Nicht nur Bayer 04 ist vom Autobahnausbau betroffen. Den SC Leverkusen könnte der Umbau viel empfindlicher treffen.
Umstrittener AusbauWie die Autobahn dem SC Leverkusen auf die Pelle rückt

Vom Eingang zum Vereinsgelände ist es nicht weit bis zur Autobahn. Rolf Schiefer (1. Vorsitzender SC Leverkusen) befürchtet das Aus des Vereins durch den Autobahnbau.
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Kommt der geplante Ausbau der Stelze, so wie ihn die Autobahn GmbH derzeit vermutlich bereits unter Hochdruck plant und vorbereitet, dann wird es ernsthafte Platzprobleme für Sportvereine führen.
Mitglieder des Vorstands des SC Leverkusen meldeten sich in der Redaktion. Betroffen seien nicht nur die Klubs mit „Bayer 04“ im Namen. Die SC-Vorstände befürchten das Ende ihres Vereins wegen des Stelzen-Baus.
SC ist Nachfolgeverein des VFL Leverkusen
Der SC ist der Nachfolgeverein des VFL Leverkusen. Die Sportanlagen liegen eingekeilt zwischen der Stelze, den Trainingsplätzen der Bayer 04 Fußball GmbH und dem TSV Bayer 04. Steht der 1. Vorsitzende Rolf Schiefer am Tor der Anlage, ist die Stelze nicht weit, hören kann er das Rauschen der Autos auf der A1 auf seinem 25.000 Quadratmeter großen Gelände immer.
Schiefer macht sich Sorgen, denn beim Bau der Stelze wird ein großer Teil des Geländes als Baustelleneinrichtung gebraucht. Das steht fest. Wie viel? „Ich weiß de facto gar nichts!“, sagt er. Selbst wenn die Autobahn nicht das ganze Sportgelände als Baustellen-Fläche benötigt, bleibt eine Frage: „Wie sollen wir hier überhaupt noch hinkommen?“
Großzügige Baustelleneinrichtung
Über die Baustelle, die sich dann unter der Stelze und ziemlich weit in Richtung des Sportparks ausdehnen wird, wird wahrscheinlich keine Zufahrt möglich sein. Schon beim ersten Bauabschnitt, an der Rheinbrücke und am Kreuz Leverkusen-West ist zu beobachten, dass die Autobahn-Planer viel Platz neben ihrer Baustelle beanspruchen und – abgesehen vom Durchgangs-Autoverkehr – regelmäßig wenig Rücksicht auf die schwachen Verkehrsteilnehmer – Radfahrende und Fußgänger – nehmen.
Im SC Leverkusen trainieren derzeit um die 400 Junioren unter 18 Jahren, 80 Senioren, es gibt 21 Jugendmannschaften. Die Quote der Mitglieder mit Migrations-Hintergrund im Verein gibt Schiefer mit 85 bis 90 Prozent an. Der SC ist der letzte zentral gelegene Leverkusener Fußballverein; viele Spieler kommen aus Wiesdorf, Manfort, aber auch aus Küppersteg.
Bedarf scheint es für den Verein zu geben. Schiefers Frau Susanne sagt: „Wir könnten noch ohne Ende Kinder aufnehmen.“ Wenn etwas Neues angeschafft werde, dann achte man darauf, dass es demontierbar sei, etwa ein neues Dach über den Tischen.
Es muss doch inzwischen irgendwelche Pläne geben, wie viel Platz die brauchen.
Schiefer nervt diese Unklarheit, er fühlt sich nicht mitgenommen. Der Rentner hat früher bei Bayer als Ingenieur gearbeitet, er sagt: „Es muss doch inzwischen irgendwelche Pläne geben, wie viel Platz die brauchen.“
Nelly Schreiner ist die Chefin des Sportparks, aber auch sie hat keine genauen Informationen über den Platzbedarf beim Bau der neuen Stelze: „Ich weiß nur, dass die Autobahn einen Teil unseres Geländes in Anspruch nehmen will“, sagt sie.

Spielbetrieb beim SC Leverkusen.
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Der Platzbedarf wird nicht gering sein, denn der Ablauf des Baus ist schon bekannt. Die alte Stelze soll in der ersten Bauphase erhalten bleiben. Während der A1-Verkehr wie immer weiterläuft, soll südlich davon, also da, wo die Sportplätze liegen, die halbe neue Autobahnfahrbahn gebaut werden. Die Breite der halben Autobahn ist mit über 30 Meter etwa vergleichbar mit der heutigen ganzen Stelze. Ist diese Fahrbahn fertig, sollen die drei Fahrspuren der alten Stelze in Richtung Dortmund abgebrochen werden.
Der gesamte A1-Verkehr in beide Richtungen läuft dann eine Zeitlang komplett über die Fahrspuren, die heute in Richtung Rheinbrücke führen. Nachdem die alte südliche Stelzen-Hälfte abgebrochen ist, soll die fertige neue Fahrbahn mit Hydraulikpressen an diesen Platz verschoben werden. Dann soll der gesamte A1-Verkehr auf dieser neuen Fahrbahn laufen und der Rest der alten Stelze kann abgebrochen und neu gebaut werden. Die fertige Stelze soll dann mehr als doppelt so breit werden wie heute.
Bau könnte um 2035 beginnen
Dieser Mega-Bau könnte nach vorsichtigen Einschätzungen um 2035 beginnen, nach dem Ausbau des Kreuzes und dem A3-Teilstück bis Opladen.
Schiefer sagt: Bayer 04 und der TSV mit ihrem Geldpolster würden sich sicher bald woanders niederlassen, sie haben ja schon Plätze nach Monheim verlegen wollen, das sei aber gescheitert. Was aber aus dem SC Leverkusen werde, stehe in den Sternen.