Neue RegelungWie Leverkusens Bäcker und Gastwirte Verpackungsmüll einsparen wollen

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So sieht es im Moment oft aus, und so soll es nicht bleiben: Einwegmüll am Marktplatz Wiesdorf 

Leverkusen – Die Vorschrift ist unmissverständlich: Ab 1. Januar 2023 sind die meisten Gastronomiebetriebe europaweit dazu verpflichtet, Essen zum Mitnehmen auch in Mehrwegverpackungen anzubieten. Die Zeiten von Plastik und Styropor sind vorbei. Gültig ist diese Änderung des Verpackungsgesetzes für Betriebe mit mehr als fünf Beschäftigten und einer Ladenfläche über 80 Quadratmetern. Bei einer Online-Konferenz der Wirtschaftsförderung Leverkusen (WfL) informierten nun mehrere Vertretende von Leverkusener Gastronomiebetrieben über ihre bisherigen Erfahrungen mit Mehrwegverpackungen und diskutierten mögliche Konzepte ab 2023.

Eines davon ist das der Firma Vytal, die Mehrwegbehälter anbietet. Sie bestehen aus dem recycelbaren Kunststoff Polypropylen (PP), sind für Mikrowellen und Spülmaschinen geeignet – und allesamt mit einem QR-Code ausgestattet. Der wird bei jeder Nutzung eingescannt und der jeweilige Kunde oder die jeweilige Kundin hat ab diesem Zeitpunkt 14 Tage Zeit, den oder die Behälter zurückzugeben. Erst nach dieser Zeit wird eine Strafzahlung in Höhe von zehn Euro angedroht.

Willeke mit eigenem System

Indes: Nach Aussage von Julia Hülder, die das Vytal-Konzept vorstellte, können die genutzten Verpackungen an allen angeschlossenen Betrieben zurückgegeben werden. Das führe dazu, dass die durchschnittliche Rückgabedauer bislang lediglich zwei Tage und 17 Stunden betrage. Das sei überall dort festgestellt worden, wo dieses – pfandlose – System bislang genutzt werde.

Bäcker und Konditor Stefan Willeke ist jemand, der schon seit geraumer Zeit auf ein Mehrwegsystem in seinen Filialen setzt – unabhängig von Vytal und in Sachen Kaffeebecher. „Wir haben Pfandbecher für unsere Kundinnen und Kunden – und die werden absolut angenommen.“ Das Prozedere: Wer einen Kaffee kauft, bekommt den in einem Mehrwegbecher und zahlt einen Euro Pfand sowie gegebenenfalls weitere 50 Cent, wenn ein Deckel gewünscht ist. Nach dem Verzehr kann der Becher dann in jeder der sieben Läden im Stadtgebiet zurückgegeben werden. „Das lohnt sich, denn wir haben viele Stammkundinnen und Stammkunden“, sagt Willeke und spricht von gut 25.000 Bechern pro Jahr, die er und seine Mitarbeitenden ausgeben.

Vytal wiederum sehe er als weitere Option für die Zukunft, „etwa als Behältnis für Kuchen und anderen Produkte“. Wobei bei Backwaren noch einmal andere Hygiene- und Frischeaspekte eine Rolle spielten als bei warmem Essen. „Gerade Kuchen könnte in so einem Behälter leiden.“ Das müsse dann genau geprüft werden. Bislang arbeite sein Betrieb mit Styropor – und Papier, genauer: CO2-neutralem Papier.

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Auch Hagen Norhausen, Inhaber der gleichnamigen Gaststätte in Rheindorf, sieht ein Produkt wie Vytal als sinnvolle Alternative an, „wenngleich wir bislang nicht allzu viel Außer-Haus-Verkauf betreiben. Ich bin dennoch sehr daran interessiert.“ Was noch geklärt werden müsse, da waren sich alle Beteiligten einig, sei die Finanzierung: Aus eigener Tasche? Durch die Kommunen? Durch den Bund? Das ist noch unklar.  

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