Nach Flut in LeverkusenStadt will Bustickets für Opladener Schüler nicht mehr zahlen

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Hier pendelten Schülerinnen und Schüler der KGS Remigius in ihr Ausweichquartier. Für Kinder der Theodor-Heuss-Realschule bleibt dies bis 2024 Alltag.

Leverkusen – Die Theodor-Heuss-Realschule bleibt noch mindestens bis 2024 eine Baustelle. Schülerinnen und Schüler besuchen bis dahin Ersatz-Klassenzimmer an der GGS Steinbüchel und der Montanus-Realschule. Die Stadt hat bis jetzt die Kosten für Bustickets der betroffenen Kinder und Jugendlichen auf dem oft deutlich längeren Schulweg übernommen. Doch damit ist zum neuen Schuljahr Schluss.

„Ja“, antwortet Stadtsprecherin Julia Trick auf eine Anfrage des „Leverkusener Anzeiger“, es stimme: Die Eltern von Kindern der ausgelagerten Realschule müssen die Kosten für die Schülertickets ab dem Schuljahr 2022/2023 wieder selbst bezahlen. Damit fallen künftig im Monat 37,20 Euro (Selbstzahler), 14 Euro (freifahrtberechtigtes Kind) oder 7 Euro (zweites freifahrtberechtiges Kind) an. Die Fahrkarten gelten  auch an schulfreien Tagen rund um die Uhr im gesamten VRS-Gebiet.

Stadt Leverkusen: „Keine unzumutbare Belastung“

„Die unterschiedlichen zu zahlenden Eigenanteile stellen keine unzumutbare Belastung dar“, ist nur einer von mehreren Gründen für die Entscheidung der Verwaltung, die Sprecherin Trick aufzählt. Dazu zählt auch: Wer Kinder neu an der Schule anmelde, wisse um die Situation, wessen Kinder bereits die Schule besuchen, habe sich auf diese einstellen können. Unklar bleibt jedoch, ob Eltern bei der Anmeldung sogar davon ausgehen konnten, dass die Verwaltung die Kosten auch weiter übernimmt. 

Die Tickets kostenlos für weitere Jahre zur Verfügung zu stellen, könne aus Sicht der Fachverwaltung im Hinblick auf die Gleichbehandlung aller Schülerinnen und Schüler in Leverkusen nicht aufrechterhalten werden. So habe es schließlich keine solche Freifahrtberechtigung für Schülerinnen und Schüler der Hauptschule Im Hederichsfeld gegeben, als diese wegen der Grundsanierung ihres Schulgebäudes ins Ausweichquartier am Stadtpark zogen. Überhaupt seien aufgrund von Sanierung nie Kosten für Fahrten übernommen worden.

Verwaltungsaufwand „kaum noch händelbar“

„Auch bei der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule, die durch die Flut mittelbar betroffen war, weil sie den Standort an der Elbestraße bis auf Weiteres nicht belegen konnte, wurden keine Zugeständnisse im Hinblick auf die Fahrkostenübernahme gemacht“, führt Sprecherin Trick aus. Dieser Fall ist jedoch nur schwer gleichzusetzen: Die beiden Standorte der Gesamtschule liegen im gleichen Stadtteil keine zwei Kilometer voneinander entfernt.

Außerdem: „Der Auslagerungsstandort befindet sich in Leverkusen und nicht weit vom alten Standort entfernt.“ Was weit und was nah ist, ist immer der individuellen Wahrnehmung geschuldet, doch diese Aussage der Stadt ist mindestens gewagt. Mit dem Fahrrad sind die beiden Schulstandorte etwa sechs Kilometer oder 20 Minuten voneinander entfernt; mit dem Bus ist man mehr als 40 Minuten unterwegs; mit dem Auto dauert die Strecke je nach Tageszeit etwa zwölf bis 17 Minuten.

Die Verwaltung nennt noch weitere Gründe, die Tickets künftig nicht mehr zu bezahlen: Der Verwaltungsaufwand rund um die Erstattungsanträge sei „mit dem vorhandenen Personal kaum noch händelbar“. Außerdem sei mit der Wupsi nur eine Übergangs- und Ausnahmelösung vereinbart worden. Bei einer Fortsetzung müsse es eine neue Vereinbarung zwischen Wupsi und VRS geben: „Es ist damit zu rechnen, dass die Kosten hierdurch weiter ansteigen würden.“

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Wie hoch die Kosten bislang sind, teilt die Stadt ebenfalls mit: 260.000 Euro habe sie aufgebracht – und es lägen noch nicht alle Erstattungsanträge vor. Etwa 160.000 Euro seien darüber hinaus für die Kostenübernahme für Kinder des überfluteten  und inzwischen wieder hergerichteten Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums angefallen, auch diese Zahl sei nicht final.

Der Opladener CDU-Chef Matthias Itzwerth kritisiert im Namen der Fraktion der Christdemokraten im Stadtrat die Verwaltung für das Ende der Kostenerstattung: „Es war nicht die Entscheidung vieler Eltern, dass ihre Kinder für die Fahrt zur Schule und zurück ein Schülerticket benötigen.“ Vielmehr sei die Entscheidung für die Theodor-Heuss-Realschule in vielen Fällen durch die örtlichen Begebenheiten – also fußläufige Erreichbarkeit – beeinflusst gewesen.

„Wir fordern die Stadt auf, auch im kommenden Schuljahr die Kosten für das Schülerticket zu übernehmen“, sagt Itzwerth weiter. Es sei nicht zumutbar, dass Eltern ungewollt über einen langen Zeitraum zusätzliche Kosten zu tragen hätten für einen deutlich längeren Schulweg. Wie die Stadt das finanzieren soll? „Weiterhin soll durch die Stadt geprüft werden, ob die zusätzlich entstehenden Kosten als erweiterte Flutkosten beim Land mit der Bitte um Erstattung gemeldet werden können.“

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