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Querdenker-VeranstaltungUmstrittener Schweizer Verleger tritt im Opladener Scala auf

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Fabian Stiens vor dem Scala Club in Opladen

Jazztage-Organisator Fabian Stiens vor dem Scala Club, in dem am Montag der Schweizer Rechtspopulist Roger Köppel auftritt.

Der Chefredakteur der rechtspopulistischen Schweizer „Weltwoche“, Roger Köppel, soll kommende Woche einen Vortrag im Scala Club halten. Ein Sponsor ist nicht glücklich.

Die Ankündigung im E-Mail-Postfach des „Leverkusener Anzeiger“ klingt harmlos. Am kommenden Montag, 17. November, werde Roger Köppel, Schweiz, einen Vortrag im Scala halten. Weiter heißt es: „In seinen Live-Vorträgen in Deutschland nimmt Roger Köppel pointiert Stellung zu den großen Themen, welche die Welt, Europa und Deutschland bewegen – unabhängig, kritisch und gutgelaunt.“

Näheres zum Inhalt dessen, was Köppel, Chefredakteur und Verleger der Schweizer Wochenzeitung „Weltwoche“, in Opladen erzählen will, findet sich in der Ankündigung nicht. Wohl aber erfährt man, dass die einladende Bürgerinitiative „Leuchtturm ARD“ – ARD steht hier für „Arbeitsgemeinschaft Redlicher Diskurs“ – „die Meinungsvielfalt fördern und Medien und ihre Konsumenten zu fairen Diskursen über eine Vielfalt von Themen motivieren“ will.

Hinter diesen harmlos klingenden Einlassungen des E-Mail-Schreibers Jimmy C. Gerum, der sein Schreiben „mit demokratischem Gruß“ schließt, steckt allerdings Strategie. Leuchturm-Gründer Gerum hielt beispielsweise Anfang April 2023 auf dem Bundespartei der Partei „Die Basis“ eine Rede. „Die Basis“ wurde im Juli aus der Querdenker-Szene der Corona- und Klimawandel-Leugner heraus gegründet und gilt als deren parteipolitischer Arm. Die Partei geht von einer Medienzensur in Deutschland aus. Auch Gerum warf laut Basis-Webseite in seinem Vortrag den Leitmedien - welche das sein sollen, wird nicht gesagt – einseitige Berichterstattung und Diffamierung der Partei „Die Basis“ vor.

Interview mit Putins Chef-Propagandist

Köppel wiederum gefällt sich in der Rolle des ewigen Non-Konformisten. Für den schweizerischen Putin-Versteher war es zum Beispiel kein Problem, im Frühjahr 2023 – da war der Einmarsch russischer Soldaten in die Ukraine über ein Jahr her – nach Moskau zu reisen, einen russischen Chef-Propagandisten zu interviewen und am 27. April 2023 in der Weltwoche zu unken, die Russen seien ja vielleicht die besseren Europäer. Er fühlte sich offensichtlich wohl in der russischen Hauptstadt ohne „Klima-Vandalen“ und ohne all das, was aus seiner Sicht, „unsere westliche Welt zugrunde richtet: grüne Ideologie, politkorrekte Meinungsverbote, Gender-Irrsinn, Zertrümmerung der Familie, Verwahrlosung des Rechtsstaats, blinder Gehorsam gegenüber den USA“.

Dieser Mann hält also am Montag einen Vortrag im Scala Club. Darauf angesprochen, betont Scala-Eigentümer Fabian Stiens, dass es sich bei dem Abend nicht um eine Veranstaltung des Scala selbst handele. Vielmehr habe er den Club für den Abend vermietet. Er habe sich vor dem Vertragsabschluss mit einer Erfurter Veranstaltungsagentur nicht genügend mit Roger Köppel auseinandergesetzt. Von Gerum hatte er nichts gehört, bis der „Leverkusener Anzeiger“ ihn auf den gelernten Kinofilm-Produzenten ansprach. Stiens über den Abend mit Köppel im Scala Club: „Das ist ein Fehler meinerseits. Aber ich distanziere mich ausdrücklich von diesem Journalisten. Ich bin in keiner Weise ein Sympathisant von Roger Köppel oder Weltwoche. Ich vertrete dieses Gedankengut überhaupt nicht.“

Stiens betonte, dass er eigentlich überhaupt keine politischen Veranstaltungen im Club mache. Für den Abend sei aber nun ein Mietvertrag unterschrieben und es sei schwierig, aus diesem Vertrag herauszukommen. Auch wenn er selbst die Veranstaltung stornieren wolle, könnte der Vertragspartner darauf beharren, dass der Abend stattfindet. Interesse an dem, was Köppel zu sagen hat, scheint vorhanden. Stiens berichtete, fast alle der 280 Karten seien bereits verkauft. „Ich hoffe, dass es Menschen gibt, die da hingehen und sich gegen diese Positionen wehren.“

Sponsor EVL spricht von einem Fehler

Zu den Sponsoren des Scala, deren Logo auch die Veranstaltung mit Köppel, dem früheren Nationalrat der rechten Schweizerischen Volkspartei, ziert, gehören die Energieversorgung Leverkusen und der Sportpark, also öffentliche Unternehmen. Stefan Kreidewolf, Sprecher der EVL, bezeichnete den Köppel-Auftritt in Opladen auf Anfrage als „Fehler“, der dem Scala-Lenker Stiens unterlaufen sein soll.

Die EVL stehe ausdrücklich für Toleranz und Vielfalt: „Das ist für uns als Unternehmen sehr wichtig.“ Er erinnerte in diesem Zusammenhang zum Beispiel an das Solidaritätssymbol mit der Ukraine: Zu Beginn des russischen Angriffs hatte die EVL in den Farben des Staates angestrahlt. Dennoch ändere der Köppel-Auftritt „nichts an unserer vertrauensvollen Zusammenarbeit mit dem Scala“, so der EVL-Sprecher.

Wesentlich zurückhaltender in der Sache äußerte sich auf Anfrage Erik Butterbrodt, Sprecher der Stadt und damit auch der Muttergesellschaft des Sportpark Leverkusen. Die Verantwortung bei der Verpflichtung und Überprüfung auftretender Personen oder liege „beim Veranstalter. Insofern äußern wir uns nicht zum dortigen Programm. Das Scala Opladen ist darüber hinaus kein städtischer Veranstaltungsort.“