Schulsportfest der anderen Art

Der Trixitt-Tag verlangte den Hauptschülern ungewohnte Spielvarianten und Sportarten ab
Copyright: Ralf Krieger
Das Gewimmel auf dem Schulhof der Theodor-Wuppermann-Hauptschule ist groß. Es geht laut zu. Die Schüler rufen, trappeln und klatschen. Mit den Bundesjugendspielen, jenem traditionellen Sportfest, das Generationen von Schülern im Land einmal im Jahr zu Beginn des Sommers eher quälte, das die meisten ertrugen, manche aber geradezu hassten, hat es nicht mehr viel zu tun.
Was sich hier abspielt hat mit dem sattsam bekannten Dreikampf aus Laufen, Werfen und Springen gar nichts mehr zu tun. Hier flucht auch keiner. Hier läuft niemand mit einer Miene der Unlust herum. Hier machen alle mit und freuen sich, dass sie erstens keinen Unterricht haben bei dieser Hitze und dass sie zweitens Sportarten frönen können, die Spaß machen. Das Zauberwort, das hier alle begeistert, heißt Trixitt. Es ist eine – neudeutsch – Schulsport-Veranstaltung der modernen Art. Es geht zwar um Sport und Urkunden, aber eben nicht um Weitsprung in den Sandkasten, Runden um den Sportplatz oder das Werfen von kleinen Bällen. Es wird Fußball gespielt und Völkerball in einer wesentlich rasanteren Form als man das normalerweise kennt. „Känguruh-Hüpfen“ über Teppiche mit Markierungen und ein Scooter-Rennen und ein Wurfspiel namens „Volltreffer“ sind angesagt.
Eine Firma aus Bochum richtet diese – wenn man so will – alternativen Sportfeste im Aiuftrag der Schulen aus. Ihre Mitarbeiter sind dieser Tage in ganz Deutschland unterwegs sind, um an Schulen die Trixitt- Events anzubieten und zu organisieren.

Neben Hockey und Fußball gehörte auch das Laufen dazu, unter Wettkampfbedingungen natürlich.
Copyright: Ralf Krieger
„Die Jugendlichen sind heutzutage ein wenig sportverdrossen“, sagt David Körner, Konrektor der Theodor-Wuppermann-Hauptschule. Das Freizeitangebot hat sich über Jahre hinweg verändert. Die digitale und virtuelle Welt – bis hin zu den elektronischen Sportwettkämpfen (E-Sports) – hat die analoge abgelöst. An Playstastions rumdaddeln und computeranimierte Fußballer Tore erzielen lassen ist vielen populärer als das reale Kicken im Verein oder eben die Bundesjugendspiele. „Daher haben wir uns überlegt, was wir tun können, um den Schülern trotzdem ein Sportfest anzubieten“, ergänzt Körner.
Die Idee, die aufkam, war Trixitt. Nach einem kurzen Gespräch der Schulleitung um Direktorin Mareen Lethaus mit den Vertretern dieses Anbieters war klar: „Wir probieren das aus.“ Die Summe von knapp 4500 Euro, die so ein Trixitt-Tag kostet, brachte die Schule aus eigenen Mitteln und durch einen Sponsorenlauf auf, den der Förderverein der Schule organisierte. Der Vertrag wurde unterzeichnet. Am Stichtag standen die externen Sportskanonen – gut 20 Mitarbeiter sind im Einsatz – an der Schule und bauten alles auf.
Wenige Stunden später jubeln Schüler wie Vurgun (15) und Baran (14) aus der 8a, die gerade gegen die Schüler der 8b Fußball gespielt haben, dass das alles „Riesen-Spaß“ mache (Vurgun) und „die Gemeinschaft gefördert“ werde (Baran). Das sei bei den Bundesjugendspielen nicht so der Fall. Da sei eher jeder für sich alleine unterwegs, und es gebe auch nicht so eine Abwechslung.
Auch Doris Brosseder – Lehrerin für Deutsch, Mathe, Geschichte, Wirtschaftslehre, Kunst und Erdkunde und als nach eigenen, mit einem Lachen unterlegten Worten „völlig unsportlich“ – ist begeistert beim Blick auf das Treiben: „Die Schüler ziehen tatsächlich alle mit. Man sieht ihnen an, dass ihnen das Konzept dieses Sportfestes gefällt.“
Für die Umsetzung dieses Konzepts sind an diesem Tag unter anderem Julian Smuda, Julian Berkenbusch und Kevin Bink zuständig. Sie gehören zum Trixitt-Team, das aus angehenden und bereits ausgebildeten Sportpädadgogen, aus Sportstudenten, Sportlehreren und anderen Fachleuten besteht.
Das Konzept dieses Sportfestes löse schon mehr und mehr die Bundesjugendspiele ab, sagt Julian Smuda. „Das Traditionelle ist bei den heutigen Schülern einfach nicht mehr so gefragt“, sagt er. Deshalb haben er und sein Team immer mehr zu tun. „Meist arbeiten wir an einem Tag zweigleisig und betreuen somit mehrere Veranstaltungen an Schulen.“ Demnächst gehe es auch nach Leipzig, Stuttgart, Frankfurt.
Dieser Erfolg zeigt nicht nur an der Hauptschule in Leverkusen: Sport ist für viele Jugendliche eben kein Mord. Es kommt offenbar nur darauf an, wie er angeboten wird.
David Körner, Konrektor