Schlacht um Biofrontera ist entschieden

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  • Firmenkritiker Wilhelm Zours bekommt nicht genug Aktien überschrieben

Die Attacke ist gescheitert, das Management von Biofrontera kann zunächst einmal unbehelligt weitermachen. Wilhelm Zours, der Mann hinter der Deutschen Balaton AG und engagierter Kritiker der Biofrontera-Führung, hat bei weitem nicht genug Aktien einsammeln können, um größter Anteilseigner bei der Manforter Pharmafirma zu werden und dadurch Druck auf die Führung auszuüben, am Ende sogar den Vorstand auszutauschen. Das war sein Ziel, und dazu hätte Zours mehr als sechs Millionen weitere Aktien kaufen müssen. Dieses Ziel hat er jedoch weit verfehlt: Nur knapp 1,3 Millionen Anteilsscheine wurden ihm überschrieben. Damit halten die mit Zours verbundenen Firmen jetzt knapp 8,4 Millionen Aktien, das entspricht 18,84 Prozent des Grundkapitals von Biofrontera. Das ist zwar viel, aber es gibt noch einen mächtigeren Aktionär: Das japanische Pharmaunternehmen Maruho, mit dem der Biofrontera-Vorstand gut zusammenarbeitet, hält reichlich 20 Prozent des Grundkapitals.

Ende Mai hatte Zours den Biofrontera-Aktionären ein Erwerbsangebot unterbreitet. Pro Aktie wollte er einen Euro bezahlen und zusätzlich einen Optionsschein an die Verkäufer ausreichen. Zu dieser Zeit notierte das Biofrontera-Papier deutlich über fünf Euro. Wohl auch deshalb hatte Zours seine Offerte vor drei Wochen noch einmal verändert: Nun bot er alternativ sechs Euro in bar für eine Aktie. Das Angebot hielt Zours bis vorigen Montag, 24 Uhr, aufrecht; am späten Donnerstag veröffentlichte dann die Deutsche Balaton Biotech AG, die Teil von Zours’ Firmenkonglomerat ist, das aus ihrer Sicht absolut unbefriedigende Ergebnis der Übernahme-Aktion. Warum Zours größter Aktionär von Biofrontera werden wollte, hatte er zuletzt auf der Hauptversammlung ausführlich dargelegt. In seiner Rede vor vier Wochen im Forum übte der Mann aus Heidelberg fundamentale Kritik am Kurs des Managements von Biofrontera und am Aufsichtsrat der Unternehmens. In beiden Gremien müssten andere Leute das Sagen haben. Im Aufsichtsrat habe Vorstandschef Hermann Lübbert vorwiegend „Leute versammelt, die ihm genehm sind“. Von einer wirksamen Kontrolle der Vorstandsarbeit könne keine Rede mehr sein. Die sei aber dringend erforderlich; Biofrontera werde nicht gut geführt. Noch mehr als auf den Professor und Firmengründer Lübbert hat sich Zours auf Thomas Schaffer eingeschossen. Der Finanzvorstand treffe immer wieder Entscheidungen, die der Entwicklung von Biofrontera eher schadeten. Ein Beispiel: Das Listing der Aktie an der US-Technologie-Börse Nasdaq sei teuer und bringe die kleine Firma dem ausgerufenen Ziel nicht näher: in den USA, ihrem künftig wichtigsten Markt, bekannter zu werden. Dort hat Biofrontera für sein wichtigstes Produkt, das Hautkrebsmittel Ameluz, eine Vertriebsorganisation aufgebaut, was Zours auch gut findet. Kritisch sieht er den Einfluss des Großaktionärs Maruho, mit dem Biofrontera auch in der Forschung zusammenarbeitet. Zours glaubt, die Japaner hätten viel mehr davon als die Deutschen.

Am Hemmelrather Weg sieht man das alles ganz anders. Der Vorstand warnte davor, Zours’ Offerte anzunehmen. Auch die gut 120 Beschäftigten äußerten sich: Sollte Zours in die Lage versetzt werden, in die Firma hinein zu regieren, würden viele Biofrontera verlassen. Jetzt steht fest: Alle können zunächst einmal bleiben.

Hermann Lübbert

Hermann Lübbert

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