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Obdachlosenhilfe„Bei einem Hitzeschlag kommt Hilfe oft spät“

2 min
Eine Wasserflasche vom Projekt „Kältegang"“

Das Team der Obdachlosenhilfe „Kältegang“ verteilt im Sommer Wasserflaschen an Obdachlose

Obdachlose sind bei Hitze besonders gefährdet. Ein Gespräch mit der Ehrenamtlerin Deniz Palabiyikli über Obdachlosenhilfe im Hochsommer.

Frau Palabiyikli, Ihre Obdachlosenhilfe war ursprünglich für den Winter gedacht. Worunter leiden Obdachlose im Sommer?

Die Menschen haben zum einen sehr mit der Körperhygiene zu kämpfen, weil sie keine Anlaufstellen finden, wo sie sich mal eben schnell duschen können. Auch Insektenstiche machen ihnen zu schaffen, besonders, wenn sie im Park schlafen. Obdachlose können ihre Stiche nicht versorgen, und dann entzünden sie sich. Außerdem kämpfen die Menschen mit Sonnenstich oder Hitzschlag und Dehydration. Wegen des Vorurteils, alle Obdachlosen wären betrunken oder im Rausch, kommt Hilfe bei einem Hitzschlag oft spät oder gar nicht.

Was tut ihr Projekt dagegen?

Das Prinzip ist ähnlich wie im Winter: Einmal die Woche bauen wir unseren Stand am Marktplatz in Leverkusen auf, zu dem wöchentlich etwa 80 bis 120 Personen kommen. Da verteilen wir Spenden, Hygieneartikel, Bekleidung und Essen, aber auch Zelte und Isomatten. Und an anderen Tagen der Woche fahren Teile des Teams los und verteilen im Sommer Wasser, Feuchttücher, Sonnenschutzcreme, Käppis und Sonnenbrillen. Bei sehr hohen oder im Winter sehr niedrigen Temperaturen kommen zusätzliche Fahrten dazu. Letztens haben wir auch Eis von Rewe geholt und es verteilt.

Welche Maßnahmen wünschen Sie sich von der Stadt?

Es bräuchte mehr niederschwellige Angebote für Orte, wo man sich niederlassen kann und Ruhe findet – vor allem im Schatten. Dafür brauchen wir mehr Grün, mehr Bäume in der Stadt. Und wir benötigen dringend mehr öffentliche Toiletten. In Leverkusen Mitte gibt es nur eine am Bahnhof, die nicht sauber ist. Dort würde ich mich nicht am ganzen Körper abwaschen wollen.

Außerdem wäre es gut, wenn in jedem Stadtteil ein Trinkbrunnen stünde. Es gibt zwar Auffüllstationen für die Wasserflasche, aber darüber haben die Menschen keinen wirklichen Überblick. Außerdem schämen sich viele Obdachlose, dort hinzugehen. Die Stadt sollte proaktiv dafür werben, dass Wasser für alle da ist.

Zur Person: Deniz Palabiyikli leitet das spendenbasierte Projekt „Kältegang“ in Leverkusen, das als Winterhilfe mit einem Kältebus für Obdachlose begann. Heute hilft das ehrenamtliche Team Obdachlosen auch im Sommer dabei, die Hitze zu durchstehen.

Ehrenamtlerin Deniz Palabiyikli

Ehrenamtlerin Deniz Palabiyikli