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40 JahreLeverkusens Gleichstellungsstelle feiert mit Ausstellung statt Geburtstagstorte

Lesezeit 3 Minuten
Mitarbeiterinnen des Gleichstellungsbüros

Cornelia Richrath, Annette Duppach und Antje Winterscheidt bei der Ausstellung.

Seit 40 Jahren gibt es in Leverkusen die städtische Gleichstellungsstelle.

Jubiläen werden gerne mit Sekt und Häppchen gefeiert. „Das wäre in der aktuellen Haushaltslage sicher nicht so gut angekommen“, sagt Cornelia Richrath. Stattdessen will die Leiterin der städtischen Gleichstellungsstelle, die in diesem Jahr ihr 40-jähriges Bestehen feiert, etwas schaffen, was über ein abgeräumtes Büfett hinausgeht. Das Ergebnis ist ab sofort im Foyer des Verwaltungsgebäudes Goetheplatz in Opladen zu sehen: Eine Ausstellung in zwölf Postern des „Bündnis gemeinsam gegen Sexismus“, dem auch die Stadt Leverkusen angehört. Zehn der Plakate sind bewusst in einfacher Sprache. Das Ziel: Sexismus und sexualisierte Gewalt erkennen, benennen und bekämpfen. „Wir haben bewusst diesen Ort gewählt, weil hier viele Menschen vorbeikommen“, erklärt Richrath. 

Dabei ist es uns wichtig, dass wir keine Quotenfrauen wollen, sondern dass wir unsere Frauen dazu befähigen, Führungsaufgaben zu übernehmen
Annette Duppach, Gleichstellungsbeauftragte der Sparkasse

Rückblickend ist sie stolz, was sie und ihre drei Vorgängerinnen in den 40 Jahren erreicht haben, in der die Einrichtung viele Namen getragen hat: Frauenbüro, Frauengleichstellungsstelle und nun eben Gleichstellungsstelle. Denn natürlich heißt Frauenförderung nicht, Männer zu benachteiligen. Das Gleichstellungsbüro ist Anlaufstelle für Menschen, die aufgrund ihres Geschlechts oder ihrer Geschlechtsidentität Nachteile oder Diskriminierung erleben, sie steht allen Menschen in  Leverkusen offen. 

„Als wir angefangen haben, gab es keine einzige Amts- oder Abteilungsleiterin“, erklärt Cornelia Richrath. Heute seien 58 Prozent der Führungspositionen in der Stadt von Frauen besetzt, von der Kitaleiterin bis zur Dezernentin. Eine ähnliche Quote habe die Sparkasse Leverkusen, erklärt deren Gleichstellungsbeauftragte Annette Duppach. „Dabei ist es uns wichtig, dass wir keine Quotenfrauen wollen, sondern dass wir unsere Frauen dazu befähigen, Führungsaufgaben zu übernehmen.“ Auch in Teilzeit, was eine besondere Herausforderung sei. „Aber die Frauen schaffen das.“

Bauprojekt für alleinerziehende Mütter

Als Projekt, das ihr besonders in Erinnerung geblieben ist, nennt Richrath das Bauprojekt Quettinger Feld, das speziell nach den Bedürfnissen alleinerziehender Mütter konzipiert wurde. Auch der Mädchentreff Mabuka gebe es ohne die Gleichstellungsstelle nicht. Neben der Bekämpfung sexualisierter Gewalt engagieren sich die Mitarbeiterinnen aktuell stark im Bereich Wiedereinstieg in das Berufsleben für Mütter. 

Das Gleichstellungsbüro ist direkt dem Oberbürgermeister unterstellt. „Das zeigt, welchen Stellenwert die Gleichstellung in unserer Verwaltung hat“, so Oberbürgermeister Uwe Richrath. Das Jubiläum sei ein guter Anlass, um daran zu erinnern, in den Bemühungen nicht nachzulassen.

Sorge vor Kürzungen

Nicht so erfreut war Cornelia Richrath daher über die öffentliche Forderung der FDP-Fraktion, im Rahmen der Haushaltskrise Stellen im Gleichstellungsbüro, in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und im Bereich Klima und Mobilität zu streichen. „Gerade in Zeiten, in denen antidemokratische und antifeministische Strömungen sich immer weiter ausbreiten, ist Gleichstellungsarbeit unverzichtbar“, wirbt sie für ihr aktuell fünf Mitarbeitende umfassendes Büro. Außerdem orientiere sich die Größe der Gleichstellungsstelle an der Zahl der Mitarbeitenden und sei im NRW-Gesetz festgeschrieben.

Die Ausstellung wird bis Ende August am Goetheplatz hängen, danach können sie von weiteren Institutionen wie etwa Schulen ausgeliehen werden, um sie dort auszustellen und die Botschaft weiterzuverbreiten.


Die städtische Gleichstellungsstelle wurde 1985 am Ende etlicher politischer Diskussionen eingerichtet. Damit war die Stadt Leverkusen eine der ersten Städte in Deutschland, die sich die Gleichstellung von Frauen zur Aufgabe machte. Zu einer Zeit, in der Amtsleitungen in der Regel männlich besetzt waren und die Frauenförderung zu den freiwilligen Aufgaben zählte, übernahm die Wuppertalerin Dr. Dagmar Schlappeit-Beck diese herausfordernde Aufgabe als „Gleichstellungsbeauftragte für Frauen“. Auf sie folgte 1989 Simone Fey-Hoffmann, die nach 23 Jahren an Sabine Rusch-Witthohn übergab. Seit 2019 leitet Cornelia Richrath das Amt.