NaturschutzLeverkusen sucht neue Landschaftswächter

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Blick in die Bahnstadt Opladen

Der Natur zuliebe könnte es auf städtischen Grünflächen etwas „unordentlicher“ zugehen, auch im Brückenpark in Opladen.

Auch die fehlenden Toilettenanlagen an den drei Badeseen in Leverkusen waren Thema im Naturschutzbeirat. 

Die Stadt Leverkusen sucht neue Landschaftswächter für drei Bezirke. Für Hitdorf, Manfort und Schlebusch werden Personen gesucht, die Zeit einsetzen und im Stadtteil die Natur im Auge haben. Landschaftswächter stehen mit der Unteren Naturschutzbehörde in Kontakt. Sie sollen keine Sheriffs sein, sie sollen aber etwa melden, wenn illegal Holz geschlagen wird. Wenn Müll im Wald liegt oder wenn innerhalb der Vogelschutz-Zeit zwischen 1. März und 30. September Bäume oder Hecken geschnitten werden. Sie halten idealerweise Kontakt zu Bauern und Jägern.

Ein Ehrenamt, in das man hineinwachsen muss, für das es nur eine geringe Aufwandsentschädigung gibt. Man sollte gut zu Fuß sein, im Idealfall kommen im Einsatz regelmäßig ein paar Kilometer zusammen.

Wer den Job übernimmt, wird auch mit dem neuen Förster Mathias Rümping Kontakt haben. Der stellte im Beirat seinen ersten Forstwirtschaftsplan vor: Demnach verdient die Stadt Leverkusen nichts an ihren Wäldern. Abzüglich des Holzverkaufs zahlt die Stadt um 48.000 Euro für Pflanzungen, Wegepflege und die notwendigen Freischnitt-Arbeiten, damit die jungen Bäumchen auf Kahlschlag-Flächen nicht vom Gestrüpp erstickt werden und groß werden können. Die Holzernte in Leverkusen ist schwierig, weil er nicht „am Stück“ liegt.

Der größte Forst ist in Privathand

Der Bürgerbusch als größtes zusammenhängendes Waldgebiet in der Stadt ist Privatwald. Als der vor Jahren zum Verkauf stand, hat die Stadt Leverkusen nicht zugegriffen, worüber man sich heute ärgert. Das war noch unter Oberbürgermeister Reinhard Buchhorn.

Nach Förster Rümpings Einschätzung unternimmt der Eigentümer im Bürgerbusch nicht viel, um etwas am Wald zu tun. Aus Sicht der Naturschützer sei das gar nicht mal schlecht, sagte Julia Golbert von der städtischen Naturschutzbehörde.

Förster Rümping will zwar auch weiterhin große Harvester für die Einschläge nutzen, aber er sagte im Beirat, dass er bevorzugt heimische Baumarten pflanzen möchte, neben klimatauglichen Arten, wie amerikanischer Roteiche und Esskastanie.

Zunehmend seien auch Kontakte zwischen der Unteren Naturschutzbehörde und dem Grünflächenamt. Mit denen spreche man oft über Themen, wie Artenvielfalt oder Lebensräume. Übersetzt heißt das: Es soll unordentlicher werden in der Natur und auf den aufgeräumten Grünflächen. Rasen soll zum Beispiel seltener gemäht werden, damit dort wilde Blüten durchkommen. Beim Abholzen von Bäumen sollen Stämme stehen bleiben oder sie sollen einfach an Ort und Stelle verrotten.

Viele Leverkusener mögen es „aufgeräumt“

Beim Grünflächenamt stoße man mittlerweile auf offene Ohren, hieß es. Bekannt sei, dass das Grünflächenamt von Bürgern schwer unter Druck gesetzt würde, die ein „ordentliches“, ein aufgeräumtes Stadtbild einforderten. Das auszuhalten, brauche Kraft.

Die neue Seenverordnung macht dem Fischereivertreter Werner Bosbach Sorgen. Erlaubt werden künftig an drei Seen Boote, auch das Standup-Paddeln. Grillen soll am Silbersee erlaubt werden. Damit würden die Besucherzahlen der Seen zweifellos steigen, sagte er, aber zusätzliche Toiletten seien nicht Teil des Konzepts. Bosbach ahnt, dass die Besucher zum Wasserlassen ins Wasser gehen werden, das stört den Angler. Die Wasserqualität im Sommer sei jetzt schon nicht berauschend.

Der Vorsitzende Martin Denecke kam dagegen mit einer guten Nachricht: In der Wupperschleife in Opladen will man eine Naturwaldzelle einrichten, der Wald wird wissenschaftlich begutachtet und sich selbst überlassen. Auf lange Sicht könnte so etwas wie ein kleines Stück Leverkusener Urwald wachsen.

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