Seit Jahren werde an der Bildung gespart, klagen Leverkusener Schulleiter, weitere Einschnitte seien nicht hinnehmbar.
SparpläneLeverkusener Schulleiter protestieren: „Zeugnis verfehlter Politik“

Das Berufskolleg für Wirtschaft und Verwaltung an der Bismarckstraße
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Die Leverkusener Schulleitungen der weiterführenden Schulen haben eine Protestnote an Oberbürgermeister Uwe Richrath und alle Stadtratsfraktionen geschickt. Darin beklagen sie den „Widerspruch zwischen Worten und Taten, zwischen Wissen und Handeln“. Denn nicht nur der Oberbürgermeister hatte mehrfach betont, dass auch in der Haushaltskrise nicht an der Bildung gespart werden soll, auch die Fraktion haben alle Anträge gestellt, die in diese Richtung gehen. „Wollen wollen sie alle, aber wir sehen nichts Konkretes“, sagt Luer Ebermann, Leiter des städtischen Berufskollegs für Wirtschaft und Verwaltung und Sprecher des Arbeitskreises der Schulleitungen, im Gespräch. „Das ist frustrierend.“
Denn trotz aller Bekundungen sollen auch die Fachbereiche 40 (Schulen) und 65 (Gebäudewirtschaft) die pauschalen 15 Prozent ihres Gesamtbudgets einsparen, so hat es der Stadtrat beschlossen. In einer Stellungnahme hat die Stadt kürzlich eingestanden, dass geplante Schulbaumaßnahmen wohl auf „kommende Haushaltsjahre“ verschoben werden müssten. „Das ist für die Schulleitungen der Stadt nicht hinnehmbar“, schreiben die Schulvertreter. „Schulen wurden in der Vergangenheit bereits jahrzehntelang durch Sparmaßnahmen in ihrem Bildungsauftrag behindert.“ Das sei deutlich zu erkennen am Sanierungsrückstau an den Gebäuden und Sportstätten sowie der zum Teil mangelhaften Ausstattungen. „Das sind sichtbare Zeugnisse dieser verfehlten Politik“, Leidtragende seien die Schülerinnen und Schüler, „also Bürgerinnen und Bürger, für die Sie Politik gestalten“.
Verdopplung der Staatseinnahmen
Auch an seiner Schule spürt Ebermann die Auswirkungen des Spardiktats ganz deutlich. Und das nicht erst, seit die Haushaltssperre gilt: „Wir haben hier 60 Jahre alte Stühle, die viel zu klein für die Schülerinnen und Schüler sind. Seit 60 Jahren fehlt eine Sporthalle und eine Mensa. Ein Berufsorientierungsraum ist im Gesetz vorgeschrieben, wir haben keinen. Das ist untragbar“, sagt der Leiter der Berufsschule. Die Folge: Unternehmen schicken ihre Auszubildenden nicht mehr so gerne nach Leverkusen, es gibt weniger Bewerber auf Lehrerstellen, die Zahl an Fehltagen der Schüler steigen. „Teilweise kommen sie einfach nicht mehr, weil sie auch nicht das Gefühl haben, dass ihre Interessen von der Stadt ernst genommen werden.“ Heruntergekommene Schultoiletten seien da nur ein Beispiel.
So entstehe ein Abwärtsstrudel, der für die Stadt teuer werden wird, prophezeien die Schulleitungen und zitieren eine Berechnung des Instituts der Deutschen Wirtschaft aus dem Jahr 2024: Diese hatte ergeben, dass der Nettoeffekt von Investitionen in Bildung langfristig eine Verdoppelung der Staatseinnahmen durch zusätzliche Steuereinnahmen und niedrigere Transferleistungen zur Folge hat. „Es wird Zeit für einen Aufwärtsstrudel“, sagt Ebermann.
Konkret wünschen sich die Schulleitungen für ihre Schülerinnen und Schüler, dass die Bereiche Schulbauten, Sanierung und Reinigung komplett von den Kürzungen ausgenommen werden und in Planung befindliche Maßnahmen beschleunigt und nicht zurückgestellt werden. „Handeln und entscheiden Sie im Stadtrat und beschließen Sie eine zukunftsorientierte Ausstattung von Schulen zum Wohle der Schülerinnen und Schüler und damit zum Wohle und Wohlstand der Stadt Leverkusen“, appellieren die Verantwortlichen an Verwaltung und Politik.