izi.travel/de/7be2-fussballroute-leverkusen/de

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